Betörend schöner Klang
- Mittwoch, 02. Oktober 2019 16:31
- Von Christine Gehringer
SWR-Schlosskonzert in Ettlingen mit dem Mariani Klavierquartett
Das Mariani Quartett gastierte bei den Ettlinger Schlosskonzerten. (Foto: Irène Zandel/ PR)
Mariani? Ein Journalist, so erfährt man im Einführungsgespräch bei den Ettlinger Schlosskonzerten, mutmaßte einmal, dieser Name gehe womöglich zurück auf den „Vin Mariani“ - ein Gemisch aus Rotwein und einem Extrakt der Coca-Pflanze, sozusagen einem Vorläufer des heutzutage beliebten brauseartigen Erfrischungsgetränks.
Ein Konzertveranstalter wiederum kündigte die vier gar als „Marihuana“-Quartett an. Wie dem auch sei: Der Klang dieses Quartett hat etwas Betörendes. Der Ensemble-Name ist hingegen ganz unspektakulär: Er leitet sich schlicht ab von Antonio Mariani, einem Geigenbauer des 17. Jahrhunderts.
Weingartner Musiktage starten am Wochenende
- Montag, 30. September 2019 18:41
- Von Christine Gehringer
(red.) Am kommenden Samstag starten die Weingartner Musiktage Junger Künstler: Zum ersten Konzert des Festivals am 5.10. um 20 Uhr steht das junge Jazz-Ensemble "Three Fall & Melane“ auf der Bühne des Gewächshaus Stärk. Die Musiker von "Three Fall" sorgten mit der ungewöhnlichen Kombination von Bassklarinette und Tenorsaxophon mit Schlagzeug und Posaune bereits für Aufsehen; jetzt bringen sie mit der Stimme der kongolesisch-deutschen Sängerin Melane neue Farbe in ihren Sound.
Am Sonntag, den 6.10., um 10:30 Uhr gastiert das bekannte Bläser-Ensemble "Da Blechhauf'n" im Gewächshaus. Im Vorverkauf gibt es keine Karten mehr, eventuell sind bei Öffnung der Tageskasse um 9:30 Uhr noch Restkarten erhältlich. Das Konzert am Abend des 6.10. gestaltet ab 19 Uhr Olivia Trummer mit Stimme und Klavier. Sie wurde 2019 mit dem Jazz-Preis Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Beim Preisträgerkonzert "Young Elites" am Sonntag, 13.10. (19 Uhr, Turmzimmer im Rathaus) sind neben dem Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbes - Friedrich Thiele (Violoncello - auch einige erste Preisträger des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ aus der Region zu hören: das Vokalensemble Lilli-Sophie Schneider (Sopran), Penelope Gatidis (Alt), Benjamin Mues (Tenor), Karl Andrej Beier (Bass) sowie Tanea Romond, (Klavier und Pop-Gesang) und Morgane Voisin (Violine).
Weitere Konzerte gibt es am Samstag, 12.10. um 20 Uhr im "Goldenen Löwen" (SWR2 New Talent mit Janina Ruh, Violoncello), sowie am Freitag, 18.10. um 20 Uhr (Schwester-Bruder-Onkel-Konzert mit Lia Vielhaber, Violoncello, Jón Vielhaber, Trompete und Gerhard Vielhaber, Klavier) und am Samstag, 19.10. um 20 Uhr („Rising Star“ Farida Rustamova, Violine, spielt mit Nargiza Alimova, Klavier). Beide Konzerte finden im Autohaus Morrkopf statt.
Zum Kinderkonzert - „Karneval der Tiere“ mit Juri Tetzlaff und dem "Con fuoco Quintett" - am Sonntag, den 13. Oktober um 15 Uhr im Festsaal "Zum Goldenen Löwen" gibt es bei Saalöffnung um 14.30 Uhr möglicherweise noch Restkarten. Der Vorverkauf wurde bereits geschlossen.
