Karlsruher Händel-Festspiele auf 2022 verschoben
- Montag, 02. November 2020 18:25
- Von Christine Gehringer
(red.) Die kommenden Internationalen Händel-Festspiele in Karlsruhe werden auf 2022 verschoben. Dies teilte das Staatstheater heute mit. Eine verschlankte Version des Festivals gibt es dennoch: Für Sonderauftritte sollen im kommenden Februar Ann Hallenberg und der gerade als „Sänger des Jahres“ ausgezeichnete Countertenor Jakub Józef Orliński nach Karlsruhe zurückkehren. Karteninhaber, die bereits Tickets für die Händel-Opern „Tolomeo“ oder „Hercules“ erworben haben, erhalten ein Vorkaufsrecht für Vorstellungen der Festspiele 2022. Dafür gibt es Gutscheine beim Kartenservice des Staatstheaters. Bei Bedarf können die Karten auch zurückerstattet werden.
Für das Händel-Wochenende vom 19. bis zum 21. Februar 2021 sind unter anderem drei Galakonzerte mit den Deutschen Händel-Solisten geplant; neben Jakub Józef Orliński und Ann Hallenberg ist der Dirigent Federico Maria Sardelli erneut in Karlsruhe zu erleben, ebenso der Cembalist Lars Ulrik Mortensen.
Ohne Einschränkungen, so heißt es in der Mitteilung weiter, kann indessen die Internationale Händel-Akademie 2021 über die Bühne gehen. Dies habe Thomas Seedorf, der Vorsitzende der Akademie, bestätigt. So sind neben den Kursen auch ein Eröffnungskonzert am 21. Februar sowie zwei Abschlusskonzerte vorgesehen. Zudem seien weitere Auftritte in Planung.
Für das Eröffnungskonzert der Internationalen Händel-Akademie am 21. Februar sind unter der künstlerischen Leitung von Jörg Halubek Kantaten und Instrumentalwerke aus Händels italienischen Jugendjahren geplant; im Zentrum der Kurse steht Händels erstes Oratorium „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno.“
Zum Händel-Jugendwettbewerb äußert sich Peter Overbeck, Vorsitzender der Händel-Gesellschaft Karlsruhe: „Aktuell setzen wir alles daran, dass unser Jugendwettbewerb wie geplant stattfinden kann. Dazu stehen wir in direktem Kontakt mit dem Landesmusikrat Baden-Württemberg.“ Das Preisträgerkonzert ist für den 27. Februar Uhr im Staatstheater angesetzt. Es sei wichtig, „dass die jungen Künstlerinnen und Künstler in kleinen Besetzungen eine Wettbewerbs- und Auftrittsmöglichkeit bekommen.“ Auch ein ökumenischer Festgottesdienst ist erneut vorgesehen.
Für das geplante Händel-Wochenende am Staatstheater erhalten Mitglieder der Händel-Gesellschaft ein Vorkaufsrecht.
Vorboten des Lebens
- Montag, 02. November 2020 17:55
- Von Christine Gehringer
Letzte Konzerte vor der Schließung: Im Festspielhaus Baden-Baden musizierten Thomas Hengelbrock und seine Ensembles das Brahms-Requiem in voller Besetzung.
Das Brahms-Requiem schenkt Hoffnung: Thomas Hengelbrock mit dem Balthasar-Neumann-Chor und dem Balthasar-Neumann im Festspielhaus Baden-Baden (Foto: Festspielhaus)
Thomas Hengelbrock hatte sich ausdrücklich das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms für seinen Auftritt im Festspielhaus gewünscht. Denn mitten in der Corona-Pandemie, sagt Intendant Benedikt Stampa, als er sich am zweiten Abend an das Publikum wendet, sei das Werk einerseits Ausdruck von Trauer und Zorn - „und bei mir persönlich kommt auch Bitternis hinzu“.
Doch wie das Brahms-Requiem am Ende vor allem die Hinterbliebenen trösten soll, so stellt auch Stampa der Corona-Situation (und damit der umstrittenen Schließung der Konzerthäuser) das Prinzip Hoffnung entgegen: „Wir werden größer wiederkehren!“ versprach er.
