Das Volkslied: Eine Fundgrube
- Dienstag, 28. Juni 2022 09:15
- Von Christine Gehringer
Hofkonzert unter dem Motto "Am Brunnen vor dem Tore" an der Evangelischen Stadtkirche
Der Bachchor Karlsruhe, die Camerata 2000 und die Solisten Clara-Sophie Bertram und Bernhard Gärtner musizierten unter der Leitung von Christian-Markus Raiser. (Foto: Gehringer)
Endlich wieder Hofkonzert in Karlsruhe – und das war noch nicht einmal durch Gewitter beeinträchtigt. Bei mäßiger Schwüle trafen sich die Liebhaber der gepflegten Chormusik im Innenhof der Stadtkirche; das Thema war diesmal das Volkslied.
Als Inbegriff gilt vielleicht Silchers (und Schuberts) „Am Brunnen vor dem Tore“ - so lautete auch der Titel des Konzerts. Wer jetzt aber an eine „antiquierte“ Gattung denkt, der liegt falsch, denn alte Weisen wie etwa „Greensleeves“ oder das irische „Dannyboy“ sind zeitlos und gehören beinahe schon zu den Schlagern.
Mitglieder des Bachchores Karlsruhe, dazu die Camerata 2000 (Leitung: Christian-Markus Raiser) durchstreiften Volks- und Tanzweisen aus vier Jahrhunderten.
Der Romantiker E.T.A. Hoffmann: Originell in Wort und Musik
- Freitag, 24. Juni 2022 23:00
- Von Christine Gehringer
Zum 200. Todestag des Schriftstellers und Komponisten/ kürzlicher Vortrag im "Kaffeehaus Schmidt" mit Joachim Draheim und Hartmut Becker
Regelmäßig lädt das Kaffeehaus Schmidt in Karlsruhe zum musikalischen Vortrag in der Reihe "Kultur im Café". (Foto: Gehringer/ Archiv)
Vor 200 Jahren starb der Schriftsteller, Kritiker, Musiker und Komponist E.T.A. Hoffmann in Berlin. Seine literarischen Werke gelten als ein Inbegriff des Romantischen. Doch allein die Aufzählung seiner Tätigkeiten zeigt: Hier handelt es sich um ein Universaltalent, dessen musikalisches Schaffen allerdings nach wie vor kaum beachtet wird.
Im Rahmen der Reihe „Musikgeschichten“ im Kaffeehaus Schmidt in Karlsruhe haben sich die beiden Musikwissenschaftler Joachim Draheim und Hartmut Becker dieser bemerkenswerten Persönlichkeit angenähert. Man erfährt: Auch als Komponist zeigt E.T.A. Hoffmann eine bemerkenswerte Originalität.
Von Teufelsgeigern und Schloss-Attrappen
- Donnerstag, 23. Juni 2022 13:18
- Von Christine Gehringer
Amüsantes Einpersonenstück rund um die Geige in der Karlsruher Hemingway Lounge
Laurent Albrecht Breuninger als Minnesänger - in Hans Hachmanns Stück "Wer's kann, der tut' s, wer's nicht kann, unterrichtet." (Foto: Gehringer)
„Wer‘ s kann, der tut‘ s, wer‘ s nicht kann, unterrichtet“ - diese Worte sind eigentlich selbsterklärend. Oder anders gesagt: Wer unterrichtet, der hat‘ s nötig. Der ist als Musiker sozusagen gestrandet. Oder etwa nicht?
Dieser hintergründige Titel, der allerlei Klischees hervorruft, gehört zu einem kurzweiligen Einpersonenstück (mit Geige), das der ehemalige SWR-Musikredakteur Hans Hachmann für den Geiger und Hochschulprofessor Laurent Albrecht Breuninger schrieb.
Die Uraufführung konnte man in der Karlsruher Hemingway Lounge erleben, und dabei wurde klar: Breuninger kann nicht nur Geige spielen, sondern auch schauspielern.