Das Abschlusskonzert in der evangelischen Kirche bestreitet am Sonntag, 20. Oktober um 19 Uhr die Flötistin Kathrin Christians, zusammen mit der Jungen Südwestdeutschen Philharmonie. Das Ensemble wurde 2015 von ehemaligen Musikern des Landesjugendorchesters Rheinland-Pfalz, des Bundesjugendorchesters und begabten jungen Musikern aus dem Südwesten gegründet.
Weitere Informationen unter www.weingartner-musiktage.de.
Anmut und Freiheitskampf - und eine klare Empfehlung für Bayreuth
- Montag, 30. September 2019 16:00
- Von Christine Gehringer
Auftakt der Karlsruher Meisterkonzerte: Vadim Repin, Pietari Inkinen und die Deutsche Radio-Philharmonie im Konzerthaus
Künftiger "Ring"-Dirigent in Bayreuth: Der Chef der Deutschen Radio Philharmonie Pietari Inkinen. (Foto: Gehringer)
Das war ein Saison-Auftakt, der die Vorfreude weckt. Bei den „Karlsruher Meisterkonzerten“ spielte der großartige Vadim Repin im Konzerthaus Karlsruhe – und zwar ein Werk, das selten zu hören ist: Alexander Glasunows Violinkonzert a-moll. Umrahmt wurde dieses Konzert von Jean Sibelius, und das wiederum trug der finnischen Herkunft des Dirigenten Rechnung. Dabei zeigte sich: Der 39jährige Pietari Inkinen, Chef der Deutschen Radio Philharmonie und Dirigent des kommenden Bayreuther „Ring“-Zyklus, gab hierfür eine eindeutige Empfehlung ab.
Vergnüglicher Exkurs ins 18. Jahrhundert
- Freitag, 27. September 2019 13:48
- Von Christine Gehringer
Karlsruher Schlosskonzerte: Auf den Spuren des Musikschriftstellers Johann Mattheson
Auf den Spuren des Musikschriftstellers Johann Mattheson: Stephan Mester und Urte Lucht. (Foto: Georg Engist)
Über den „Bon gout“ in der Musik lässt sich bekanntlich streiten – erst recht heutzutage, im Zeitalter der verschiedensten Hörgewohnheiten.
Eine klare Meinung dazu (und nicht nur dazu) hatte Johann Mattheson. Der Hamburger, ein Zeitgenosse Georg Friedrich Händels, gilt als bedeutendster Musiktheoretiker der Aufklärung. Allerdings ist er heute meist nur noch einem Fachpublikum bekannt.
Es ist nicht einfach, dieser Persönlichkeit an einem Konzertabend nachzuspüren und ihr dabei wirklich gerecht zu werden. Überhaupt – als was soll man diesen Universalkünstler denn nun bezeichnen? Er war Sänger und Komponist, zugleich ausgebildet an Laute, Violine, Blockflöte und Cembalo. Er war Musikdirektor am Hamburger Dom, daneben Musikschriftsteller und ein innovativer Journalist: Seine Zeitschrift „Der Vernünfftler“ (die erste deutschsprachige „Moralische Wochenschrift“) erreichte überregionale Beachtung, und sein bekanntestes Werk - „Der Vollkommene Capellmeister“ - gilt als wichtige Quelle für die Musikpraxis des 18. Jahrhunderts.
Die Karlsruher Schlosskonzerte würdigten diesen bemerkenswerten Menschen jetzt mit einem ungewöhnlichen Format: Einem Plauderkonzert im barocken Stil.
Wettbewerbe an der Musikhochschule Karlsruhe
- Freitag, 27. September 2019 09:58
- Von Christine Gehringer
Mit einem Preisträgerkonzert am heutigen Freitag, den 27. September (19.30 Uhr, Wolfgang-Rihm-Forum) endet der Europäische Kammermusikwettbewerb, der alle zwwei Jahre gemeinsam von der Stadt Karlsruhe, dem Max-Reger-Institut und der Internationalen Max-Reger-Gesellschaft veranstaltet wird. Er fördert nicht nur das Musizieren im Ensemble, sondern dient auch der Pflege des Regerschen Werks.
