Nymphen, Furien und Nürnberger Bürger
- Mittwoch, 22. September 2021 15:54
- Von Christine Gehringer
Opernchor des Staatstheaters bietet Querschnitt durch vier Jahrhunderte
Der Chor des Badischen Staatstheaters mit dem Opernquerschnitt "Auf den Flügeln des Gesangs" (Foto: Staatstheater/ Felix Grünschloß)
Chöre haben während der Pandemie wohl mit am meisten gelitten, und nach wie vor ist es nicht möglich, große Oratorien und Chorkonzerte zu planen. Auch von den Theaterbühnen sind im Zuge der „coronatauglichen“ Fassungen die großen Chortableaus verschwunden – was ausgesprochen schade ist.
Das Staatstheater Karlsruhe hält jedoch dagegen – und zwar mit eigens dafür konzipierten Konzerten. „Auf den Flügeln des Gesangs“ heißt die Produktion, die derzeit einige der schönsten Opernchöre bietet. Der Abend ist Teil einer Trilogie; die Fortsetzung folgt demnächst unter dem Motto: „Viva la Diva“ und „Steuermann, lass die Wacht“, wobei sich hier der Frauen- und der Männerchor getrennt präsentieren.
CD-Präsentationskonzert mit Werken von Camillo Schumann
- Dienstag, 21. September 2021 11:03
- Von Christine Gehringer
Mit seinem berühmten Namensvetter Robert Schumann ist er nicht verwandt, doch der 1872 in Königstein (Sachsen) geborene Camillo Schumann hat ein großes Ouevre in sämtlichen Gattungen hinterlassen - Werke, die heutzutage jedoch weitgehend unbekannt sind, darunter auch für Klarinette. Auf Initiative des Verlages Breitkopf & Härtel hat die Klarinettistin Bettina Beigelbeck gemeinsam mit der Pianistin Jeannette La-Deur zwei Sonaten und eine Serenade auf CD eingespielt, die - in Zusammenarbeit mit SWR2 - beim Label CPO erschienen sind (Besprechung folgt).
Am Samstag, den 25. September stellen die Künstlerinnen die Werke in einem CD-Präsentationskonzert vor: Beginn ist 20 Uhr im Musentempel in Karlsruhe.
Die Schönheit des Volkslieds
- Montag, 20. September 2021 22:25
- Von Christine Gehringer
Serenade des Max-Reger-Instituts: Das Athos Ensemble bot Volksliedbearbeitungen aus Renaissance und Romantik
Das Athos Ensemble musizierte in der Karlsburg Durlach. (Foto: Gehringer)
Zur Chormusik kam Max Reger eher „wie die Jungfrau zum Kinde“, denn eigentlich sträubte er sich zunächst gegen die „landläufige Liedertafelei“. Für den Liederkranz seiner Heimatstadt Weiden schrieb er dann doch – 1898 - eine „Hymne an den Gesang“ zum 60. Stiftungsfest.
Aber es gibt auch interessante Volksliedbearbeitungen von Reger, und weil das Thema „Liedbearbeitungen“ insgesamt so manches an herrlicher Vokalmusik zu bieten hat, präsentierte jetzt das Karlsruher Athos Ensemble einen Querschnitt aus Renaissance und Romantik. Die überwiegend ruhige, andächtige Musik hätte eigentlich gut zum Übergang zwischen Tag und Dämmerung gepasst – also zu einer echten Serenade im Freien. So war es ursprünglich auch geplant, doch der aufgeweichte Boden im Innenhof des Max-Reger-Instituts machte dies erneut unmöglich. Die Durlacher Karlsburg bot allerdings einen ebenso würdigen Rahmen.
Staatstheater gibt Veranstaltungen für September und Oktober in den freien Verkauf/ nun doch Maskenpflicht am Platz
- Sonntag, 19. September 2021 22:44
- Von Christine Gehringer
(red.) Der freie Verkauf für die Vorstellungen des Staatstheaters im September und Oktober ist gestartet. Aufgrund der großen Nachfrage werden die Kapazitäten in allen Spielstätten erhöht, teilte das Haus mit - zumal laut der neuen Corona-Verordnung vom 16. September nun neben den 3G-Regeln eine generelle Maskenpflicht in geschlossenen Räumen gilt. Bisher hatte das Haus nur mit einer Kapazität von 25 Prozent geplant, um einen Kunstgenuss ohne Maske zu ermöglichen.
Nachdem zuerst die langjährigen Abonnenten bei der Platzvergabe bedient worden seien, so heißt es weiter, gibt das Staatstheater nun für die Veranstaltungen in allen Spielstätten im September und Oktober für den allgemeinen Publikumsverkauf frei.