Matthias Wohlbrecht zum Kammersänger ernannt
- Montag, 20. Juni 2022 21:04
- Von Christine Gehringer
(red.) Der Tenor Matthias Wohlbrecht ist für seine künstlerischen Verdienste am Staatstheater Karlsruhe zum Kammersänger ernannt worden. Der Ehrentitel wurde dem Sänger durch Kunstministerin Theresia Bauer verliehen; mit der Auszeichnung bekunde das Land in besonderer Weise seinen Dank und seine Wertschätzung für das künstlerische Wirken des Tenors, teilte das Staatstheater am Montag mit.
„Mit größter Hingabe sowie Könnerschaft hat sich Matthias Wohlbrecht nicht nur einen Platz im Herzen des Karlsruher Publikums ersungen, sondern sich auch in hohem Maße um die Kunstform Oper verdient gemacht,“ wird Operndirektorin Nicole Braunger in der Mitteilung zitiert.
Matthias Wohlbrecht studierte an der Hochschule für Musik Würzburg Gesang und vervollständigte seine Ausbildung an der Akademie des Belcanto in Mailand. Nach Engagements in Rostock, Darmstadt und Mannheim ist er seit 2004 Mitglied des Karlsruher Opernensembles. Sein Repertoire reicht von „Podestà“ in Mozarts „Die Gärtnerin aus Liebe“ über mehrere Wagner-Partien bis zu hin Berg, Hindemith oder Strawinsky. Auch die Operette oder die italienische Oper gehört zu seinem Fach.
Gastspiele führten den Tenor ans "Teatro La Fenice" in Vendig oder - als Mime und Loge in einem Kompakt-Ring an einem Abend - in die Münchner Philharmonie sowie als Hexe in „Hänsel und Gretel“ nach Moskau.
Er gastierte unter Ingo Metzmacher als Aufrüherischer in Schönbergs „Jakobsleiter“ beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und als Albert in Korngolds „Toter Stadt“ unter Mikko Franck beim Orchestre de Radio France in Paris.
Am Staatstheater Karlsruhe überzeugte er zuletzt als „Herodes“ in „Salome“ von Richard Strauss.
Der Ehrentitel „Kammersänger“ wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg auf Antrag des Badischen Staatstheaters und der Württembergischen Staatstheater verliehen.
Das Carion Wind Quintet lud zur vergnüglichen Maskerade
- Montag, 20. Juni 2022 18:42
- Von Christine Gehringer
Saison-Abschluss der Bruchsaler Schlosskonzerte/ Letztes Konzert unter dem langjährigen Leiter Hans-Peter Henecka
(Foto: Jänis Porietis/PR)
Masken wurden bei Konzerten fürs erste genug getragen – umso launiger ist es, wenn ein Ensemble zur Abwechslung einmal selbst zum Maskenspiel bittet, wie etwa das Carion Wind Quintet bei Saisonabschluss der Bruchsaler Schlosskonzerte. Hier wurden Komponisten maskiert und demaskiert, während die fünf Bläser offenbar das Rollenspiel für sich entdeckt haben.
Zugleich ging an diesem Abend auch eine bemerkenswerte Ära zu Ende. Hans-Peter Henecka, seit 42 Jahren künstlerischer Leiter der Schlosskonzerte und bis zum vergangenen Jahr Vorsitzender des Trägervereins „Kulturring Bruchsal“, übergab sein Amt nun offiziell an die neue Doppelspitze mit Bernhard Firnkes und Jutta Knell.
Große musikalische Reife beim Clara-Schumann-Klavierwettbewerb
- Dienstag, 14. Juni 2022 12:14
- Von Christine Gehringer
Beim Preisträgerkonzert an der Musikschule in Baden-Baden staunte man über die jungen Talente
Vorspiel an der Clara-Schumann-Musikschule in Baden-Baden: Die jungen Wettbewerbs-Teilnehmer machten beim Preisträgerkonzert ihrer Namensgeberin alle Ehre. Rechts: Die Jury-Mitglier Joachim Draheim und Swen Fischer mit Sontraud Speidel. (Foto: Gehringer)
Das Klavierwerk der großen Pianistin im Repertoire junger Künstler zu verankern – das ist ein Anliegen des neuen Clara-Schumann-Wettbewerbs, der am Wochenende an der gleichnamigen Musikschule in Baden-Baden ausgetragen wurde.
