Mahler - klar und transparent
- Dienstag, 31. Mai 2022 18:31
- Von Christine Gehringer
Mit der siebten Sinfonie eröffneten Francois-Xavier Roth und das SWR Symphonieorchester die diesjährigen Pfingsfestspiele in Baden-Baden
Francois-Xavier Roth und das SWR Symphonieorchester eröffneten das Pfingstfestival PRESENCE im Festspielhaus Baden-Baden. (Foto: Andrea Kremper)
Mahlers Sinfonie Nr. 7 e-moll ist eine Art Rückblende auf die Romantik – durch den Vorhang des „Fin de Siècle“ hindurch. Der erste Satz weist bereits unüberhörbar in die Moderne, manches jedoch ist Retrospektive; Mahler selbst spricht hier von „Eichendorffschen Visionen“. Insofern war das Werk passend für den Start in ein Festival, das sich schwerpunktmäßig der Gegenwart, vor allem aber der zukunftsweisenden Musik verschrieben hat.
„PRESENCE“ (so heißen die neuen Baden-Badener Pfingstfestspiele mit dem SWR Symphonieorchester) widmet sich in den kommenden Tagen außerdem der Musik von Esa-Pekka Salonen – er ist nicht nur Dirigent, sondern auch Komponist – außerdem stehen Wagner, Beethoven und George Enescu auf dem Programm.
Aparte Klangmischung mit Singstimme und Salterio
- Dienstag, 31. Mai 2022 12:46
- Von Christine Gehringer
Bruchsaler Schlosskonzert: Zum Jubiläum "300 Jahre Grundsteinlegung" war das Ensemble "La Gioia Armonica" zu Gast
Das Ensemble "La Gioia Armonica" (unter anderem mit dem Salterio, eine Form des Hackbretts) gastierte im Schloss Bruchsal. (Foto: PR)
Genau am 300. Jahrestag der Grundsteinlegung des Bruchsaler Schlosses durch den Speyerer Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn-Buchheim (1676-1743) lud der Kulturring Bruchsal zum Schlosskonzert: Der Abend bildete den Abschluss der Jubiläums-Festwoche, und zu hören waren interessante Werke aus jener Zeit – unter anderem für Salterio, eine Form des Hackbretts, und Singstimme.
Französisches Programm in leuchtenden Farben
- Mittwoch, 25. Mai 2022 15:29
- Von Christine Gehringer
Der Organist Markus Eichenlaub gastierte in der Reihe "Meister der Orgel" in der Durlacher Stadtkirche
Markus Eichenlaub, Domorganist zu Speyer, an der Stumm-Goll-Orgel in der Stadtkirche Durlach (Foto: Gehringer)
Regelmäßig sind in der Reihe „Meister der Orgel“ namhafte auswärtige Künstler in der Stadtkirche Durlach zu Gast: Beim jüngsten Konzert war dies der Speyerer Domorganist Markus Eichenlaub.
Anlässlich des 200. Geburtstags von César Franck (dessen Gesamtwerk übrigens demnächst in Speyer innerhalb eines Orgelzyklus zu hören ist) widmete er sich einem spannenden, vorwiegend französischen Programm.
Theater Heidelberg gibt neue Spielzeit bekannt
- Dienstag, 24. Mai 2022 11:56
- Von Christine Gehringer
(red.) Die neue Saison des Theaters und Orchesters Heidelberg steht unter dem Motto „Wiedersehen und Widerstehen“. Dies gab das Theater Heidelberg nun bekannt. Dabei zeigen sich die Verantwortlichen "optimistisch und voller Vorfreude" und hoffen nach zwei Corona-Spielzeiten auf die Rückkehr von Normalität beim Theaterbesuch, heißt es in einer Mitteilung.
Vorverkaufsstart für die Veranstaltungen im September und Oktober 2022 sowie für das Barock-Fest „Winter in Schwetzingen“ ist der 15. Juli 2022.
Im Musiktheater ist mit „Les Contes d’Hoffmann“ von Jaques Offenbach und mit „Die Liebe zu den drei Orangen“ von Sergej Prokofjew wieder groß besetztes Musiktheater zu erleben. Mit Andrew Lloyd Webbers Erfolgsstück „Sunset Boulevard“ gibt es nach mehrjähriger Pause auch wieder ein abendfüllendes Musical. Wiederaufgenommen werden die Opern „Rusalka“ von Antonin Dvorak und Puccinis „Madama Butterfly“. Zudem sind drei drei Uraufführungen vorgesehen, die unter dem Arbeitstitel „Europäisches Archiv der Stimmen“ zusammengefasst sind.
