Klangschöne Raritäten
- Freitag, 25. Mai 2018 12:56
- Von Christine Gehringer
Zum Sibelius-Abend mit Michael Tilson Thomas, dem London Symphony Orchestra und dem Geiger Ray Chen in Baden-Baden
Sibelius im Festspielhaus Baden-Baden: Der Geiger Ray Chen, dazu das London Symphony Orchestra unter Michael Tilson Thomas. (Foto: Michael Gregonowits)
Jean Sibelius? Hierzulande ist er leider immer noch unterrepräsentiert – trotz „Valse triste“ und „Finnlandia“, und obwohl sein Violinkonzert längst zum Standard in der Geigenliteratur gehört. Doch der finnische Komponist, angesiedelt in der spannenden Epoche zwischen Spätromantik und Moderne, wird traditionell vor allem in den USA und in Großbritannien gepflegt.
Deshalb war es ein Glück, dass jetzt ein ganzer Sibelius-Abend bei den Pfingstfestspielen in Baden-Baden zu hören war: Mit dem amerikanischen Dirigenten Michael Tilson Thomas und dem London Symphony Orchestra, dazu mit dem australischen Geiger Ray Chen (für die erkrankte Janine Jansen).
Vokale Kunst mit allen Raffinessen
- Mittwoch, 23. Mai 2018 14:54
- Von Christine Gehringer
Schwarzwald Musikfestival: Jazzchor Freiburg gastierte in Ettlingen
Vokalmuskík hat Tradition beim Schwarzwald Musikfestival: Zu Gast im Ettlinger Schloss war diesmal der Jazzchor Freiburg. (Foto: Gehringer)
Gerade ging das Schwarzwald Musikfestival zu Ende, was seit einigen Jahren bis an die nordwestlichen Ausläufer reicht – nämlich bis nach Ettlingen. Dort, im Asamsaal des Schlosses, treten regelmäßig Vokal-Ensembles auf, die man stilistisch nicht auf ein Genre festlegen kann: Die Singphoniker zum Beispiel oder Singer Pur, nun der Jazzchor Freiburg.
Das passt zur Philosophie und zur „Musikfarbe“ des Festivals, wo man ARD-Preisträger neben Musik-Kabarettisten im Programm findet. So erklärte auch der künstlerische Leiter Markt Mast, das Schwarzwald Musikfestival sei im Grunde ein „ganzheitliches musikalisches Universum“, ein großes „Integrationsprojekt“.
Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten: Messiaens großes Glaubenszeugnis
- Dienstag, 22. Mai 2018 11:15
- Von Christine Gehringer
Zur Gesamtaufführung der Orgelzyklen in der Christuskirche Karlsruhe
Messiaen als Gesamtaufführung: Carsten Wiebusch, der ehemalige Kantor der Christuskirche, spielte zum Pfingstfest sämtliche Orgelzyklen. (Foto: Christuskirche Karlsruhe)
Man kann es gar nicht hoch genug einschätzen: Vor kurzem waren an der Christuskirche in Karlsruhe die gesamten Orgelzyklen von Olivier Messiaen zu erleben – einem Komponisten, den man ohnehin nicht allzu oft hört, zumindest nicht in dieser Fülle. Zu verdanken ist das dem ehemaligen Kantor Carsten Wiebusch, der auch nach seinem Ruf nach Frankfurt den Karlsruhern als Organist erhalten bleibt. Diese Werke – reich an Klangfarben und zum Teil auch an exotischen Rhythmen – geben einen tiefen Einblick in die Spiritualität des Komponisten. Ein echtes, tönendes Glaubenszeugnis.
Festspielhaus Baden-Baden: Mit dem Kinder-Mitmach-Orchester ins Weltall
- Mittwoch, 16. Mai 2018 17:27
- Von Christine Gehringer
Zum großen Kinder-Mitmachorchester lädt das Festspielhaus Baden-Baden am 23. und 24. Juni: Gemeinsam mit dem Orchester der Karlsruher Musikhochschule (Leitung: Frank Dupree) dürfen Kinder ab 10 Jahren musikalisch und spielerisch das Weltall erkunden: Jedes Kind, das ein Instrument spielt, darf mitmachen. Erlaubt ist alles – außer elektonisch verstärkten Instrumenten. Beim Abschlusskonzert am Sonntag, den 24. Juni (17 Uhr) steht Musik aus „Stars Wars“ oder aus Haydns „Schöpfung“ auf dem Programm, selbstverständlich auch aus den „Planeten“ von Gustav Holst. KiKa-Moderator Juri Tetzlaff führt durch den Abend.