Hauptsächlich soll mit derartigen Initiativen aber auch die relativ junge Clara-Schumann-Gesellschaft Baden-Baden in Erscheinung treten: Zum Gedenkjahr 2019 gegründet, wurde der Verein durch die Corona-Pandemie bisher weitgehend ausgebremst. Beteiligt am Wettbewerb war – neben der Brahms-Gesellschaft Baden-Baden – auch das Piano Podium Karlsruhe; die jungen Schülerinnen und Schüler (22 hatten sich angemeldet) stellten sich unter der Initiative der rührigen Pianistin und Klavierpädagogin Sontraud Speidel den Wettbewerbs-Anforderungen.
Im abschließenden Preisträgerkonzert bekam das Publikum dann Erstaunliches zu hören, und dank vieler privater Spenden wurden die jungen Künstler mit CDs, Noten und Geldpreisen bedacht.
Wortwitz und Klangrausch
- Donnerstag, 09. Juni 2022 15:28
- Von Christine Gehringer
Festival "Presence" im Festspielhaus Baden-Baden: Zum Abschluss Wagner, Enescu, Salonen - und dann noch Dadaismus
Witziger Abschluss des Festivals "Presence" im Festspielhaus Baden-Baden: "Patricia Kopatchinskaja & Friends" mit der Ursonate von Kurt Schwitters (Foto: Michael Gregonowits)
Es hatte möglicherweise (auch) kommerzielle Gründe, dass gegen Ende des „Presence“- Festivals Wagners „Walküre“ in Auszügen mit dem Violinkonzert von Esa-Pekka Salonen verbunden wurde. Denn aus manchen Gesprächsfetzen im gut besuchten Festspielhaus war zu entnehmen, dass viele Gäste gekommen waren, um neben dem SWR Symphonieorchester (Leitung: Dima Slobodeniouk) und der Geigerin Patricia Kopatchinskaja vor allem auch Camilla Nylund als Sieglinde oder Bryan Register als Siegmund zu erleben.
Konzertante Oper – das zieht. Da kann man nebenbei ruhig auch einen Zeitgenossen verkraften.
Doch ganz so war es dann eben doch nicht. Denn erstaunlicherweise passte Salonens Violinkonzert atmosphärisch ausgezeichnet zu Wagner: Dieses Werk wurde tatsächlich zur Entdeckung.
Eine Entdeckung waren am Folgetag auch die komischen Talente bei Patricia Kopatchinskaja und ihren Kollegen: Die „Ursonate“ von Kurt Schwitters (wann erlebt man dieses dadaistische Stück schon einmal auf der Bühne?) boten sie als skurrilen Kurzfilm mit musikalischen Einlagen. Fazit: Das neue Baden-Badener Pfingst-Festival hat das Thema „Moderne“ und „Gegenwartskunst“ auf spannende und unterhaltsame Art beleuchtet.
Feuriger Abschluss mit Mozart und Beethoven
- Dienstag, 07. Juni 2022 18:52
- Von Christine Gehringer
Geiger Julian Rachlin musizierte mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im Konzerthaus Karlsruhe.
Auch das letzte der „Karlsruher Meisterkonzerte“ stand im Zeichen einer kurzfristigen Programmänderung: Der Geiger Julian Rachlin, der an diesem Abend zugleich die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz dirigierte, zog sich kurzfristig eine Muskelzerrung zu. Beethovens Violinkonzert D-Dur konnte er deshalb nicht spielen.
Ungefährdet war allerdings Mozarts G-Dur-Konzert KV 216 - und aus „Beethoven pur“ wurde somit ein Abend mit Mozart und Beethoven, der die Saison würdig beschloss.
Karlsruher Meisterkonzerte: Saison 2022/23 mit Rudolf Buchbinder und Martin Stadtfeld
- Samstag, 04. Juni 2022 11:09
- Von Christine Gehringer
Bundesweit haben sämtliche Abonnement-Konzertreihen während der Corona-Pandemie erheblich gelitten; die Menschen – insbesondere die älteren – sind etwas zurückhaltender geworden, müssen nun nach und nach erst wieder motiviert werden. Nicht anders ergeht es hier der Reihe der „Karlsruher Meisterkonzerte“ im Konzerthaus: „Umso glücklicher sind wir, dass es uns gelungen ist, die Reihe durch die Pandemie zu bringen“, so der Geschäftsführer Michael Heintz auf der kürzlichen Pressekonferenz. Das sei hauptsächlich den beteiligten drei Orchestern zu verdanken. Diese hätten „unbedingt auf die Bühne gewollt“, versicherten die Vertreter ihres Managements.
