Barocke Bühnenshow
- Montag, 25. November 2019 09:52
- Von Christine Gehringer
Cecilia Bartoli auf den Spuren des Kastraten "Farinelli"/ erste Station in Baden-Baden
Auf den Spuren des "Star-Sängers" Farinelli: Cecilia Bartoli im Festspielhaus Baden-Baden. (Foto: Michael Gregonowits)
"Er fing die erste Note so sanft an, schwellte sie durch ganz unmerkliche Grade zu einer erstaunlichen Stärke und linderte sie auf eben diese Weise wieder, dass man ihm völlig fünf Minuten klatsche“. Dies notierte im späten 18. Jahrhundert der Musikgelehrte Charles Burney in seinem „Tagebuch einer musikalischen Reise durch Frankreich und Italien“.
Ähnliches kann man auch über den Abend mit Cecilia Bartoli im Festspielhaus Baden-Baden sagen: Die Gesangsvirtuosin spürt in ihrem neuen Programm dem berühmtesten Sänger seiner Zeit nach – dem Kastraten Carlo Broschi, besser bekannt als „Farinelli“. An der Oos erlebte dieses Programm (allerdings mit etlichen Abweichungen von der demnächst erscheinenden CD) jetzt seine Premiere.
Klingendes Dokument, erschütterndes Schicksal
- Samstag, 16. November 2019 16:32
- Von Christine Gehringer
Zur Aufführung des Oratoriums "Annelies" in der Stadtkirche Durlach
Musikalisches Zeugnis eines jüdischen Schicksals: Eine berührende Aufführung war das Oratorium "Annelies" - nach dem Tagebuch der Anne Frank - in der Stadtkirche Durlach. (Foto: Gehringer)
Im Juni diesen Jahres wäre Anne (Annelies Marie) Frank 90 Jahre alt geworden. Die Familie, zunächst in Frankfurt ansässig, zog bereits kurz nach der Machtergreifung nach Amsterdam. Als 1940 jedoch die Deutsche Wehrmacht die Niederlande besetzte, flohen die Franks einige Zeit später in das Versteck eines Hinterhauses. Das Tagebuch, das Anne in den Jahren bis zu ihrer Verhaftung führte, gilt nicht nur als bedeutendes Zeitdokument, sondern es offenbart auch bereits die Beobachtungsgabe eines jungen Mädchens, das eigentlich Schriftstellerin werden wollte.
Es liegt nahe, ein solches Dokument auch zu vertonen: Im Jahr 2005 schuf der britische Komponist James Whitbourn mit „Annelies“ ein Oratorium auf der Grundlage dieser Texte - ausgewählt und zusammengestellt von der jungen Autorin Melanie Challenger. Es ist ein Werk in dichter Atmosphäre – und dankenswert, dass jetzt Johannes Blomenkamp gemeinsam mit der Durlacher Kantorei, der Sopranistin Sabine Goetz und dem Leopold Ensemble an das jüdische Schicksal erinnerte.
Beethoven, in allen Facetten
- Donnerstag, 14. November 2019 19:42
- Von Christine Gehringer
Voller Überraschungen: Das Konzert mit dem Phaeton Piano Trio in Bruchsal
Konzert rund um Beethoven: Das Phaeton Trio bei den Bruchsaler Schlosskonzerten. (Foto: Hans-Jochen Stiefel)
Der große Jubilar des kommenden Jahres – Ludwig van Beethoven – beschäftigt Künstler und Veranstalter bereits zum jetzigen Zeitpunkt. Bei den Bruchsaler Schlosskonzerten mit dem Phaeton Piano Trio gab es einen monothematischen Abend, und hier waren nicht nur die Werke des großen Meisters gefragt, sondern auch die der zeitgenössischen Musik-Schöpfer, die sich mit Beethovens Musik auseinander gesetzt haben: etwa der junge Komponist Johannes X. Schachtner mit seiner „Triokonversation“, oder die Schüler des Karlsruher Helmholtz-Gymnasium (Hinweis: Der Konzertmitschnitt ist am 04.01.20 um 20.03 im SWR2 2“Abendkonzert“ zu hören; die Werke der Schüler am 22.01. ab 10.03 Uhr).