Aufbruch in eine "neue Zeit"
- Sonntag, 19. September 2021 22:38
- Von Christine Gehringer
Staatstheater Karlsruhe: Saisonstart unter neuer Führung/ erste Spielzeit im Zeichen der Baumaßnahmen
Roter Teppich für das Publikum zur Eröffnung des neuen Entrées am Staatstheater Karlsruhe. Von links: Oberbürgermeister Frank Mentrup, Ursula Orth (Leiterin Vermögen & Bau Amt Karlsruhe), Ivica Fulir (Technischer Direktor), Intendant Ulrich Peters, Johannes Graf-Hauber (Geschäftsführender Direktor), Uta-Christine Deppermann (Künstlerische Betriebsdirektorin), Dagmar Menzenbach (Projektleitung Vermögen & Bau Amt Karlsruhe), Kunstministerin Theresia Bauer. (Foto: Staatstheater/ Arno Kohlem)
Ulrich Peters zitierte den „Rosenkavalier“: Ihm sei „die Ehre widerfahren“, das Haus in den nächsten drei Jahren künstlerisch leiten zu dürfen – und es ist eine Zeit, die hauptsächlich von Übergängen und Provisorien, von „Baustellen“ in vieler Hinsicht geprägt sein wird. Nach den Turbulenzen des vergangenen Jahres um den Führungsstil am Badischen Staatstheater steht die Arbeit nun im Zeichen des Reformprozesses; gleichzeitig sorgen von jetzt an die Baumaßnahmen für Herausforderungen im täglichen Spielbetrieb.
Sinnbildlich dafür steht das neue, ebenfalls provisorische Entrée auf dem Theatervorplatz, das im Übrigen eine Gastronomie beherbergt, die künftig auch außerhalb der Theaterzeiten geöffnet hat. Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup wünscht sich diesen Ort als „Wohnzimmer der Stadt“.
Die einzelnen Sparten präsentierten sich am Theatertag mit zahlreichen Proben und Aufführungen (die Eröffnungsshow ist noch auf Youtube zu sehen); das Musiktheater startete am Sonntag mit einem Konzert des Opernchores in die neue Saison (Bericht folgt).
Lokal verankert, mit internationaler Ausstrahlung
- Samstag, 18. September 2021 15:01
- Von Christine Gehringer
Brahms-Gesellschaft und Festspielhaus Baden-Baden sind Partner bei den Brahms-Tagen/ Brahms-Haus soll ein Ort des Erlebens werden
Der Blaue Salon des Brahms-Hauses Baden-Baden, das von der Brahms-Gesellschaft unterhalten wird. Die Wohn- und Wirkungsstätte des Komponisten ist Anziehungspunkt für Künstler und Besucher aus aller Welt. Im Erdgeschoss, das derzeit renoviert wird, sollen "Erlebnisräume" eingerichtet werden. (Foto: Gehringer)
In Lichtenthal verbrachte einst Johannes Brahms die Sommermonate in den Jahren zwischen 1865 und 1874; hier entstand unter anderem sein Horntrio Es-Dur: Bei seinen frühen Spaziergängen in der hügeligen Landschaft hatte er die Einfälle dazu. Zu jener Zeit lebte auch Clara Schumann in der Kurstadt, ebenso besaß die Sängerin und Komponistin Pauline Viardot hier ein Anwesen – und so pflegten die Musiker inspirierende Künstler-Freundschaften, auch mit Dichtern und Malern.
Sichtbares Zeichen für diese Musiktradition ist heutzutage neben der Baden-Badener Philharmonie vor allem auch das Festspielhaus: Der Musentempel ist ebenso im Programm der von der Brahms-Gesellschaft verantworteten „Brahms-Tage“ vertreten.
Zum Eröffnungskonzert am 24. September sind Werke von Brahms, Mendelssohn und Schumann zu erleben, tags darauf gastiert Igor Levit mit Valery Gergiev und den Münchner Philharmonikern an der Oos. Das besagte Horntrio von Brahms ist bei einer Matinee am 26. September zu hören, und das Schlusskonzert bestreiten am selben Abend der Pianist Lars Vogt, die Geigerin Veronika Eberle und der Cellist Alban Gerhardt mit den Würth Philharmonikern.
Ettlinger Orgelherbst beginnt am kommenden Sonntag
- Donnerstag, 16. September 2021 19:41
- Von Christine Gehringer
Vor dem Karlsruher Orgelsommer kommt normalerweise der Ettlinger Orgelfrühling, doch dieser fiel nun erneut der Pandemie zum Opfer. Dafür gibt es jetzt einen „Orgelherbst“ - mit Werken von Johann Sebastian Bach bis hin zu weniger bekannten skandinavischen Komponisten.