Das Barock-Fest „Winter in Schwetzingen“ ist vom 3. Dezember 2022 bis 2. Februar 2023 im Rokokotheater des Schlosses zu erleben; weiterhin widmet sich das Festival der Wiederentdeckung deutscher Barockkomponisten und ihren Werken – wie etwa „Ulysses“ von Reinhard Keiser.
Das Konzertprogramm der Spielzeit 2022/23 setzt mit acht Philharmonischen Konzerten den Fokus auf Musik aus sämtlichen Epochen. Neben den etablierten Formaten – wie den Bachchor-Konzerten oder dem Silvester- und Neujahrskonzert in den verschiedenen Spielstätten in der Stadt – erwartet die Besucher die neue Reihe „Hingehört!“ mit Werkstattkonzerten im Orchestersaal. Auf dem Konzertprogramm in der neuen Saison steht unter anderem Bruckners Siebte in der Heiliggeistkirche, daneben Werke von Komponistinnen, und als Gastdirigenten werden unter anderem Christian Zacharias oder die estnische Dirigentin Anu Tali erwartet.
Musik "zwischen Himmel und Erde"
- Montag, 23. Mai 2022 13:18
- Von Christine Gehringer
Georg Fritzsch und die Badische Staatskapelle wagten ein einzigartiges Bruckner-Experiment
Christuskirche Karlsruhe: Hier muszierte die Badische Staatskapelle unter der Leitung von Georg Fritzsch Bruckners Vierte. (Foto: Gehringer)
Eine Bruckner-Sinfonie in der Kirche? Funktioniert das? Da scheiden sich die Geister. Denn ein Raum mit Nachhall scheint für solche Musik erst einmal nicht geeignet. Andererseits aber gibt es Vorbilder: Denn bereits der große Günter Wand führte im Rahmen des Schleswig-Holstein-Musikfestivals Bruckners Sinfonien im Lübecker Dom auf. Davon existieren viel beachtete Mitschnitte; nicht wenige Stimmen äußern sich dahin gehend, dass gerade dadurch - anderen wiederum erscheint dies als überhöht - „das Sakrale“ in Bruckners Musik besonders zur Geltung komme.
Ähnlich dachte auch Generalmusikdirektor Georg Fritzsch: Gemeinsam mit der Badischen Staatskapelle formte er in der unbeleuchteten (!) Karlsruher Christuskirche Bruckners Sinfonie Nr. 4 („Romantische“) zum einzigartigen Hörerlebnis.
Dietrich Fischer-Dieskau und die Alterslosigkeit der Kunst
- Freitag, 20. Mai 2022 16:31
- Von Christine Gehringer
Zum 10. Todestag: Liederabend an der Musikhochschule Karlsruhe als Hommage an einen zukunftsweisenden Sänger
Der Musikhochschule Karlsruhe war Dietrich Fischer-Dieskau (1925-2012) sehr verbunden: Zahlreiche Studierende profitierten von den Meisterklassen, die der große Liedinterpret hier gemeinsam mit seiner Frau Julia Varady gab.
Hartmut Höll, scheidender Rektor der Hochschule, war nach eigener Aussage mit ihm befreundet: Der Pianist und Liedbegleiter hat mit Fischer-Dieskau nicht nur zusammen gearbeitet, sondern mit ihm auch vierhändig Klavier gespielt, Museen besucht, saß vor zehn Jahren sogar an seinem Sterbebett.
So wurde die Hommage im Wolfgang-Rihm-Forum (mit dem Titel „Der Reif hat einen weißen Schein“, in Anlehnung an Schuberts „Winterreise“) am Todestag des Sängers sozusagen zu einem Bekenntnis der nachfolgenden Generationen, zum Teil mit sehr persönlichen Zeugnissen – etwa von Thomas Hampson, der mittlerweile zum Honorarprofessor der Hochschule ernannt wurde und an diesem Abend seine Urkunde erhielt.
(Foto: Musikhochschule Karlsruhe)
Salome und der Fall Jeffrey Epstein
- Montag, 16. Mai 2022 12:34
- Von Christine Gehringer
Bei Regisseurin Slavá Daubnerová wird die Strauss-Oper zur Geschichte über sexuellen Missbrauch
"Salome" von Richard Strauss in Karlsruhe: Die Titelfigur wird hier zum Missbrauchsopfer. (Foto: Felix Grünschloß)
Ist Salome Täterin oder Opfer? Mit dieser Frage setzte sich das Regie-Team um Slavá Daubnerová gründlich auseinander. Die Slowakin inszenierte die Oper von Richard Strauss, die 1905 in Dresden uraufgeführt wurde, jetzt am Staatstheater Karlsruhe und nahm sich eine reale Geschichte zum Vorbild: die des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein. Salome ist hier also in erster Linie ein Missbrauchs-Opfer.
