Badische Staatskapelle: Konzertsaison 2022/23 mit internationalen Künstlern
- Dienstag, 12. Juli 2022 16:09
- Von Christine Gehringer
(red.) In der kommenden Konzertsaison warten Generalmusikdirektor Georg Fritzsch und die Badische Staatskapelle mit international renommierten Gästen auf – wie etwa Rudolf Buchbinder, Xavier de Maistre, Nils Mönkemeyer, Claire Huangci und oder auch dem jungen Trompeter Simon Höfele, der bei Reinhold Friedrich studiert hat.
Das „Flaggschiff“ des Konzertspielplans, so teilte das Staatstheater mit, ist die Reihe der Sinfoniekonzerte, die unter anderem den kommenden Jubilaren Max Reger und Sergej Rachmaninow gewidmet sind. Beide Komponisten haben im Frühjahr 2023 ihren 150. Geburtstag.
Daneben bieten die Sonderkonzerte einige außergewöhnliche Programme – auch außerhalb des Staatstheaters – wie etwa eine Fortsetzung der „Nachtkonzerte“ in der Christuskirche Karlsruhe. Das Angebot beinhaltet zudem Kammerkonzerte, dazu das traditionelle Weihnachtssingen, ein Neujahrskonzert und die beliebte Händel-Gala. Einen Konzertgenuss unter freiem Himmel bietet schließlich die Gala „Schloss in Flammen“.
Zu den Konstanten im Programm gehören weiterhin die Konzertreihen „JazzNights“ und „NachtKlänge“, und anstelle der Jugendkonzerte gibt es mit dem „Klangöffner“ ein neues, rund einstündiges Format: Dieses soll nicht nur jungen Menschen, sondern allen Interessierten einen leichten Einstieg in die klassische Musik ermöglichen. Außerdem wird ein vielfältiges Konzertprogramm für Kinder und Jugendliche angeboten, unter anderem mit Kinder- und Kleinkinderkonzerten sowie Kammerkonzerten.
Innerhalb des Sinfoniekonzert-Spielplans gibt es einen ganzen Richard-Strauss-Abend unter anderem mit der „Alpensinfonie“. Auch Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 4 ist zu hören; sie verweist bereits auf die Endzeitstimmung des frühen 20. Jahrhunderts. Modest Mussorgskys populäre „Bilder einer Ausstellung“ stehen auf dem Programm, ebenso Paul Hindemiths Sinfonie „Mathis der Maler“, die sich auf Grünewalds Isenheimer Altar bezieht. Ferner gibt es Werke von Ludwig van Beethoven und Robert Schumann, sowie zwei Komponisten unseres Jahrhunderts: Cristobal Halffter und Christian Jost.
Mainzer Musiksommer startet am 14. Juli
- Montag, 11. Juli 2022 20:34
- Von Christine Gehringer
(red.) Wenn in Karlsruhe und Umgebung die Konzertsaison endet, dann haben Klassikliebhaber die Gelegenheit, zum Beispiel Konzerte im benachbarten Rheinland-Pfalz zu erleben: Die Stadt Mainz lädt in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk und der Villa Musica in einige der schönsten historischen Bauten der Stadt – und zwar im Rahmen des „Mainzer Musiksommer“ zwischen dem 14. Juli und dem 20. August.
Das Sommerfestival – veranstaltet von Alexandra Hodapp und Michael Heintz, die auch für die Reihe „Karlsruhe Klassik“ im Konzerthaus verantwortlich sind - bietet eine musikalische Bandbreite von Alter Musik bis hin zur Weltmusik.
Das Festival beginnt am Donnerstag, den 14. Juli mit einer „Romantischen Nacht“ vor den berühmten Chagall-Fenstern in der Kirche St. Stephan: Domorganist Daniel Beckmann und die Geigerin Tianwa Yang eröffnen das Festival mit jungen Künstlern der Villa Musica.
Auch im historischen Fürst-von-Bismarck-Saal der ehemaligen Sektkellerei Kupferberg sind Klassikprogramme zu erleben: Joseph Moog (Klavier) musiziert mit dem Ukrainer Dmitri Udovichenko, dem diesjährigen Preisträger „Stern Villa Musica“ (21.7.). Die Pianistin Anna Khomichko spielt Klaviersonaten der Wiener Klassik und Musik von Franz Liszt (22.7.).