In diesem Jahr, so heißt es auf der Website der Stadt Ettlingen, ist „die gesamte Palette prachtvoller Orgelmusik von der Barockzeit bis zum 20. Jahrhundert vertreten.“ Wie in Karlsruhe, so wird auch in der Ettlinger Herz-Jesu-Kirche auf zwei Orgeln musiziert: Die Werke erklingen sowohl auf der großen Matz & Luge Orgel als auch auf der dortigen historischen Chororgel aus der Werkstatt des Rastatter Orgelbaumeisters Stieffell. Auch in Ettlingen kann man das Spiel des Organisten live auf einer Großleinwand verfolgen.
Das Auftaktkonzert am 19. September gestaltet Vincent Dubois, Titularorganist an der Pariser Kathedrale Notre Dame; zu hören ist ein Programm mit Werken von Johann Sebastian Bach, Franz Liszt, Gaston Litaize und Jean Guillou. Außerdem gastieren die schweizerische Organistin Suzanne Z´Graggen aus Luzern (26. September) und der Kölner Domorganist Winfried Bönig (3. Oktober) in Ettlingen. Auch der Karlsruher Organist Carsten Wiebusch ist zu hören, und zwar am am 10. Oktober mit Werken von Louis Vierne, César Franck und Marcel Dupré. Das Abschlusskonzert bestreitet der in Ettlingen ansässige Organist Markus Bieringer am 17. Oktober mit einem Konzert mit Werken von Johann Sebastian Bach, Sigfrid Karg-Elert und Maurice Duruflé.
Alle Konzerte beginnen um 19 Uhr; Karten sind zu 12 Euro im Vorverkauf in der Stadtinformation und an der Abendkasse erhältlich.
Festival "ZeitGenuss" vom 21. bis 24. Oktober: Rebecca Saunders im Mittelpunkt
- Donnerstag, 16. September 2021 17:26
- Von Christine Gehringer
Rebecca Saunders, einstige Schülerin von Wolfgang Rihm und Trägerin des Ernst von Siemens Musikpreises (2019) steht im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals „ZeitGenuss“ vom 21. bis zum 24, Oktober. Es ist bereits die neunte Ausgabe, „und das zeigt, dass sich das Festival mittlerweile in Karlsruhe etabliert hat“, äußerte sich Hartmut Höll, Rektor der Musikhochschule Karlsruhe, gestern im Rahmen einer Pressekonferenz.
Träger des Festivals für "Musik unserer Zeit" ist die Stadt Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule – doch seit jeher steht dahinter auch der Gedanke, dass „ZeitGenuss“ eine Veranstaltung „in der Stadt und für die Stadt“ sein soll. Die Beteiligung des Staatstheaters, der Christuskirche und der Stadtkirche, des ZKM und der Kinemathek machen somit eine gewisse Bandbreite erst möglich.
„Das Festival lebt von der Repertoire-Bildung“, so der Leiter des Karlsruher Kulturbüros, Claus Temps; im Programm finden sich deshalb auch etliche Uraufführungen. Seit einigen Jahren gibt es zudem eine Besonderheit: "ZeitGenuss" wird vom jeweiligen Künstler, dem das Festival gewidmet ist, selbst kuratiert. Künftig wird "ZeitGenuss" allerdings nur noch alle zwei Jahre stattfinden, doch damit ist garantiert, „dass wir aufstocken können in Zeiten, in denen wir mit Haushaltseinsparungen konfrontiert sind“, so Claus Temps.
Die Konzerte, die in diesem Jahr zu hören sind, wurden offenbar mit viel Optimismus geplant, denn sie sind keineswegs „coronakonform“.
Im Zentrum der Arbeit von Rebecca Saunders steht die Erforschung des „Farbpotenzials“ der Töne, außerdem die „plastischen und räumlichen Eigenschaften“ von organisierten Klängen. Neben ihren eigenen Werken (zum Beispiel der Klanginstallation „Myriad“ für 2464 Spieldosen“) sind im Rahmen von „ZeitGenuss“ auch Stücke zu erleben, die für Saunders eine besondere Bedeutung haben – wie etwa Musik von Wolfgang Rihm, Iannis Xenakis, Carola Bauckholt, Galina Ustwolskaya, oder der jungen Komponistin Sara Glojnarić, die Saunders, so heißt es in einer Mitteilung, „mit ihren kraftvollen und politisch akzentuierten Werken überzeugt hat“. Daneben ist auch ein Film von Derek Jarman („Blue“) und ein Stück von Samuel Beckett („Not I“) in der Kinemathek zu sehen.