Am Montag, den 30. September beginnt der dreitätige "Internationale Wettbewerb für das Lied des 20. und 21. Jahrhunderts" ("Es sind noch Lieder zu singen ..."), der 2019 zum dritten Mal über die Bühne geht. Die jungen Künstler setzen sich in diesem Jahr mit der Musik von Aribert Reimann, Hermann Reutter und Wolfgang Rihm auseinander. Der Wettbewerb ist öffentlich; Beginn ist jeweils 11.30 Uhr (Achtung, geänderte Uhrzeit) im Wolfgang-Rihm-Forum.
Zwei Künstlerinnen in ihren Liedern
- Mittwoch, 25. September 2019 16:06
- Von Christine Gehringer
Konzert der Gedok: Werke von Clara Schumann und Margarete Schweikert
Liederabend der Gedok Karlsruhe im Feuerbachsaal der Kunsthalle; mit der Pianistin Jeannette La-Deur (links), Diana Tomsche, Bernhard Berchtold. (Foto: Gehringer)
Seit dem Jahr 2012 – seit dem 125. Geburtstag von Margarete Schweikert - ist man in Karlsruhe dabei, das Werk der Komponistin wieder zu entdecken. Zu verdanken ist das hauptsächlich der Künstlerinnenvereinigung GEDOK, insbesondere der Pianistin Jeannette La-Deur, die sich als Herausgeberin darum bemüht, die Lieder und Kammermusik öffentlich zugänglich zu machen.
Margarete Schweikert war in Fünfziger Jahren Vorsitzende der nach dem Kriege wieder gegründeten Vereinigung, außerdem war sie Fachbeirätin für Musik.
Doch die Ursprünge der Karlsruher GEDOK reichen zurück bis ins Jahre 1929.
Grund genug also, den 90. Geburtstag des Vereins zugleich zum Anlass zu nehmen, wieder einmal an Margarete Schweikert zu erinnern – hatte sie doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts das künstlerische Leben in der Fächerstadt (als Musikerin, Pädagogin und Konzertveranstalterin) entscheidend mitgeprägt.
Festspielhaus Baden-Baden startet mit Ballett-Oper
- Montag, 23. September 2019 20:05
- Von Christine Gehringer
(red). Mit John Neumeiers Fassung der Oper „Orphée et Eurydice“ von Christoph Willibald Gluck eröffnet das Hamburg Ballett am 27. September 2019 die neue Saison im Festspielhaus Baden-Baden. Ganz bewusst, so heißt es in einer Pressemitteilung des Hauses, habe Benedikt Stampa diese Ballett-Oper an den symbolträchtigen Beginn seiner Intendanz gestellt: Er unterstreiche damit die stilistische Vielseitigkeit der Produktionen John Neumeiers und die mehr als 20jährige Verbundenheit mit dem Hamburg Ballett. Die erste Zusammenarbeit der Hamburger Compagnie mit dem Freiburger Barockorchester führe zugleich das Potenzial der Region für künstlerische Sternstunden vor Augen. Anlässlich des heutigen Pressegesprächs hob John Neumeier die kreative Atmosphäre im Festspielhaus hervor: „Jedes Mal wenn ich nach Baden-Baden komme, spüre ich den Geist eines ‚Fest-Spiels‘: In Baden-Baden ist nicht nur der Bühnenraum physisch größer, das Festspielhaus erlaubt auch künstlerisch eine weitere Dimension“, wird Neumeier zitiert.
In seiner Fassung von „Orphée et Eurydice“ führt John Neumeier die klassische Opernhandlung in die Ballettwelt der Gegenwart. Wie bei der Pariser Uraufführung im Jahr 1774 werden Tanz und Musik zum unmittelbaren Ausdrucksträger tief menschlicher Emotionen. In den Tänzer-Hauptrollen sind Edvin Revazov und Anna Laudere als Doubles von Orphée und Eurydice zu erl eben. Unter der musikalischen Leitung von Alessandro de Marchi treten als Sängersolisten auf: Dmitry Korchak (27./29.9.) und Maxim Mironov (28.9.) als Orphée, daneben Arianna Vendittelli als Eurydice und Marie-Sophie Pollak als L'Amour.
