Programm der Karlsruher Händel-Festspiele vorgestellt
- Mittwoch, 30. Oktober 2019 19:28
- Von Christine Gehringer
Im Mittelpunkt der kommenden Karlsruher Händel-Festspiele (14. bis 28.02. 2020) steht die Oper „Tolomeo, Re d‘ Egitto“ - ein Drama um einen lebensmüden und verlassenen Anti-Helden. „Diese Oper ist noch niemals in Karlsruhe aufgeführt worden“, erklärte Michael Fichtenholz - der auch nach seinem Weggang aus Karlsruhe künstlerischer Leiter der Festspiele bleibt - im Rahmen der heutigen Pressekonferenz am Staatstheater Karlsruhe. Regie führt Benjamin Lazar, der mit seiner barocken Inszenierung von „Riccardo Primo“ vor einigen Jahren bereits für Aufsehen sorgte. Diesmal jedoch bewegt sich seine Ästhetik eher im Stil der 1930er und 40er Jahre; „die Geschichte spielt in einem romantischen Hotel am Meer“, so Fichtenholz. In der Titelrolle ist der polnische Countertenor Jakub Jozef Orlinski zu hören; die musikalische Leitung hat Federico Maria Sardelli.
Wieder aufgenommen (am 21.02.) wird daneben die überaus erfolgreiche Produktion „Serse“ in der Inszenierung von Max Emanuel Cencic – allerdings nicht mit Franco Fagioli, sondern mit David Hansen in der Titelrolle. Insgesamt vier Mal ist diese Oper zu sehen.
Im Rahmen des Kammerkonzert-Formates „Abendsterne“ gastiert der Countertenor Terry Wey in der Christuskirche (23.02.), und unter dem Motto „persisches Barock“ nähert sich der Countertenor Cameron Shahbazi einem orientalisierenden Repertoire (18.02.) – mit dem zusätzlichen Wissen um die persische Musikkultur. Daneben gibt Valer Sabadus ein Gala-Konzert (15.02.). Die Karlsruher Händel-Gesellschaft, die sich vor allem der Nachwuchs-Förderung verschrieben hat, lädt am 16.02. zum Preisträgerkonzert des traditionellen Händel-Jugendwettbewerbs.
Daneben unterstützt die Gesellschaft auch die Internationale Händel-Akademie, deren Existenz – so verriet der künstlerische Leiter Thomas Seedorf – trotz der Etat-Kürzungen gesichert ist, wenn auch mit Einschränkungen. So gibt es beispielsweise die Meisterkurse nur noch alle zwei Jahre; in den dazwischen liegenden Festspielen bietet man dafür das wissenschaftliche Symposium an. Hier plane man „eine engere Anbindung an das Programm der Festspiele“, so Seedorf. Das Motto des kommenden Symposiums (15.02.) heißt: „Von Rom nach London. Wege zu Händels „Tolomeo d‘ Egitto“; musikalisch beleuchtet wird dieses Thema in einem Mittags-Konzert.
Am 16.02. nähert sich hingegen der CoroPiccolo unter Christian-Markus Raiser den „Stationen im Leben Händels“. Das Kammerkonzert der Deutschen Händel-Solisten (24.02.) leitet Markus Möllenbeck, beim Festkonzert am 20.02. ist Jory Vinikour als Dirigent und Cembalist zu erleben.
Der Vorverkauf für die Festspiele hat begonnen, weitere Informationen unter www.staatstheater.karlsruhe.de
Das Leben ist flüchtig wie eine Revue
- Dienstag, 29. Oktober 2019 18:45
- Von Christine Gehringer
Theater Baden-Baden nimmt das Musical "Cabaret" wieder auf
Glamourgirl im Kit Kat Club: Schwungvolle Inszenierung des Musicals "Cabaret" im Theater Baden-Baden. (Foto: Felix Grünschloß)
John Kanders Welterfolg „Cabaret“ aus dem Jahr 1966 ist in dieser Spielzeit erneut am Theater Baden-Baden zu sehen. Ingmar Otto, auch in Karlsruhe kein Unbekannter, inszeniert das Musical als unterhaltsames Porträt einer bewegten Zeit (nächste Vorstellung am 9. November, 20 Uhr).