Erstaunlich gut kam die Produktion beim Publikum an, was zuletzt nicht immer der Fall war. Zum Erfolg trugen aber in erster Linie die fabelhaften Leistungen der Sänger bei - und selbstverständlich die Staatskapelle unter Generalmusikdirektor Georg Fritzsch, der bei Strauss ganz in seinem Element ist. Daubnerovás Lesart hingegen überzeugt nicht durchgängig.
Matthias Wiegandt zum neuen Rektor der Musikhochschule Karlsruhe gewählt
- Donnerstag, 12. Mai 2022 22:43
- Von Christine Gehringer
(red.) Der Musikwissenschaflter Matthias Wiegandt tritt zum Wintersemester 2022/23 die Nachfolge von Hartmut Höll als Rektor der Karlsruher Musikhochschule an. Höll leitete seit 2007 die Geschicke des Instituts; in die Ära des Pianisten und Liedbegleiters fallen unter anderem die Bauten des neuen Hochschul-Campus ("CampusOne") und die Einführung der "Karlsruher Rede" zu Semesterbeginn.
Am gestrigen Mittwoch wurde Matthias Wiegandt von Senat und Hochschulrat „mit übergroßer Mehrheit“ gewählt, wie es in einer Mitteilung der Hochschule heißt.
Matthias Wiegandt wurde 1965 in Unna geboren. Zwischen 1985 und 1991 studierte er Musikwissenschaft, Neuere Deutsche Literaturgeschichte, Geschichte und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg und verfasste seine Dissertation über die Symphonie zwischen 1850 und 1875. Sie erschien unter dem Titel „Vergessene Symphonik? Studien zu Joachim Raff, Carl Reinecke und zum Problem der Epigonalität in der Musik“.
2002 habilitierte er mit einer Arbeit zur „Musik im Kontext filmischen Erzählens“. Seit Beginn des Sommersemesters 2004 ist Matthias Wiegandt Professor am Institut für Musikinformatik und Musikwissenschaft der Hochschule für Musik Karlsruhe. Seine Arbeiten erkunden die Kompositions- und Interpretationsgeschichte der Musik des 19. bis 21. Jahrhunderts, außerdem die Themenfelder Filmmusik, Musikvermittlung, Musikkritik sowie die Wechselbeziehungen zwischen den Künsten. Dazu kommen Essays, Rundfunksendungen und CD-Booklet-Texte.
Matthias Wiegandt ist seit Oktober 2019 Prorektor für Lehre, Studien- und Prüfungsangelegenheiten an der Hochschule für Musik Karlsruhe und zugleich Vorsitzender des Promotions- und Prüfungsausschusses.
Staatstheater Karlsruhe ist Gastgeber des Forums Dirigieren
- Donnerstag, 12. Mai 2022 15:27
- Von Christine Gehringer
(red.) Am Dienstag, den 17. Mai (ab 10 Uhr und ab 18 Uhr) sowie am 18. Mai (ab 10 Uhr) ist das Staatstheater Karlsruhe Gastgeber eines Kurses im Rahmen des Forums Dirigieren (vormals Dirigentenforum) in der Nancyhalle. Zuhörer sind dabei im Rahmen der verfügbaren Platzkapazitäten willkommen.
Es handelt sich hierbei um ein weltweit einmaliges Förderprogramm für junge Dirigentinnen und Dirigenten. Generalmusikdirektor Georg Fritzsch, Mitte der 90er Jahre einer der ersten Absolventen, ist heute Juror und Mentor: Seit 2003 leitet er in regelmäßigen Abständen den Kurs „Begleitendes Dirigieren“, der nun in Karlsruhe abgehalten wird. Auf dem Kursprogramm stehen die Konzerte für Violoncello und Orchester von Dvořák und Schumann, Solist ist Friedrich Thiele (Solocellist der Sächsischen Staatskapelle Dresden).
Einst wurde das Forum Dirigieren in der DDR entwickelt; heute wird es vom Deutschen Musikrat getragen. Es zeichnet sich für die Förderung so vieler verantwortlich, die inzwischen auf den großen Bühnen dieser Welt am Pult stehen: Unter anderem Marc Piollet, Gabriel Feltz, Francesco Angelico, Cornelius Meister, Oksana Lyniv, Lorenzo Viotti sowie Dominic Limburg, Daniele Squeo und Yura Yang.