Aufbruch in eine digitale Zukunft
- Freitag, 30. Oktober 2020 21:29
- Von Christine Gehringer
Neue Bild- und Tontechnik für das Festspielhaus/ Stadt Baden-Baden investierte 1,1 Millionen Euro
Intendant Benedikt Stampa und Oberbürgermeisterin Margret Mergen am Mischpult der neuen Audio- und Video-Anlage im Festspielhaus Baden-Baden. Bei den Konzerten mit Thomas Hengelbrock und dem Balthasar-Neumann-Ensemble am 31. Oktober kommt sie erstmals für den Sender ARTE zum Einsatz. (Foto: Festspielhaus)
Es gibt auch noch positive Signale aus der Kultur - trotz des bevorstehenden Lockdown. „Das war eine Punktlandung“, konstatierte Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen – und meinte damit nicht nur das Brahms-Wochenende mit Thomas Hengelbrock, das im Festspielhaus gerade noch über die Bühne gehen kann.
Die lange spielfreie Zeit nach der ersten Schließung war vor allem für eine umfassende Investition genutzt worden: in eine moderne Audio- und Videoanlage, die den heutigen Ansprüchen (gerade auch im digitalen Bereich) genügt. Mit der Übertragung der morgigen Konzerte (per Live-Stream im Internet bei Arte Concert, 16 Uhr und 20 Uhr) kommt sie erstmals zum Einsatz.
Nach Brahms-Wochenende: Festspielhaus Baden-Baden schließt bis Ende 2020
- Donnerstag, 29. Oktober 2020 15:19
- Von Christine Gehringer
(red.) Nach dem gestrigen Beschluss, sämtliche Kultureinrichtungen in Deutschland erneut zu schließen, wurde bekannt: Das Festspielhaus Baden-Baden setzt nicht nur das November-Programm aus, sondern schließt seine Pforten nach Allerheiligen bis zum Ende des Jahres. Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist erst für 2021 geplant – und zwar zunächst mit Festival-Wochenenden. Die Osterfestspiele mit den Berliner Philharmonikern sind dann als „Rückkehr auf die Weltbühne“ vorgesehen.
Intendant Benedikt Stampa äußert sich dazu in einer Mitteilung: „Die Schließung der deutschen Opern- und Konzerthäuser im November 2020 zwingt uns leider zu einer längeren Pause. Es ist völlig unklar, wie die Situation im Dezember sein wird und wie schnell wir wieder ein festspielwürdiges Programm ermöglichen könnten. Daher möchten wir dem Publikum und den Künstlern weitere hektische Um- und Neuplanungen in diesem Jahr ersparen.“
Zwei zentrale Projekte bis zum Ende des Jahres wären das Gastspiel des Mariinsky Balletts aus St. Petersburg sowie die Residenz der Münchner Philharmoniker Anfang Dezember gewesen. Ohnehin waren die weihnachtlichen Ballett-Tage aufgrund der Reisebeschränkungen und Quarantäne-Auflagen nicht planbar. Der zeitliche Vorlauf für die Konzerte der Münchner Philharmoniker wäre in der unwägbaren Situation außerdem zu knapp, teilt das Haus mit: „Ein vierwöchiger Lockdown erfordert im Anschluss eine mindestens so lange Wiedervorbereitung.“
Ab sofort informiert das Festspielhaus seine Besucherinnen und Besucher über die Möglichkeiten, bereits gekaufte Eintrittskarten für November und Dezember in Gutscheine und Spenden umzuwandeln. Auch die Rückerstattung des Eintrittspreises ist möglich.
„Es ist der zweite, ganz bittere Moment in diesem Jahr,“ sagt Benedikt Stampa. „Wir hatten einen wunderbaren Saisonstart mit John Neumeier und dem Hamburg Ballett, mit Sol Gabetta und den Bamberger Symphonikern und freuen uns jetzt auch auf das Brahms-Wochenende mit Thomas Hengelbrock und den Balthasar-Neumann-Ensembles, das uns Kraft geben kann für die kommende Zeit. Unser Hygiene-Konzept, an dem lange gearbeitet worden war, ging auf. Jetzt zu schließen, ist ein weiterer Schlag – künstlerisch wie wirtschaftlich.“
Vom morgigen Freitag an bis Allerheiligen versprechen die Aufführungen des Deutschen Requiems, der dritten Sinfonie von Johannes Brahms, dazu Arien von Johann Strauß noch einmal ein intensives Konzerterlebnis vor der Pause. Die Konzerte am 31.10. (16 Uhr und 20 Uhr) sind auch in Live-Stream bei ARTE CONCERT zu sehen.