In der Kapelle St. Antonius sind am 27.7. der Gambist Jakob David Rattinger und sein Ensemble zu hören; die Musiker von "Constantinople" dagegen verschmelzen in ihrem Programm „Traversées“ die Musik Persiens mit den Klängen Westafrikas (30.7.). Außerdem zu Gast: Die „All-Star-Band“ Klezmerata Hamburg (11.8.).
In „Mozart am Rhein“ (12.8.) öffnet St. Antonius für ein Kindertheater mit dem Schauspieler Boris Weber, der von Mozarts Erlebnissen erzählt. Am 18. 8. begeben sich der Blockflötist Stefan Temmingh und die Sopranistin Dorothee Mields in der Seminarkirche auf eine Reise in das barocke London.
Das vollständige Programm mit entsprechenden Uhrzeiten und Spielorten sowie Ticket-Informationen gibt es unter www.mainz-klassik.de
Klangwunder im Pianissimo
- Montag, 11. Juli 2022 11:29
- Von Christine Gehringer
Sommerfestspiele Baden-Baden: Yannick Nézet-Séguin, das Chamber Orchestra of Europe und die Pianistin Beatrice Rana boten mitreißende Interpretationen von Clara Schumann und Johannes Brahms
Yannick Nézet-Séguin mit dem Chamber Orchestra of Europe und der Pianistin Beatrice Rana im Festspielhaus Baden-Baden. (Foto: Andrea Kremper)
Wenn Yannick Nézet-Séguin am Pult steht, dann kann man sicher sein, dass man manche Dinge anders hört als sonst. Mit dem Chamber Orchestra of Europe bot der Kanadier einen spannenden Abend zum Auftakt seiner Baden-Badener Sommerfestspiele mit dem klangvollen Namen „La Capitale d‘ Eté“. Die junge Pianistin Beatrice Rana begeisterte im Klavierkonzert von Clara Schumann.
Ausdruckstiefe vor allem im zweiten Teil
- Freitag, 08. Juli 2022 15:44
- Von Christine Gehringer
Kammerchor der Musikhochschule Karlsruhe mit Werken von Heinrich Schütz in der Auferstehungskirche Rüppurr
Der Kammerchor der Musikhochschule unter Matthias Beckert in der Auferstehungskirche Rüppurr. (Foto: Gehringer)
Mit einem selten aufgeführten Werk – nämlich der „Auferstehungshistorie“ von Heinrich Schütz – erinnerte vor kurzem die Musikhochschule Karlsruhe an einen der bedeutendsten deutschen Kirchenmusiker.
In diesem Jahr begeht die Musikwelt Schütz‘ 350 Todestag; doch in hiesigen Konzertkalendern blieb das bisher weitgehend unberücksichtigt. Beim Konzert in der Auferstehungskirche Rüppürr waren außerdem die „Musikalischen Exequien“ zu hören; es musizierte der Kammerchor der Musikhochschule unter der Leitung von Matthias Beckert. Zur Seite stand den Sängerinnen und Sängern das Gambenconsort „Les Escapades“.
Hier vibriert die Luft
- Donnerstag, 07. Juli 2022 16:16
- Von Christine Gehringer
Musik von Felix und Fanny Mendelssohn Bartholdy im Alten Ratssaal Baden-Baden
"Musik in (Baden-) Baden" mit Joachim Draheim, Natasha Korsakova, Larissa Wäspy und Ira Maria Witoschynskyj (von links) im Alten Ratssaal. (Foto: Gehringer)
Wenn die Stadt Baden-Baden und die Draheim-Stiftung „pro Musica et musicis“ zur „Musik in (Baden-) Baden“ einladen, dann darf man Raritäten und Erstaufführungen erwarten.
Das war auch der Fall beim jüngsten Konzert im Alten Ratssaal mit Natasha Korsakova (Violine), Larissa Wäspy (Sopran), Ira Maria Witoschynskyj (Klavier) und Joachim Draheim (Konzept, Moderation).
Die Geschwister Felix und Fanny Mendelssohn - ihr Todestag jährt sich in diesem Jahr zum 175. Mal – wurden sozusagen in einen musikalischen Dialog gesetzt, ganz nach einem Zitat des Musikkritikers Ludwig Rellstab (1799-1860), der diese Beziehung als „ ...die Schwesternschaft des Talents mit dem berühmten Bruder“ bezeichnete.
Grötzinger Musiktage starten am Sonntag
- Mittwoch, 06. Juli 2022 21:07
- Von Christine Gehringer
(red.) Am Sonntag, den 10. Juli starten die Grötzinger Musiktage in der dortigen evangelischen Kirche: Den Anfang machen Hanno Müller-Brachmann (Bassbariton), Reinhold Friedrich (Trompete) und Carsten Wiebusch (Orgel) mit Werken von Bach, Händel und Jehan Alain. Beginn ist 19 Uhr.