Traditionell gestalten die Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und das Staatsorchester Rheinische Philharmonie aus Koblenz die Karlsruher Meisterkonzerte. Interessant ist, dass diesmal nicht nur internationale Größen im Programm zu finden sind – wie etwa am 19. November der Pianist Rudolf Buchbinder und der Dirigent Pietari Inkinen, der in diesem Jahr den Bayreuther „Ring“ dirigieren wird – sondern daneben auch regionale Kräfte: So eröffnet etwa Frank Dupree mit einem romantischen Klavierabend die Reihe am 10. November; neben Schubert und Schumann spielt er unter anderem Musik von Luise Adolpha Le Beau (1850-1927), einer Pianistin und Komponisten, die wie Dupree aus Rastatt stammte.
„Von Zaren und Schelmen“ heißt es in der Vorweihnachtszeit am 10. Dezember (unter anderem mit der Suite „Das Märchen vom Zaren Saltan“ von Nikolaj Rimski-Korsakow), und dabei wird deutlich, dass bei bei allen drei Orchestern auch weiterhin russische Musik ihren Platz hat. In diesem Konzert spielt die junge Trompeterin Selina Ott das Konzert op. 94 von Mieczyslaw Weinberg, dazu das virtuose E-Dur-Konzert von Johann Nepomuk Hummel. Auch am 17. Dezember steht nochmals – wie häufiger in der Vorweihnachtszeit – die Trompete auf dem Programm. Simon Höfele, der ebenfalls mit der Region verbunden ist, da er bei Reinhold Friedrich studiert hat, spielt Haydns Es-Dur-Konzert. Geigerin Yi-Qiong Pan, Konzertmeisterin der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, ist mit der „Carmen-Fantasie“ von Franz Waxman, hauptsächlich bekannt als Filmkomponist, zu hören.
Am 21. Januar 2023 spielt der Pianist Alexander Krichel die „Burleske“ d-moll von Richard Strauss, am 11. Februar ist die russische Pianistin Anna Vinnitskaya mit Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 zu erleben. Martin Stadtfeld gastiert am 10. März mit einem Klavierabend (unter anderem mit seinen eigens arrangierten Volks- und Wiegenliedern) im Konzerthaus Karlsruhe, und eine besondere Bedeutung hat in der derzeitigen politischen Situation zweifellos der Titel des abschließenden Abends am 26. Mai 2023: Er ist mit „Das große Tor von Kiew“ überschrieben und bietet unter anderem Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“.
Der Vorverkauf zu den „Karlsruher Meisterkonzerten“ hat begonnen; neben verschiedenen Ermäßigungen bietet die Reihe außerdem freien Eintritt für jeweils ein Kind (bis 16 Jahre) pro erwachsenem Konzertbesucher. Weitere Informationen gibt es unter www.karlsruhe-klassik.de
Eine Meisterleistung
- Mittwoch, 01. Juni 2022 19:40
- Von Christine Gehringer
Pianist Lars Vogt sprang kurzfristig als Dirigent ein und rettete den Abend im Konzerthaus Karlsruhe
Pianist Lars Vogt war der Solist im Klavierkonzert Nr. 2 von Johannes Brahms und dirigierte zugleich auch die Deutsche Radiophilharmonie im Konzerthaus Karlsruhe. (Foto: Gehringer)
Im Herbst musste Lars Vogt noch selbst ein Konzert in Karlsruhe aufgrund seiner schweren Erkrankung absagen. Jetzt wurde er zum Retter in der Not: Weil Dirigent Mario Venzaga kurzfristig einen Schwächeanfall erlitt, leitete Vogt das B-Dur-Konzert von Johannes Brahms vom Klavier aus - und stand auch anschließend in Schumanns Sinfonie Nr. 2 am Pult der Deutschen Radiophilharmonie.
Ein denkwürdiger Abend.