Ohne Gott ist alles besser
- Dienstag, 12. November 2019 13:00
- Von Christine Gehringer
Anmerkungen zu Gounods Oper "Faust" am Staatstheater Karlsruhe
Margarethe (Diana Tugui) und Faust (Peter Sonn) in Gounods Oper "Faust" am Staatstheater Karlsruhe. (Foto: Falk von Traubenberg)
Um eines gleich vorweg zu nehmen: Die Oper „Faust“, die derzeit am Staatstheater in Karlsruhe läuft, muss man nicht unbedingt gesehen haben (eine Hör-Empfehlung kann man allerdings sehr wohl aussprechen). Doch unbedingt diskutieren sollte man die Frage, ob die Regie derart verfremdend in ein Bühnenwerk eingreifen darf …
Programm der Karlsruher Händel-Festspiele vorgestellt
- Mittwoch, 30. Oktober 2019 19:28
- Von Christine Gehringer
Im Mittelpunkt der kommenden Karlsruher Händel-Festspiele (14. bis 28.02. 2020) steht die Oper „Tolomeo, Re d‘ Egitto“ - ein Drama um einen lebensmüden und verlassenen Anti-Helden. „Diese Oper ist noch niemals in Karlsruhe aufgeführt worden“, erklärte Michael Fichtenholz - der auch nach seinem Weggang aus Karlsruhe künstlerischer Leiter der Festspiele bleibt - im Rahmen der heutigen Pressekonferenz am Staatstheater Karlsruhe. Regie führt Benjamin Lazar, der mit seiner barocken Inszenierung von „Riccardo Primo“ vor einigen Jahren bereits für Aufsehen sorgte. Diesmal jedoch bewegt sich seine Ästhetik eher im Stil der 1930er und 40er Jahre; „die Geschichte spielt in einem romantischen Hotel am Meer“, so Fichtenholz. In der Titelrolle ist der polnische Countertenor Jakub Jozef Orlinski zu hören; die musikalische Leitung hat Federico Maria Sardelli.
Wieder aufgenommen (am 21.02.) wird daneben die überaus erfolgreiche Produktion „Serse“ in der Inszenierung von Max Emanuel Cencic – allerdings nicht mit Franco Fagioli, sondern mit David Hansen in der Titelrolle. Insgesamt vier Mal ist diese Oper zu sehen.
Im Rahmen des Kammerkonzert-Formates „Abendsterne“ gastiert der Countertenor Terry Wey in der Christuskirche (23.02.), und unter dem Motto „persisches Barock“ nähert sich der Countertenor Cameron Shahbazi einem orientalisierenden Repertoire (18.02.) – mit dem zusätzlichen Wissen um die persische Musikkultur. Daneben gibt Valer Sabadus ein Gala-Konzert (15.02.). Die Karlsruher Händel-Gesellschaft, die sich vor allem der Nachwuchs-Förderung verschrieben hat, lädt am 16.02. zum Preisträgerkonzert des traditionellen Händel-Jugendwettbewerbs.
Daneben unterstützt die Gesellschaft auch die Internationale Händel-Akademie, deren Existenz – so verriet der künstlerische Leiter Thomas Seedorf – trotz der Etat-Kürzungen gesichert ist, wenn auch mit Einschränkungen. So gibt es beispielsweise die Meisterkurse nur noch alle zwei Jahre; in den dazwischen liegenden Festspielen bietet man dafür das wissenschaftliche Symposium an. Hier plane man „eine engere Anbindung an das Programm der Festspiele“, so Seedorf. Das Motto des kommenden Symposiums (15.02.) heißt: „Von Rom nach London. Wege zu Händels „Tolomeo d‘ Egitto“; musikalisch beleuchtet wird dieses Thema in einem Mittags-Konzert.
Am 16.02. nähert sich hingegen der CoroPiccolo unter Christian-Markus Raiser den „Stationen im Leben Händels“. Das Kammerkonzert der Deutschen Händel-Solisten (24.02.) leitet Markus Möllenbeck, beim Festkonzert am 20.02. ist Jory Vinikour als Dirigent und Cembalist zu erleben.
Der Vorverkauf für die Festspiele hat begonnen, weitere Informationen unter www.staatstheater.karlsruhe.de
Das Leben ist flüchtig wie eine Revue
- Dienstag, 29. Oktober 2019 18:45
- Von Christine Gehringer
Theater Baden-Baden nimmt das Musical "Cabaret" wieder auf
Glamourgirl im Kit Kat Club: Schwungvolle Inszenierung des Musicals "Cabaret" im Theater Baden-Baden. (Foto: Felix Grünschloß)
John Kanders Welterfolg „Cabaret“ aus dem Jahr 1966 ist in dieser Spielzeit erneut am Theater Baden-Baden zu sehen. Ingmar Otto, auch in Karlsruhe kein Unbekannter, inszeniert das Musical als unterhaltsames Porträt einer bewegten Zeit (nächste Vorstellung am 9. November, 20 Uhr).
