Eine Intensität, die erschüttert
- Dienstag, 11. Februar 2020 18:59
- Von Christine Gehringer
Das Marmen Quartet spielte im Schloss Bruchsal unter anderem Mendelssohns letztes Streichquartett
Das Londoner Marmen bei den Proben im Schloss Bruchsal im Rahmen der Schlosskonzerte. (Foto: Hans-Peter Henecka)
Alle drei Jahre wird im kanadischen Urlaubsort Banff – vor der Kulisse der Rocky Mountains – ein Streichquartett-Wettbewerb ausgetragen. Einer der beiden Gewinner des Jahres 2019 war das Marmen Quartet, das in London beheimatet ist und bei seiner Tournee nun auch im Schloss Bruchsal gastierte: mit Werken von Haydn, Ligeti und Mendelssohn.
(Hinweis: Das Konzert wurde vom SWR aufgezeichnet und ist am 4.4. ab 20.03 Uhr im Abendkonzert zu hören).
Festspielhaus Baden-Baden: Neues Leitungsteam stellt sich vor/ Festspielhaus-Charakter soll künftig gestärkt werden
- Freitag, 07. Februar 2020 08:22
- Von Christine Gehringer
Nun ist sie vollständig, die neue „Kapitänsbrücke“ im Festspielhaus Baden-Baden: Seit Beginn der laufenden Spielzeit ist Benedikt Stampa als neuer Intendant im Amt. Die Betriebswirtin Ursula Koners, vormals Leiterin des des Instituts für Familienunternehmen an der privaten Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, folgte kurz darauf als Geschäftsführerin: Zeit also, im Rahmen eines Pressegesprächs jetzt eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.
„Das kommt mir vor wie ein Jahr, und das ist ein gutes Zeichen“, sagte Koners und verwies auf das „spannende Umfeld“, in dem es noch viel Gestaltungsfreiheit gebe. „In den letzten 20 Jahren wurde das Haus zu einer besonderen Strahlkraft geführt, aber jetzt steht ein Generationenwechsel an" – und damit neue Impulse sowohl bei den Mitarbeitern, als auch bei den Künstlern und den Förderern des Hauses. Zu Gute komme ihrer Arbeit außerdem, dass sie im Rahmen ihrer Tätigkeit an der Zeppelin-Universität bereits Kontakt hatte mit jenen Unternehmen, die das Festspielhaus unterstützen. Weiteres Verbesserungspotenzial sieht sie im Bereich der Digitalisierung, der Vermarktung durch Online-Kanäle.
Gleichzeitig aber möchte man sich in Baden-Baden verstärkt auf die eigene Musik-Geschichte zurückbesinnen, die auch im Programm Niederschlag finden soll. Zudem hat Stampa bereits Gespräche mit dem Burda Museum und dem Brahms-Haus geführt: Er schwärmte von der kulturellen „Fülle“.
Auch der Dirigent Thomas Hengelbrock, der jüngst mit einem Beethoven-Programm zu Gast war, sei ein Künstler, wie er bereits im 19. Jahrhundert in der „Sommerhauptstadt Europas“ hätte gastieren können: „Er ist faszinierend und inspirierend als Künstlerpersönlichkeit und als Ensemble-Gründer“, so Benedikt Stampa. Außerdem erreiche er „genau die richtige Mischung zwischen tiefgründiger Interpretation und kommerziellem Erfolg“.
Dieser kommerzielle Erfolg stellte sich im vergangenen Herbst in Baden-Baden häufig ein: Der Saisonbeginn im September, die Herbstfestspiele mit dem Dirigenten Teodor Currentzis und das traditionelle Winter-Gastspiel mit dem Mariinsky Ballett hätten die 100-Planungen übertroffen, teilte Ursula Koners mit.
Künftig soll das Haus noch stärker zum Festspielhaus im eigentlichen Sinne ausgebaut werden: Säulen sind dabei die Pfingstfestspiele mit dem SWR Symphonieorchester, das im Festspielhaus wieder eine „Heimat“ bekommt, daneben die Sommerfestspiele mit dem Gewandhausorchester Leipzig (als Residenz-Orchester) und besonders die Osterfestspiele mit Kirill Petrenko und den Berliner Philharmonikern. Sie schätzen den Spielort außerordentlich: „Es war schön, an den Gesprächen teilzunehmen“, erzählte Ursula Koners, „und dabei mitzuerleben, wie sehr sich das Orchester auf Baden-Baden freut.“ Auch der Choreograf John Neumeier wird verstärkt im Programm vertreten sein.