In einem Auswahlverfahren werden von den zahlreichen Bewerbern einige wenige in das Programm aufgenommen. Zu diesem Programm gehören unter anderem Kurse mit deutschen Orchestern unter der Leitung unterschiedlicher Mentoren, Förderkonzerte, ferner die Aufnahme in die Liste der „Maestros von morgen“ für die erfolgreichsten Teilnehmer, schließlich finanzielle Unterstützung bei Engagements, nachdem das Förderprogramm absolviert wurde.
Für die Badische Staatskapelle ist es die erste Zusammenarbeit mit dem Forum Dirigieren.
Staatstheater Karlsruhe: Die Spielzeit 2022/23 steht im Zeichen von Sanierung und Baulärm
- Montag, 09. Mai 2022 21:14
- Von Christine Gehringer
Die kommende Spielzeit am Karlsruher Staatstheater wird anders als die bisherigen: Denn es ist eine Saison, die unter größeren Einschränkungen über die Bühne gehen muss. Diesmal allerdings sind sie nicht mehr vorwiegend der Pandemie geschuldet; vielmehr ergeben sich die Herausforderungen durch eine „Spielzeit mit Baulärm“, so Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann auf der kürzlichen Presse-Konferenz.
Die Arbeiten sollen bereits im Sommer (nach der „Aida“-Premiere) beginnen. Ab diesem Zeitpunkt sind im Großen Haus dann monatelang tagsüber keine Proben mehr mehr möglich. Damit fällt auch die die erste Opernpremiere bereits in die Vorweihnachtszeit: Am 10. Dezember eröffnet die Sparte mit Richard Wagners „Fliegendem Holländer“.
Unter diesen Umständen ein „volles Abonnement“ anzubieten, wie Deppermann versprach - schließlich sei gerade unter den Abonnenten „das Vertrauten besonders“ hoch – das ist schwierig, zumal sich durch die Probensituation auch die Anzahl der Neuproduktionen reduziert. Dafür aber hat man gleich zwei ausgesprochene Repertoire-Klassiker im Angebot: Bizets „Carmen“ ist ab dem 21. Januar 2023 zu sehen, Puccinis „La Bohéme“ ab dem 24. Juni – letztere unter der Regie des Intendanten Ulrich Peters, der zudem dazu aufrief, dass man sich von den zahlreichen Krisen nicht in die „Unkultiviertheit hineinmanövrieren lassen“ dürfe.
Der Herbst beginnt zunächst mit Wiederaufnahmen – unter anderem mit Verdis „Aida“ (25. September) und „Salome“ von Richard Strauss (16. Oktober), außerdem Lehars „Lustiger Witwe“: Diese Produktion fiel noch in die Corona-Spielzeit 2020/21 und stand unter dem Eindruck von Schließung und reduziertem Platzangebot.
Endlich kommt in der kommenden Saison auch Alban Bergs „Wozzeck“ in der Inszenierung von Maxim Didenko heraus: Eigentlich schon für 2020 vorgesehen, wurde die Arbeit kurz vor der Premiere durch den Lockdown jäh ausgebremst. Ansonsten komplettiert - neben „Ottone“ im Februar bei den Händelfestspielen - die Märchenoper „Rusalka“ von Antonin Dvorak (Premiere am 13. Mai 2023) die neue Spielzeit.
Höhepunkte in der Sparte Ballett sind das große Handlungsballett „Giselle“ (ab dem 19. November), außerdem wird nun doch noch Bridget Breiners „Maria Stuart“ ab April 2023 zu erleben sein: Bereits drei Jahre zuvor hätte diese Uraufführung eigentlich die in der Oper begonnene Tudor-Trilogie komplettieren sollen. Originell und vielversprechend klingt auch der „Jazz“-Abend mit Ballett und Live-Band, bei dem Thomas Siffling die musikalische Leitung übernimmt.
Solisten bei den acht Sinfoniekonzerten sind unter anderem die Pianisten Rudolf Buchbinder und Claire Huangci mit Brahms und Liszt, dazu der Harfenist Xavier de Maistre mit dem Konzert Es-Dur von Reinhold Gliére. Generalmusikdirektor Georg Fritzsch dirigiert einen Strauss-Abend. (Weitere Informationen unter www.staatstheater.karlsruhe.de)