Zerfallserscheinungen - und ein weiser Blick von oben
- Donnerstag, 29. Oktober 2020 13:08
- Von Christine Gehringer
Zum Sinfoniekonzert der Staatskapelle mit Georg Fritzsch und Gerhard Oppitz
Es scheint zur schönen Tradition zu werden, dass GMD Georg Fritzsch die Sinfoniekonzerte der Staatskapelle moderiert – was in diesem Falle mehr ist als nur eine Überbrückung der Umbaupause. Das jüngste Konzert, seit Sonntag war es viermal zu hören, stand noch im Zeichen des Festivals „ZeitGenuss“. Zugleich verwies es auf den „Marathon“ mit Gerhard Oppitz und Beethovens Klavierkonzerten am kommenden Wochenende (der noch vor dem neuerlichen Lockdown über die Bühne geht). Wolfgang Rihms „Gejagte Form“, das der Komponist vor mehr als zwei Jahrzehnten schrieb und danach überarbeitet hat, eröffnete den Abend, und eine Warnung gab es von Georg Fritzsch gleich vorweg: „Wolfgang Rihm legt hier geistige Zündschnüre ...“
Hinein genommen in das menschliche Drama
- Dienstag, 27. Oktober 2020 16:21
- Von Christine Gehringer
Großartige Aufführung von Mahlers Rückert-Liedern: Elisabeth Kulman, Michael Sanderling und die Deutsche Radio Philharmonie im Konzerthaus Karlsruhe
Es gehört zum Konzept der „Karlsruher Meisterkonzerte“, jede Aufführung unter ein gewisses Motto zu stellen. Das wirkt bisweilen etwas bemüht, aber der Titel des jüngsten Konzerts - „Tief berührt“ - hätte kaum passender sein können: Die wunderbare Mezzosopranistin Elisabeth Kulman, dazu die Deutsche Radio Philharmonie unter Michael Sanderling schufen eine derart zerbrechliche, poetische Atmosphäre im Konzerthaus, dass man schon Sorge hatte, man könnte dies allein durch Berühren des Programmheftes zerstören. Diese Stille – gerade auch im Publikum - erlebt man selten, und das lag nicht nur an den Masken.
Beethoven und der Humor
- Montag, 26. Oktober 2020 11:54
- Von Christine Gehringer
Zum kürzlichen Vortrag mit Hartmut Becker und Joachim Draheim im Kaffeehaus Schmidt
Regelmäßig laden die beiden Musikwissenschaftler Joachim Draheim (Foto) und Hartmut Becker zu musikalischen Vorträgen ins Kaffeehaus Schmidt in Karlsruhe. (Foto: Gehringer/ Archiv)
Wer an Beethoven denke, der sehe meist nur „den tauben Titan, der ständig dem Schicksal in den Rachen greift“, bemerkte der Karlsruher Musikwissenschaftler Joachim Draheim im Rahmen eines Vortrags im Kaffeehaus Schmidt. Diese derzeitigen Vorträge über Ludwig van Beethoven zählen zu einer Serie, die sich unter dem Titel „Kultur im Café – Musikgeschichte(n)“ vornehmlich den Jubilaren eines jeweiligen Musikjahres, aber auch der Karlsruher Musikgeschichte widmet. Dabei wird grundsätzlich auch der eine oder andere Mythos entlarvt.
Joachim Draheim und sein Kollege Hartmut Becker rückten jetzt eine ungewohnte Seite des Komponisten ins Blickfeld, nämlich den „heiteren Beethoven: Beethoven und das Volkslied". Dabei zeigte sich, dass man beispielsweise auch die Sinfonie Nr. 8 ein wenig anders hören muss, als man das vermutlich gewohnt ist.