Musik von Mozart, Anton Reicha und Juan Crisostomo de Arriaga sind am Samstag, den 16. Juli zu hören; es spielt das Ensemble „Il capriccio“ auf historischen Instrumenten. Beginn ist 19.30 Uhr.
Am Sonntag, den 24. Juli (19 Uhr) musiziert das Ensemble TEMA in der Begegnungsstätte Grötzingen; Werke von Debussy, Prokofiew, Edison Denissow, Felix Treiber, Eunsun Lee und Isang Yun stehen auf dem Programm.
Im September wird die Reihe in der evangelischen Kirche fort gesetzt: Am 18. September (19 Uhr) mit Musik von Dowland, Albinoni, Skrjabin, Scott Joplin u.a. und am 25. September (18 Uhr) mit dem Vocalconsort Leipzig und Werken von Mendelssohn, Purcell, Reger, Alban Berg.
Üppige Bilder, große Spielfreude
- Montag, 04. Juli 2022 22:48
- Von Christine Gehringer
Ettlinger Schlossfestspiele: Auch die B-Premiere von Bizets "Carmen" überzeugt
Ettlinger Schlossfestspiele: "Carmen" vor barocker Kulisse (Foto: Björn Hickmann)
Man braucht nicht immer die große Opernbühne. Vielmehr ist es eine Freude zu sehen, welche Energie von einem Ensemble ausgehen kann, das einerseits von jungen, jedoch erfahrenen Sängern, andererseits von den engagierten Bürgern einer Stadt getragen wird.
Zur Zeit erlebt man das bei den Ettlinger Schlossfestspielen in Bizets Oper „Carmen“. Intendantin Solveig Bauer, die hier Regie führt, braucht nur wenige Zutaten für ein rundum sinnliches Sommer-Vergnügen: Große, farbenfrohe Szenen, intensives Spiel, schöne Stimmen – den Rest besorgt die barocke Kulisse. Eine absolute Empfehlung! (Letzte Vorstellungen am 9. und 13. August; weitere Informationen unter www.schlossfestspiele-ettlingen.de).
Die große Reife des jungen Mendelssohn
- Samstag, 02. Juli 2022 16:42
- Von Christine Gehringer
In der Reihe "20 Finger" spielten Sontraud Speidel und Franziska Lee Klavier-Transkriptionen von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Kleinen Kirche
Sontraud Speidel und Franziska Lee in der kleinen Kirche in Karlsruhe. (Foto: Gehringer)
Heutzutage sorgen Massenmedien wie CDs, Videoportale oder Streamingdienste für die Verbreitung von Musik.
Im 19. Jahrhundert war dies in größerem Umfang nur durch so genannte Klaviertranskriptionen möglich: Meist waren das vereinfachte, spielbare Versionen der Originalwerke – gedacht vor allem für den Hausgebrauch.
Doch es gibt auch Transkriptionen, die deutlich höhere Ansprüche an den Interpreten stellen, wie etwa diejenigen von Franz Liszt, der mit seinen Bearbeitungen eigenständige Konzertstücke schuf.
In der Kleinen Kirche Karlsruhe waren vor kurzem vierhändige Transkriptionen von Felix Mendelssohn Bartholdy zu hören: Es handelte sich dabei um Erstaufführungen, um Bearbeitungen eigener Werke wie etwa der „Hebriden“-Ouvertüre und der „Schottischen Sinfonie“. Sie sind für Laien jedoch ebenfalls unspielbar, und man braucht schon ein Duo wie die Pianistinnen Sontraud Speidel und Franzsika Lee, um daraus ein abendfüllendes und - mit wenigen Abstrichen - großartiges Konzert zu gestalten.
Baden-Baden: Festival "La Capitale d' Eté" startet am kommenden Freitag
- Samstag, 02. Juli 2022 00:43
- Von Christine Gehringer
„La Capitale d’Été“ - so nannte der Reise-Journalist Eugène Guinot die malerische Stadt an der Oos Mitte des 19. Jahrhunderts. „Wenn ein Unwissender fragen würde, welches die Hauptstadt Europas ist, würde man ihm das sagen: Europa hat zwei – eine Winterhauptstadt – Paris; und eine Sommerhauptstadt – Baden-Baden.“ Hier lebten Johannes Brahms, Clara Schumann und Pauline Viardot; hier trafen sich Persönlichkeiten aus Kultur und Gesellschaft.