Bei diesem Konzert dürfen die Kinder neben den Profis – den Studierenden der Karlsruher Musikhochschule – auf der Bühne sitzen. Die Stücke werden am Vortag in einzelnen Workshops geprobt. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Anfänger ist oder bereits fortgeschritten, denn der Bamberger Arrangeur Veit Meier hat für jedes Niveau Stimmen geschrieben, die sich jederzeit in den Orchesterklang einfügen. Wer kein Instrument spielt und trotzdem mitmachen möchte, der kann zwischen einem Chor und einer Percussion-Gruppe wählen.
Anhand vergangener Erfahrungen und Rückmeldungen achte man immer mehr darauf, auch diese Gruppe gut in den Orchesterverbund zu integrieren, sodass sich wirklich jedes Kind als Teil eines großen Gesamtklanges fühlen könne, erläuterte die Karlsruher Musikpädagogin Mirjam Boggasch beim Pressegespräch im Festspielhaus. Die Hochschul-Professorin hat das Mitmach-Orchester konzipiert; etwa dreißig Studierende (auch von der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe) sind an der Organisation beteiligt. Neben den Proben gibt es zahlreiche andere Angebote: Workshops in Tanz oder Schauspiel, dazu wird gemalt, gebastelt, gesungen und getrommelt, und in einer Orchester-Rallye können die Kinder Instrumente erkunden. Auch einen Klavier- oder Computerworkshop gibt es. Mitmach-Aktionen werden zudem für die Konzertbesucher ab 15.30 Uhr angeboten.
Hauptsächlich gehe es bei diesem Projekt um den Spaß und darum, sämtliche Facetten des Musizierens kennenzulernen, sagt Rüdiger Beermann, der Leiter des Education-Programms im Festspielhaus. Und es geht darum, den Kindern gemeinsam mit den Profis ein richtiges Bühnenerlebnis zu ermöglichen.
Die Workshops (inklusive Verpflegung) kosten 25 Euro, der Eintritt zum Abschlusskonzert ist frei. Reservierung und Beratung unter 07221/ 3013101.
Festliche Serenaden mit dem Quantz-Collegium starten am Freitag
- Montag, 14. Mai 2018 16:17
- Von Christine Gehringer
Traditionell in den Sommermonaten lädt das Quantz-Collegium - benannt nach dem preußischen Hofmusiker Johann Joachim Quantz - zu festlichen Serenadenkonzerten ins Schloss Favorite bei Rastatt. Gespielt wird in historischen Kostümen im barocken Ambiente des prachtvollen Lustschlosses der Markgräfin Sibylla Augusta. Das Ensemble widmet sich dabei vor allem jenen Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts, die eher weniger bekannt sind. Die Konzertreihe startet am Pfingstwochenende, am Freitag, den 18. Mai, unter dem Motto "Galanterie". Auf dem Programm stehen Werke von Christoph Graupner und Georg Philipp Telemann, aber auch von Carl Hermann Heinrich Benda und Friedrich Ludwig Benda.
Bis Ende September gibt es Konzerte jeweils am vorletzten Wochenende im Monat (außer im August), die weiteren Abende sind mit "La Francoise", "Musik der Klassik" und "Die Vier Jahreszeiten" überschrieben. Die Konzerte beginnen um 20 Uhr (sonntags bereits um 19 Uhr). Weitere Informationen unter www.festliche-serenaden.de
Schwermut und Grazie
- Mittwoch, 09. Mai 2018 22:47
- Von Christine Gehringer
Olga Peretyatko-Mariotti und die Bamberger Symphoniker mit Musik aus Russland in Baden-Baden
(Foto: Michael Gregonowits)
Die Zugabe, der Ungarische Tanz Nr. 21 von Johannes Brahms, ist vielleicht symbolisch für den ganzen Abend. Kein robustes Aufstampfen auf den betonten Taktzeiten, wie man das häufig hört; vielmehr geschieht das alles eher beiläufig. Dafür liegt über dem gesamten Stück ein einziger Schwung von Anmut. Die Bamberger Symphoniker, die an diesem Abend im Festspielhaus Baden-Baden keinesfalls nur die Begleiterrolle übernehmen, begeistern mit ihrer Feinnervigkeit, ihrer Geschmeidigkeit und Klangpracht. Dazu kommt die Sopranistin Olga Peretyatko-Mariotti, die sich ganz dem Repertoire ihrer russischen Heimat widmet - was hierzulande selten zu hören ist.