Zeitgenössische Musik trotzt Corona
- Samstag, 24. Oktober 2020 13:31
- Von Christine Gehringer
Eröffnung des Festivals "ZeitGenuss" in der Christuskirche: Kammermusik und Orgelwerke von Wolfgang Rihm
Festival ZeitGenuss: Ein Blechbläserensemble (u.a. mit Reinhold Friedrich, Trompete) spielt Musik von Wolfgang Rihm in der Karlsruher Christuskirche. (Foto: Gehringer)
Recht groß war das Interesse beim Eröffnungskonzert des Festivals „ZeitGenuss“ in der Christuskirche; so groß jedenfalls, dass die Corona-Sonderverordnung galt, welche Kultur-Veranstaltungen über 100 Teilnehmer regelt. Dementsprechend herrschte Maskenpflicht während des gesamten Konzerts – ein Umstand, an den man sich erst gewöhnen muss.
„Dem C-Wort zum Trotz“ könne das Festival jedoch glücklicherweise statt finden, bemerkte Kulturamtsleiterin Susanne Asche fast kämpferisch. Auch Hartmut Höll, Rektor der Karlsruher Musikhochschule (die mit der Stadt Karlsruhe maßgeblich für das Festival verantwortlich ist), zeigte sich erfreut darüber, dass „wir endlich wieder lebendige Musik erleben dürfen“. Im Mittelpunkt dieser seit 2013 bestehenden zeitgenössischen Musiktage steht diesmal der Karlsruher Komponist Wolfgang Rihm, der das Festival selbst kuratierte. (Hinweis: Das Abschlusskonzert am Sonntag, den 25.10., 18 Uhr ist auch per Live-Stream auf www.idagio.com) zu sehen.
Beethoven als Liedkomponist
- Mittwoch, 21. Oktober 2020 20:08
- Von Christine Gehringer
Schubertiade Ettlingen: Das Duo Hans Christoph Begemann und Thomas Seyboldt begeistern beim Liederabend im Asamsaal
Liedkunst vom Feinsten: Der Pianist Thomas Seyboldt und der Bariton Hans Christoph Begemann (Foto: Gehringer)
Wer in diesen Tagen Konzertbesuchern und Musikern begegnet, der bemerkt vor allem eines: Freude und Dankbarkeit darüber, dass wieder gespielt wird, und so kann man nur hoffen, dass dies trotz steigender Infektionszahlen auch erst einmal so bleibt.
Eine solche Freude bereitete auch die Ettlinger Schubertiade ihren Gästen: Das bewährte Duo mit dem Bariton Hans Christoph Begemann und dem Pianisten Thomas Seyboldt zeigte, dass auch in einem relativ kurzen Rahmen (dafür aber zweimal) ein stimmungsvoller Liederabend gelingen kann. Das Hauptwerk dieses Abends: Beethovens Zyklus „An die ferne Geliebte“. Das Konzert war zugleich auch eine Präsentation der neuen CD des Liedduos zum Beethoven-Jahr.
Karlsruher Meisterkonzert findet statt/ Bei Kulturveranstaltungen weiterhin bis zu 500 Besucher möglich
- Mittwoch, 21. Oktober 2020 14:27
- Von Christine Gehringer
Zu einer größeren Verunsicherung hat dem Vernehmen nach – und zwar sowohl unter Veranstaltern als auch unter Besuchern - die neue Corona-Verordnung des Landes gesorgt, die nur noch maximal 100 Teilnehmer pro Veranstaltung vorsieht.
Ausgenommen sind laut der „Corona-Verordnung Studienbetrieb und Kunst“ jedoch alle Kultur-Veranstaltungen, bei denen feste Sitzplätze vergeben werden und die einem „im Vorhinein festgelegten Programm folgen“. Hier ist weiterhin ein Spielbetrieb mit bis zu 500 Besuchern möglich, sofern ein mit dem Gesundheitsamt abgestimmtes Hygienekonzept vorliegt.
Allerdings muss nun auch im Publikumsbereich, also während der Aufführung, ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.
Betroffen von dieser Regelung sind in der Region vor allem das Festspielhaus Baden-Baden und das Staatstheater, die ihren Spielbetrieb wie geplant fortsetzen können, aber auch beispielsweise die Reihe der „Karlsruher Meisterkonzerte“ im Konzerthaus Karlsruhe.
Das Konzert mit der Mezzosopranistin Elisabeth Kulman und der Deutschen Radio Philharmonie unter Michael Sanderling am Samstag, den 24. Oktober kann also stattfinden. Auf dem Programm stehen Werke von Lutoslawski, Mahler und Bruckner, Beginn ist 18 Uhr und 20.30 Uhr.