An diese Tradition will man im Festspielhaus Baden-Baden wieder anknüpfen, und zwar mit einem Sommer-Festival, das in den Händen von Yannick Nézet-Séguin liegt: Der Musikdirektor der New Yorker Metropolitan Opera erhält damit seine eigenen Festspiele in der Region. „Die Stadt Baden-Baden ist so wichtig für das kulturelle Leben in Europa“, erklärte der Kanadier auf einer Video-Pressekonferenz. Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa ergänzte, man müsse die historische Bedeutung Baden-Badens – zumal inzwischen Weltkulturerbe - „in die Welt hinaustragen“. Hier seien er und Nézet-Séguin „Brüder im Geiste“.
Wer Yannick Nézet-Séguin - er zählt zu den interessantesten und gefragtesten Künstlern unserer Zeit – in Europa für längere Zeit erleben möchte, der muss also künftig an die Oos reisen; am kommenden Wochenende ist dazu Gelegenheit: Die Erstausgabe des Festivals geht vom vom 8. bis zum 17. Juli über die Bühne. Gemeinsam mit dem Chamber Orchestra of Europe und mit jungen preisgekrönten Solisten wie etwa der italienischen Pianistin Beatrice Rana verneigt sich der Dirigent dabei vor den Komponistinnen Clara Wieck und der nach wie vor eher unbekannten Louise Farrenc (eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts) und setzt beide in Beziehung zu Johannes Brahms.
„Die Komponistinnen der damaligen Zeit waren oft genauso talentiert, manchmal sogar talentierter als ihre männlichen Kollegen“, sagt Nézet-Séguin. Allerdings hätten sie nicht dieselben Möglichkeiten gehabt, deshalb gebe es in der Musikgeschichte einige „blinde Flecken“. (Louise Farrenc hatte jedoch das Glück, mit einem Verleger verheiratet zu sein, so waren ihre Werke zumindest zu ihren Lebzeiten verbreitet, gerieten dann aber in Vergessenheit).
Diese „blinden Flecken“ zu beseitigen, daran möchte der Kanadier arbeiten: „Es ist mein Wunsch, dass die Leute in zehn Jahren sagen: Louise Farrenc ist diejenige, die klingt wie Mendelssohn“ - aber eben dennoch mit einer eigenen Sprache. Auch Repertoire-Klassiker gelte es „neu“ zu entdecken. Deshalb ist es Yannick Nézet-Séguin ein Anliegen, die Werke im Programm zueinander in Beziehung zu setzen.
Mit viel Geduld soll mit „La Capitale d‘ eté“ im Laufe kommenden Jahre ein „Diamant im Festivalkalender“ geschliffen werden, so Benedikt Stampa. Vor allem aber will das neue Sommerfestival Brücken bauen – zwischen den Menschen, die nach Baden-Baden kommen, aber in nach-pandemischer Zeit auch erneut zwischen Künstlern und Publikum: „Denn danach hungern die Leute“, sagt Yannick Nézet- Séguin. „Wir müssen Musik wieder gemeinschaftlich erleben; wir gehen ins Konzert, weil wir es möchten und nicht, weil wir das schon immer so gemacht haben“.
Um möglichst vielen Menschen diesen gemeinschaftlichen Genuss zu ermöglichen, wird das Festspiel-Konzert am Sonntag, 10. Juli 2022 um 17 Uhr live zeitversetzt (ab 17.30 Uhr) in den Klosterhof der Abtei Lichtenthal gestreamt. Hinweis: Die Plätze für dieses Public Viewing sind aber bereits vergeben; es ist jedoch noch möglich, das Konzert vor Ort im Festspielhaus zu erleben.
Perfekte Balance zwischen Bildern und Musik
- Mittwoch, 29. Juni 2022 16:30
- Von Christine Gehringer
Verdis "Aida" am Karlsruher Staatstheater ist rundum gelungen
Oskana Kramareva als "Aida" am Staatstheater Karlsruhe. (Foto: Felix Grünschloss)
Die einen denken bei Verdis „Aida“ hauptsächlich an eine opulente Ausstattungsoper im Glanz des alten Ägypten; die anderen wünschen sich eine „Verheutigung“ im Sinne des modernen Regietheaters. Beides wird dem Werk nicht gerecht.
Die Karlsruher Produktion hingegen liegt genau dazwischen – und sie überzeugt. (Weitere Aufführungen gibt es am morgigen Donnerstag, den 30. Juni, außerdem am 9. und am 13. Juli).