Tennismatch in Tönen
- Samstag, 26. Oktober 2019 15:50
- Von Christine Gehringer
Karlsruher Festival "ZeitGenuss" ist dem Konzeptkünstler Johannes Kreidler gewidmet
Um die Konzeptkunst von Johannes Kreidler ging es diesmal beim Festival "ZeitGenuss": Hier die Eröffnung der Ausstellung in der Fleischmarkthalle, u.a.mit dem Duo LAB51. (Foto: Musikhochschule Karlsruhe)
Albrecht Dürers „Betende Hände“ - es könnten auch die „Clapping Hands“ von Steve Reich sein. Der Kontinent Afrika wiederum ähnelt ganz offenbar dem Korpus eines Konzertflügels, und schließlich kann man sogar die Sätze eines Tennis-Matches (in diesem Falle die Halbfinalniederlage von Boris Becker bei den French Open 1989, betitelt als „Trauermusik für Boris Becker“) als Generalbassbezifferung umdeuten – natürlich zu einem „Lamento-Bass“ ...
Ohne Hoffnung
- Freitag, 25. Oktober 2019 18:20
- Von Christine Gehringer
Schubertiade Ettlingen: Friedemann Röhlig und Thomas Seyboldt thematisieren die Endlichkeit des Lebens
Dem Thema "Vergänglichkeit" widmeten sich der Bass Friedemann Röhlig und der Pianist Thomas Seyboldt bei der Ettlinger Schubertiade im Asamsaal. (Foto: Gehringer)
Nicht gerade leicht zu verarbeiten war das kürzliche Programm der Ettlinger Schubertiade. Den gesamten Liederabend – diesmal musizierte Pianist Thomas Seyboldt mit dem Bassisten Friedemann Röhlig aus Karlsruhe – durchzog eine nächtliche, eine abgründige Tiefe.
Ein wahrhaft „herbstliches“ Konzert also – mit den charakteristischen Fragen um das Thema „Vergänglichkeit“.
Anmutig, brillant - und ein Ansporn für die Jüngeren
- Donnerstag, 24. Oktober 2019 09:37
- Von Christine Gehringer
Weingartner Musiktage: Abschlusskonzert mit der Flötistin Kathrin Christians und der Jungen Südwestdeutschen Philharmonie
Abschlusskonzert der Weingartner Musiktage: Die Flötistin Kathrin Christians und die Junge Südwestdeutsche Philharmonie in der evangelischen Kirche. (Foto: Gehringer)
Mit einer großartigen jungen Künstlerin – und zwar nicht nur in musikalischer Hinsicht - gingen die Weingartner Musiktage in der evangelischen Kirche zu Ende: nämlich mit der Flötistin Kathrin Christians, die unter anderem in Mannheim und Stuttgart studierte. Dennoch hinterließ der Abend einen etwas zwiespältigen Eindruck: Denn die Junge Südwestdeutsche Philharmonie, die unter der Leitung von Fritz Burkhardt den Abend mitgestaltete, hatte zwar durchaus schöne und aussagekräftige Momente. Aber sie offenbarte aber auch, dass es dem Orchester noch an künstlerischer Reife fehlt.
Familienbande
- Donnerstag, 24. Oktober 2019 09:20
- Von Christine Gehringer
In Weingarten spielte der Pianist Gerhard Vielhaber mit Neffe Jon und Nichte Lia
Der Pianist Gerhard Vielhaber mit Nichte Lia und Neffe Jon im Autohaus Morrkopf in Weingarten. (Foto: Weingartner Musiktage Junger Künstler)
Familiäre Beziehungen unter Komponisten, dazu ihre Freunde oder Weggefährten – das erlebt man häufiger als roten Faden in Konzertprogrammen; in letzter Zeit vor allem bei Robert und Clara Schumann.
Ein ganz anderes, nicht weniger spannendes Format ist es allerdings, wenn Interpreten gemeinsam mit den ebenfalls musizierenden Kindern, Geschwistern oder auch Nichten und Neffen auftreten. Seit einiger Zeit gehören solche Konzerte zum festen Programm der Weingartner Musiktage Junger Künstler: Im Autohaus Morrkopf gastierte vor kurzem Gerhard Vielhaber, Pianist des Mariani Klavierquartetts, mit seiner Nichte Lia (Violoncello) und dem Neffen Jon (Trompete). Ein Abend mit ungewöhnlichem Repertoire, wie sich bereits aus der Besetzung ergibt.