Vorverkauf für die Karlsruher Meisterkonzerte hat begonnen
- Freitag, 04. Mai 2018 14:41
- Von Christine Gehringer
Der Vorverkauf für die „Karlsruher Meisterkonzerte“ hat begonnen; am 28. September startet die Konzertreihe in ihre Jubiläumssaion. Seit zehn Jahren gestalten die vier Spitzenorchester des Südwestens – das SWR Symphonieorchester, die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, das Staatsorchester Rheinische Philharmonie und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz – ein abwechslungsreiches Programm mit jungen Künstlern und Musikern von Weltformat im Konzerthaus Karlsruhe.
„Romantisch“ beginnt die neue Spielzeit: Zu Gast ist der Cellist Istvan Vardai, auf dem Programm steht unter anderem Musik von Schumann und Mendelssohn. Das Klavierduo Rica und Mona Bard, ehemalige Studierende der Mannheimer Musikhochschule, gestaltet den Konzertabend am 18.11. mit Werken von Mozart, Brahms, Saint-Saens, Fauré und Ravel. Bereits am Nachmittag gibt es um 15 Uhr das Kinderkonzert „Nussknacker und Mausekönig“ nach einer Erzählung von E.T.A. Hoffmann. „Best of America“ heißt es dann am 8.12. - hier ist die Klarinettistin Sharon Kam mit Musik von Gershwin, Copland, Bernstein und Duke Ellington zu Gast. Am Tag vor Heiligabend wird unter anderem zur „musikalischen Schlittenfahrt“ geladen. Der Pianist Till Fellner widmet sich am 20.01.19 einer Hommage an Franz Schubert, und eine musikalische Zeitenwanderung mit Musik von Bach, Hindemith, Dowland, Britten und Brahms gibt es am 02.02.; hierbei der Bratschist Antoine Tamesit als Solist auf und leitet außerdem das SWR Symphonieorchester. Komponisten aus dem Norden sind am 24.02. zu hören (Solist ist der Pianist Niklas Sivelöv), und am Ostersonntag beschließt ein Weltstar die Saison: Der Geiger Pinchas Zukerman spielt Mozart.
Weitere Informationen unter www.karlsruhe-klassik.de.
Ein Labor für künstliche und künstlerische Intelligenz
- Montag, 30. April 2018 16:31
- Von Christine Gehringer
Zur Eröffnung des Landeszentrums "Musikjournalismus und Musikinformatik" an der Musikhochschule Karlsruhe
(Eröffnung im Foyer - mit Live-Übertragung im "Jungen Kulturkanal" des Instituts für Musikjournalismus. Foto: Musikhochschule Karlsruhe)
Schlägel fahren durch die Luft, und irgendwo aus dem Raum erklingen Becken und Pauken: Ein „virtuelles Schlagzeug“ war das erste, das es an diesem Abend im Wolfgang-Rihm-Forum zu bestaunen gab. Und Theresia Bauer punktete sogleich mit der Bemerkung, es sei mutig, die Ministerin zu einer solchen Vorführung einzuladen – denn man könnte ja jetzt denken, „die können 's auch ohne Instrumente“.
Im Zuge der vom Land verhängten Sparmaßnahmen und den Diskussionen um die Zukunft der baden-württembergischen Musikhochschulen bekam nun also jede Hochschule ein „Landeszentrum“: Damit sollen künftig Profile gestärkt werden. In Karlsruhe, ohnehin eines der führenden High-Tech-Zentren, ist dies die Verbindung aus Musikwissenschaft, Musikinformatik und Musikjournalismus für Rundfunk und Multimedia.