Zu den Interpreten gehören das Ensemble Modern unter der Leitung von Enno Poppe (von ihm ist ebenfalls Musik zu hören), dazu die Sopranistin Sarah Maria Sun, das Trio Accanto, die Schlagzeuger Isao Nakamura und Leonie Klein, das Aleph Gitarrenquartett, der Kammerchor der Christuskirche und das Karlsruher Ensemble TEMA.
(Update: Wegen der aktuell unsicheren Situation mit möglichen Änderungen der Corona-Regeln ist der Beginn des Vorverkaufs verschoben: Karten gibt es ab dem 11. Oktober und zwar ausschließlich an den Vorverkaufsstellen oder über Reservix. Keine Abendkasse.).
Staatstheater startet am kommenden Wochenende in die neue Saison
- Dienstag, 14. September 2021 14:32
- Von Christine Gehringer
(red.) Am kommenden Samstag, den 18. September, startet das Staatstheater Karlsruhe mit dem Theatertag in die neue Saison – jetzt unter neuer Führung: „Ich freue mich sehr auf meine erste Spielzeit als Intendant des Staatstheaters,“ wird Ulrich Peters in einer Mitteilung des Hauses zitiert, „aber zuallererst freuen wir uns auf die Menschen, für die wir Theater machen: Unsere Zuschauerinnen und Zuschauer. Wir geben unser Bestes, um in der neuen Spielzeit mit unserer Kunst spannende und unvergessliche Theatererlebnisse zu bieten“.
Sechzehn Veranstaltungen aller Sparten stehen ab 11 Uhr auf dem Programm, beispielsweise ein Eröffnungskonzert der Staatskapelle, ein Kinderkonzert, Proben des Staatsballetts, des Schauspiels und des Orchesters, ein Dirigierkurs mit GMD Georg Fritzsch und eine Eröffnungsshow am Abend im Großen Haus. Mit der Premiere von Toni Erdmann startet das Schauspiel bereits am 19. September in die neue Spielzeit, auch die Sparte „Konzert“ eröffnet am kommenden Sonntag mit dem 1. Sinfoniekonzert. Mit Mozarts Dramma giocoso „Die Gärtnerin aus Liebe" beginnt die Opernsaison am 23. Oktober; Bridget Breiners Ballett „Was ihr wollt“ ist die erste Ballettpremiere der Spielzeit (13. November).
„Wir wollen unserem Publikum Kunstgenuss ohne Maske bieten. Unter dieser Prämisse haben wir den Spielplan September und Oktober erstellt. Nach den aktuellen Verordnungen belegen wir somit rund 25 Prozent der Plätze, wodurch der erforderliche Mindestabstand im Zuschauerraum eingehalten werden kann,“ erklären die Künstlerische Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann und Geschäftsführender Direktor Johannes Graf-Hauber. Um mehr Zuschauer zu erreichen – das sind zunächst vor allem die Abonnenten - wurden Doppelvorstellungen disponiert. „Unser Ziel ist es, immer im Rahmen der jeweils geltenden Verordnungen die Platzkapazitäten spätestens ab November zu erhöhen – auf mindestens 50 Prozent.“
Geschliffene Raritäten
- Dienstag, 14. September 2021 12:26
- Von Christine Gehringer
Matinee "Pauline Viardot und ihre Familie" im Alten Ratssaal Baden-Baden
"Pauline Viardot und ihre Familie": Natasha Korsakova und Ira-Maria Wytoschynskyj bei einer Matinee im Alten Ratssaal Baden-Baden. (Foto: Gehringer)
In diesem Jahr feiert die Musikwelt den 200. Geburtstag der Sängerin, Komponistin, Pädagogin und Musikwissenschaftlerin Pauline Viardot-Garcia. Allein diese Aufzählung zeigt, dass es nicht einfach ist, dieser großen Künstlerpersönlichkeit in vollem Maß gerecht zu werden. Am besten beschreibt das vielleicht eine Äußerung des Komponisten Camille Saint-Saens, der, wie so viele Künstler, mit Pauline befreundet war und über sie sagen konnte: „In allem wusste sie Bescheid.“
Doch ihre Verdienste um die Musik wurden erst in den letzten beiden Jahrzehnten wirklich zur Kenntnis genommen. Umso erfreulicher ist es, dass sich eine Initiative wie die Stiftung „pro musica et musicis“ des Karlsruher Musikwissenschaftlers Joachim Draheim dem Leben und dem Wirken der Künstlerin annimmt – jetzt im Rahmen eines Konzerts im Alten Ratssaal in Baden-Baden. Unter dem Titel „Pauline Viardot und ihre Familie“ erlebte man eine großartige Matinee mit der Geigerin Natasha Korsakova und der Pianistin Ira-Maria Witoschynskyj.