Was die Zuschauer angeht, so will man künftig vermehrt in der Schweiz und in Frankreich Fuß fassen. „Baden-Baden hat das Zeug dazu, zu einem der führenden Festspielhäuser in Europa zu werden,“ ist Benedikt Stampa überzeugt.
"Sein größter Wunsch war es, dass seine Musik in Karlsruhe gespielt wird"
- Dienstag, 04. Februar 2020 19:13
- Von Christine Gehringer
Staatstheater Karlsruhe: Würdiges Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus/ Kantate des Karlsruher Komponisten Richard Fuchs aufgeführt
Die Badische Staatskapelle gedachte der Opfer des Nationalsozialismus unter anderem mit Musik des Karlsruhers Richard Fuchs. (Foto: Chris Frühe)
Zur Erinnerungskultur der Stadt Karlsruhe gehört unter anderem das „Gedenkbuch für die Karlsruher Juden“, das in unermüdlicher, ehrenamtlicher Recherchearbeit fortgeschrieben wird und online abrufbar ist.
Dazu gehört auch die Benennung des Theater-Vorplatzes in „Hermann-Levi-Platz“ – um nur einige der Projekte zu nennen.
Vor kurzem gab es ein wunderbares musikalisches Zeugnis: Seit ungefähr zehn Jahren ist man in Karlsruhe dabei, die Musik des Komponisten Richard Fuchs (1887 – 1947) wieder zu entdecken. Seine Kantate „Vom Jüdischen Schicksal“ stand im Zentrum eines denkwürdiges Konzerts am Staatstheater zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
Mediale Oper oder: Wenn die Akteure nur Statisten sind
- Montag, 03. Februar 2020 19:15
- Von Christine Gehringer
Zur Produktion von Puccinis "Turandot" am Staatstheater Karlsruhe
Bunte Bilder, schwache Regie: Wenig überzeugend ist die Oper "Turandot" am Staatstheater Karlsruhe. (Foto: Falk von Traubenberg)
Manche Regisseure möchte man gerne fragen, ob das Geschehen auf der Bühne bei der Umsetzung ihrer eigenen Ideen eigentlich sehr stört. Diesen Eindruck hat man jedenfalls bei der derzeitigen Produktion von Puccinis „Turandot“ am Karlsruher Staatstheater: Sie ist eine Zusammenarbeit mit dem Teatro Massimo in Palermo, dem Teatro Communale di Bologna und dem Lakhta Center in St. Petersburg. Fabio Cherstich hat die Oper in Szene gesetzt; die fragwürdigen, im Grunde eher störenden Videosequenzen stammen vom russischen Künstlerkollektiv AES+F.
Eindeutig fiel die Regie beim Karlsruher Publikum durch, musikalisch ist das populäre Werk allerdings ein großer Genuss.
Im neuen Gewand
- Donnerstag, 30. Januar 2020 19:47
- Von Christine Gehringer
Schlosskonzerte Ettlingen: Beethoven mit den Ludwig Chamber Players
Die Ludwig Chamber Players eröffneten das Beethoven-Jahr bei den Ettlinger Schlosskonzerten mit unbekannten Werken. (Foto: PR)
Beethoven, wie ihn keiner kennt“ oder „Der andere Beethoven“: Im Jubiläumsjahr setzen manche Ensembles offenbar nicht nur auf die Sonaten und Quartette des großen Tonschöpfers, sondern auch auf Kleinode aus dem Raritäten-Kabinett. Beim jüngsten SWR-Schlosskonzert in Ettlingen taten das jetzt die „Ludwig Chamber Players“, die größtenteils im SWR Symphieorchester miteinander musizieren. Schon deren Name verweist unter anderem auf die Nähe zur Musik um 1800.
(Hinweis zum Nachhören: Das Konzert wird am 15.02. ab 20.03 im SWR2 Abendkonzert gesendet.)
Unglaublicher Kraftakt
- Montag, 27. Januar 2020 17:06
- Von Christine Gehringer
Musikhochschule Karlsruhe: Start ins Beethoven-Jahr mit der "Neunten"
Die Studierenden der Musikhochschule Karlsruhe begeisterten mit "Beethovens Neunter" im Wolfgang-Rihm-Forum. (Foto: Gehringer)
Beethovens Sinfonie Nr. 9 – das ist ein sportliches Unterfangen für eine Musikhochschule. Doch dieses Werk ist bestens dazu geeignet, junge Studierende sämtlicher Fachrichtungen auf der Bühne zusammenzubringen. Wenn die Aufführung nur einigermaßen gelungen ist, kann man zudem sicher sein, dass der Funke ebenso auf das Publikum überspringt ...