Tennismatch in Tönen
- Samstag, 26. Oktober 2019 15:50
- Von Christine Gehringer
Karlsruher Festival "ZeitGenuss" ist dem Konzeptkünstler Johannes Kreidler gewidmet
Um die Konzeptkunst von Johannes Kreidler ging es diesmal beim Festival "ZeitGenuss": Hier die Eröffnung der Ausstellung in der Fleischmarkthalle, u.a.mit dem Duo LAB51. (Foto: Musikhochschule Karlsruhe)
Albrecht Dürers „Betende Hände“ - es könnten auch die „Clapping Hands“ von Steve Reich sein. Der Kontinent Afrika wiederum ähnelt ganz offenbar dem Korpus eines Konzertflügels, und schließlich kann man sogar die Sätze eines Tennis-Matches (in diesem Falle die Halbfinalniederlage von Boris Becker bei den French Open 1989, betitelt als „Trauermusik für Boris Becker“) als Generalbassbezifferung umdeuten – natürlich zu einem „Lamento-Bass“ ...
Ohne Hoffnung
- Freitag, 25. Oktober 2019 18:20
- Von Christine Gehringer
Schubertiade Ettlingen: Friedemann Röhlig und Thomas Seyboldt thematisieren die Endlichkeit des Lebens
Dem Thema "Vergänglichkeit" widmeten sich der Bass Friedemann Röhlig und der Pianist Thomas Seyboldt bei der Ettlinger Schubertiade im Asamsaal. (Foto: Gehringer)
Nicht gerade leicht zu verarbeiten war das kürzliche Programm der Ettlinger Schubertiade. Den gesamten Liederabend – diesmal musizierte Pianist Thomas Seyboldt mit dem Bassisten Friedemann Röhlig aus Karlsruhe – durchzog eine nächtliche, eine abgründige Tiefe.
Ein wahrhaft „herbstliches“ Konzert also – mit den charakteristischen Fragen um das Thema „Vergänglichkeit“.
Anmutig, brillant - und ein Ansporn für die Jüngeren
- Donnerstag, 24. Oktober 2019 09:37
- Von Christine Gehringer
Weingartner Musiktage: Abschlusskonzert mit der Flötistin Kathrin Christians und der Jungen Südwestdeutschen Philharmonie
Abschlusskonzert der Weingartner Musiktage: Die Flötistin Kathrin Christians und die Junge Südwestdeutsche Philharmonie in der evangelischen Kirche. (Foto: Gehringer)
Mit einer großartigen jungen Künstlerin – und zwar nicht nur in musikalischer Hinsicht - gingen die Weingartner Musiktage in der evangelischen Kirche zu Ende: nämlich mit der Flötistin Kathrin Christians, die unter anderem in Mannheim und Stuttgart studierte. Dennoch hinterließ der Abend einen etwas zwiespältigen Eindruck: Denn die Junge Südwestdeutsche Philharmonie, die unter der Leitung von Fritz Burkhardt den Abend mitgestaltete, hatte zwar durchaus schöne und aussagekräftige Momente. Aber sie offenbarte aber auch, dass es dem Orchester noch an künstlerischer Reife fehlt.
Familienbande
- Donnerstag, 24. Oktober 2019 09:20
- Von Christine Gehringer
In Weingarten spielte der Pianist Gerhard Vielhaber mit Neffe Jon und Nichte Lia
Der Pianist Gerhard Vielhaber mit Nichte Lia und Neffe Jon im Autohaus Morrkopf in Weingarten. (Foto: Weingartner Musiktage Junger Künstler)
Familiäre Beziehungen unter Komponisten, dazu ihre Freunde oder Weggefährten – das erlebt man häufiger als roten Faden in Konzertprogrammen; in letzter Zeit vor allem bei Robert und Clara Schumann.
Ein ganz anderes, nicht weniger spannendes Format ist es allerdings, wenn Interpreten gemeinsam mit den ebenfalls musizierenden Kindern, Geschwistern oder auch Nichten und Neffen auftreten. Seit einiger Zeit gehören solche Konzerte zum festen Programm der Weingartner Musiktage Junger Künstler: Im Autohaus Morrkopf gastierte vor kurzem Gerhard Vielhaber, Pianist des Mariani Klavierquartetts, mit seiner Nichte Lia (Violoncello) und dem Neffen Jon (Trompete). Ein Abend mit ungewöhnlichem Repertoire, wie sich bereits aus der Besetzung ergibt.
"Diggin' Opera" - Kreatives Musiktheater bringt Schüler zusammen
- Sonntag, 20. Oktober 2019 16:49
- Von Christine Gehringer
Jugendliche schreiben ihre eigene Oper und schaffen im Festspielhaus ein gemeinsames Bühnen-Erlebnis
Ein Oper, komponiert von Jugendlichen: Das gibt es derzeit bei einem Musiktheater-Projekt im Festspielhaus Baden-Baden. (Foto: Festspielhaus)
Diggin‘ Opera – Wir graben eine Oper?