Tiefer Zorn und große Seufzer
- Sonntag, 29. April 2018 20:09
- Von Christine Gehringer
Abschluss der "Ettlinger Schubertiade" mit Kammermusik
Kammermusik bei der Ettlinger Schubertiade: Mit Thomas Seyboldt musizierten Adelina Oprean und Conradin Brotbek. (Foto: Gehringer)
Mit Musik für Klaviertrio ging die Jubiläums-Saison der „Ettlinger Schubertiade“ zu Ende – ungewohnt in einer Konzertreihe, die sich normalerweise dem Kunstlied verschreibt. Aber wer sich eine ganze Saison lang fast ausschließlich mit Franz Schubert beschäftigt, der kommt eigentlich gar nicht umhin, auch seine Kammermusik ins Programm zu nehmen – gehört sie doch ebenfalls zu den Meisterwerken der Musikgeschichte. Und abgesehen davon versteckt sich in Schuberts Es-Dur-Trio (D (929) ein schwedisches Volkslied.
Zu Gast im Ettlinger Schloss waren diesmal Adelina Oprean (Violine) und Conradin Brotbek (Violoncello) – beide sind Mitglieder des ARIA Quartetts aus der Schweiz. Und zum Auftakt gab es viel Aufwühlendes und Erschütterndes.
"Von Zukunft": Neue Theater-Spielzeit unter dem Motto "300 Jahre Staatstheater"
- Freitag, 27. April 2018 20:33
- Von Christine Gehringer
Die kommende Spielzeit am Staatstheater in Karlsruhe steht ganz im Zeichen des 300. Geburtstages des Hauses. Mit dem Beginn der Sanierung und Erweiterung 2019 markiere sie zugleich die Zukunftssicherung, so Generalintendant Peter Spuhler auf der heutigen Pressekonferenz. „Von Zukunft“ heißt auch das neue Spielplan-Motto.
Mit dem Blick auf Tradition und Überlieferung startet am 13.10. die neue Opern-Saison: Verena Stoiber, Ring-Award-Gewinnerin 2014, inszeniert Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“. Dabei geht es um die Gegenpole „Gott und Teufel“, die Handlung spielt in einem Kirchenraum.
Auffallend viele Co-Produktionen gibt es: Yuval Sharons Inszenierung von Janaceks „Das schlaue Füchslein“ ist eine Produktion des Cleveland Orchestra - eine in den USA gefeierte Umsetzung, als „Oper für die ganze Familie“ (mit Animationen) ab 16.12. in Karlsruhe zu sehen. Keith Warner, der in Karlsruhe bereits „Parsifal“ und "Wahnfried“ in Szene setzte, führt Regie in „Elektra“ von Richard Strauss (ab 26.01.19). Dies ist eine Co-Produktion mit Prag und San Francisco.
Im Rahmen der Händel-Festspiele ist der Counter-Tenor Max Emanuel Cencic in der Oper „Serse“ (ab 15.02.) als Regisseur und als Sänger zu erleben – das Ganze wird verlegt in die Glitzerwelt von Las Vegas. Den Bereich „Belcanto“ repräsentiert ab 23.03. Donizettis „Roberto Devereux“, es ist die dritte der so genannten „Tudor-Opern“, mit der unglücklichen Liebesgeschichte zwischen Roberto und Elisabeth I. Regie führt der Brite Harry Fehr, der damit sein Deutschland-Debüt gibt. Mit „Hoffmanns Erzählungen“ (ab 08.06.) wird der 200. Geburtstag von Jacques Offenbach gefeiert, und eine Co-Produktion mit der Malmö Opera ist Débussys „Pelléas und Mélisande“, zu sehen ab 29.06: Regie führt Benjamin Lazar, der in Karlsruhe für seine historische Umsetzung von „Riccardo Primo“ bei den Händel-Festspielen 2014 gefeiert wurde.
Freuen dürfen sich auch die Ballett-Fans: Wiederaufgenommen wird unter anderem „Carmina Burana“ (26.05.19, hierfür gibt es ab sofort Karten), außerdem ist eine Neueinstudierung von Christopher Wheeldons gefeiertem „Schwanensee“ zu sehen (ab 17.11.). Da die neue Ballett-Saison im Zeichen des Abschieds von Birgit Keil steht, befasst sich die Uraufführung „Kreation“ von Thiago Bodin (27.04.) sowohl mit „300 Jahren Karlsruher Kulturgeschichte“ als auch mit der Arbeit von Birgit Keil. Der Vorverkauf (für September und Oktober) beginnt am 9. Juli 2018 – dies noch zu den aktuellen Eintritts-Preisen, die in der neuen Saison dann um rund drei Prozent erhöht werden.