200 Jahre - und zeitlos lebendig
- Freitag, 24. Januar 2020 22:23
- Von Christine Gehringer
Schubertiade Ettlingen: Junge Duos begeisterten mit Liedern von 1820
Die Stuttgarter "Schubert-Klasse" von Thomas Seyboldt begeisterte bei der Ettlinger Schubertiade im Asamsaal. (Foto: Gehringer)
"Es ist eine Freude, mit diesen jungen Leuten zu arbeiten“, befand der Pianist Thomas Seyboldt am Ende eines Konzerts, der den Komponisten Franz Schubert in vielen, auch unbekannten Facetten beleuchtete: mit Liedern, die fast alle im Jahr 1820 entstanden sind.
Dass die Arbeit mit der Schubert-Klasse, die Seyboldt an der Stuttgarter Musikhochschule betreut, eigentlich nur Freude bereiten kann, glaubt man gerne aufs Wort. Viele interessante junge Stimmen stellten sich jetzt im gut besuchten Ettlinger Asamsaal vor.
Faszinierendes Spiel mit Gegensätzen
- Dienstag, 21. Januar 2020 21:58
- Von Christine Gehringer
Der Pianist Kit Armstrong gastierte in Bruchsal
Kit Armstrong mit Musik zwischen Aufklärung und "Esoterik": Begeisternder Klavierabend m Schloss Bruchsal. (Foto: Hans Peter Henecka)
Einen Weltklasse-Pianisten hatte der Kulturring Bruchsal vor kurzem bei den Schlosskonzerten zu Gast: Kit Armstrong.
Dass dieser junge Ausnahme-Künstler (der im Übrigen auch fließend Deutsch spricht) sich ebenso zu den Naturwissenschaften hingezogen fühlt, könnte man schon aus dem Titel seines Programms schließen: „Aufklärung – Offenheit und Esoterik“ lauteten die Pole, zwischen denen sich die Werke von Bach, Mozart, Beethoven und Carl Philipp Emanuel Bach bewegten. Sie erscheinen zunächst als unvereinbare Gegensätze, und doch sind sie Seiten derselben Medaille...
Geistreiche Raritäten
- Freitag, 17. Januar 2020 15:58
- Von Christine Gehringer
"Beethoven, wie ihn keiner kennt": Konzert des Tonkünstler-Verbandes zum 250. Geburtstag des Komponisten
Konzert des Tonkünstlerverbands im Karlsruher Schloss: Ursula Zelt und Aglaia Bätzner spielen Variationen von Beethoven. (Foto: Gehringer)
Die Neujahrskonzerte des Tonkünstlerverbandes sind offensichtlich beliebt in Karlsruhe: Knapp 200 Plätze an Saalkapazität scheinen nicht auszureichen; auch beim diesjährigen Konzert im Gartensaal des Karlsruher Schlosses gab es wiederum eine Warteliste. Ungewöhnlich war das Konzept auf jeden Fall – nicht nur, weil man unbekannte Werke in verschiedenen Besetzungen zu hören bekam, sondern auch, weil diese mit den fachkundigen Moderationen des Musikwissenschaftlers Joachim Draheim begleitet wurden, der diesen Abend darüber hinaus auch konzipiert hatte.
Festliche Freude und stille Betrachtung
- Dienstag, 14. Januar 2020 14:03
- Von Christine Gehringer
Nach-weihnachtliches Konzert mit "Cantus Novus Ulm" in der Herz-Jesu-Kirche Karlsruhe
Der Frauenchor Cantus Novus Ulm war mit weihnachtlichen Weisen zu Gast in der Herz-Jesu-Kirche in Karlsruhe. (Foto: PR)
Während sich in der meist hektischen Adventszeit die Termine häufen – gerade auch die musikalischen, die oft genug dem Weihnachtsfest vorgreifen – ist es umso schöner, wenn in manchen Ensembles auch die nach-weihnachtliche Betrachtung eine gewisse Rolle spielt. Um die Geburt Jesu und die Anbetung der Hirten ging es beim Konzert des Frauenchores Cantus Novus Ulm, der aus den bekannten „Ulmer Spatzen“ hervor gegangen ist und vor kurzem mit seinem Leiter Helmut Steger in der Karlsruher Herz-Jesu-Kirche gastierte: „Licht vom Licht“ hieß das stimmungsvolle Konzert mit Werken überwiegend aus Romantik und Moderne, unter anderem mit Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols“.