Ja, in der Tat: Ein Jugend-Projekt in Baden-Baden, das diesen Titel trägt und derzeit im Festspielhaus seinen Abschluss findet, ließ Schülerinnen und Schüler sozusagen in sich selbst graben: Nämlich nach Ideen für ein Musiktheater, realisiert unter professioneller Anleitung. Zugleich ist der Titel auch ein Wortspiel – ein Verweis auf die digitalisierte, vernetzte Welt.
Doch das Projekt ist weit mehr als nur ein Einblick in die Theater-Arbeit. Es hat auch eine soziale Relevanz, wie von den Beteiligten bei einem Pressegespräch kürzlich zu erfahren war.
Heinrich Schütz und die Bildkraft der Musik
- Freitag, 18. Oktober 2019 14:49
- Von Christine Gehringer
Nachbetrachtung zum Internationalen Heinrich-Schütz-Fest (II): Die "Psalmen Davids" mit dem Dresdner Kammerchor/ Konzert des CoroPiccolo im ZKM
Hans-Christoph Rademann, Dirigent des Dresdner Kammerchores. In der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe gastierte er mit seinem Ensemble mit den "Psalmen Davids" von Heinrich Schütz. (Foto: Matthias Heyde/ PR)
Die „Psalmen Davids“ von Heinrich Schütz gehören zum Eindrucksvollsten, was an Chormusik je geschrieben wurde, und so war auch der Auftritt des Dresdner Kammerchores unter Hans-Christoph Rademann in der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe sicher einer der Höhepunkte des Heinrich-Schütz-Festes.
Zuvor, beim Konzert des CoroPiccolo („Raum-Zeit-Klang“) im ZKM, überwogen dagegen die weichen Klangflächen – und Heinrich Schütz diente unter anderem als Material für elektronisch verfremdete Musik.
Barocker Glanz und das Elend des Krieges
- Mittwoch, 16. Oktober 2019 18:44
- Von Christine Gehringer
Nachbetrachtung zum Heinrich-Schütz-Fest (I): Das Johann Rosenmüller Ensemble in der Stadtkirche Durlach
Das Johann Rosenmüller Ensemble aus Leipzig musizierte im Rahmen des Heinrich-Schütz-Festes in der Stadtkirche Durlach. (Foto: Gehringer)
Wer jüngst beim Heinrich-Schütz-Fest das Konzert des Johann Rosenmüller Ensembles in der Durlacher Stadtkirche erlebte, der hörte erstmals Musik, die seit mehr als dreihundert Jahren nicht mehr aufgeführt wurde. Denn unter anderem erklangen dort auch Werke der Durlacher Hofmusiker.
Es sei einfach großartig, sagte Kantor Johannes Blomenkamp, „dass es Institutionen gibt, die dafür sorgen, dass diese Musik so klingt, als sei die Tinte gerade erst getrocknet.“ Und in der Tat – einen solchen Eindruck hinterließ auch das Leipziger Johann Rosenmüller Ensemble unter der Leitung des Zinkenisten und Musikwissenschaftlers Arno Paduch.
Studierende des Karlsruher Instituts für Musikwissenschaft und Musikinformatik hatten unter der Leitung von Stefanie Steiner-Grage und Thomas Seedorf ein aufführungsfähiges Notenmaterial dieser Werke bereit gestellt.
Vom Urknall zur künstlichen Intelligenz
- Dienstag, 15. Oktober 2019 14:20
- Von Christine Gehringer
Akademische Feier an der Musikhochschule: "Karlsruher Rede" mit dem Sprachwissenschaftler Matthias Kaiser
Musikhochschule Karlsruhe/ Wolfgang-Rihm-Forum. (Foto: Gehringer)
Seit 2007 sorgt die „Karlsruher Rede“ an der Musikhochschule dafür, dass die Akademische Feier zur Eröffnung des neuen Semesters mehr ist als nur die Verabschiedung der Absolventen und die Begrüßung der Erstsemester.
Selten erlebt man es jedoch, dass die Rede so treffend in den Kontext einer künstlerischen Ausbildung passt: Was der Sprachwissenschaftler Matthias Kaiser zum Thema „Sprachen, Sinn und Synergien“ zu sagen hatte, war beinahe schon eine Komposition an sich. Und ein sprachliches Kunstwerk.