Beginn der Aufführung ist 19 Uhr; am 28.09. beginnt die Oper um 18 Uhr, am 29.09. bereits um 17 Uhr.
Zarte Anmut, dunkle Leidenschaft
- Sonntag, 22. September 2019 15:14
- Von Christine Gehringer
Clara Schumann im Zentrum: Erstes Konzert der Staatskapelle mit der Pianistin Magdalena Müllerperth.
Die Pianistin Magdalena Müllerperth spielte das Klavierkonzert a-moll von Clara Schumann beim Sinfoniekonzert im Staatstheater Karlsruhe. (Foto: Pr/ Alexander Basta)
Wenn Pianistinnen sich mit dem Werk von Clara Schumann auseinandersetzen, dann fällt immer wieder ein Satz: „Sie muss unglaublich große Hände gehabt haben“.
Tatsächlich stellt auch das Klavierkonzert a-moll die Interpreten vor hohe technische Anforderungen. Das ist insofern bemerkenswert, als die junge Clara Wieck bei der Uraufführung erst 16 Jahre alt war. Bereits 1834 hatte sie mit der Arbeit begonnen; ihr späterer Ehemann Robert Schumann, der, wie Clara, bei ihrem Vater Friedrich Wieck ausgebildet wurde, stand ihr bei der Instrumentierung zur Seite.
Den zahlreichen Veranstaltungen zum kürzlichen 200. Geburtstag der großen Künstlerin schloss sich auch das Badische Staatstheater an: Die junge Pianistin Magdalena Müllerperth und die Staatskapelle eröffneten die neue Saison mit eben diesem Konzert.
Zeit und Ewigkeit
- Mittwoch, 18. September 2019 14:14
- Von Christine Gehringer
Ettlinger Schubertiade: Thomas Seyboldt und Hans Christoph Begemann mit Liedern von Wolfgang Rihm
Lieder von Wolfgang Rihm interpretierten der Bariton Hans Christoph Begemann und der Pianist Thomas Seyboldt bei der Schubertiade Ettlingen. (Foto: Gehringer)
Das Duo Hans Christoph Begemann (Bariton) und Thomas Seyboldt (Klavier) widmet sich im Rahmen der Ettlinger Schubertiade immer wieder dem Liedschaffen von Wolfgang Rihm: Vor wenigen Jahren brachten die beiden Künstler beim Label „bastille musique“ eine CD heraus, die mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde.
Jetzt gibt es eine Fortsetzung – und aus der neuesten Einspielung, die den Titel „Dort wie hier“ (nach Heinrich Heine) trägt, waren nun im Asamsaal Vertonungen von Rückert, Mörike und eben Heine zu hören.
Doch die beiden Interpreten rückten diese Lieder in einen Kontext; nämlich in die unmittelbare Nähe von Schubert, Brahms, Mahler und Hugo Wolf, die sich mit diesen Dichtern ebenfalls befassten. Daraus ergab sich eine sorgsame Dramaturgie rund um ein nicht einfaches Thema: nämlich um Tod und Vergänglichkeit.
Mit Tempo, Witz und Leidenschaft
- Montag, 02. September 2019 17:54
- Von Christine Gehringer
"Junges Kollektiv Musiktheater" zeigte Puccinis "Gianni Schicchi"
Raffgierige Erben und ein Betrug für einen guten Zweck: Das Junge Kollektiv Musiktheater bot beste Unterhaltung mit Puccinis "Gianni Schicchi" in der Fleischmarkthalle Karlsruhe. (Foto: Birgit Nockenberg)
"Der Tolle dort ist Gianni Schicchi; tollwütig plagt er die anderen".
Ja, so geht es zu im vorletzten Höllenkreis. Bereits in Dantes "Göttlicher Komödie" taucht der gewitzte Betrüger auf, allerdings nur in wenigen Zeilen, doch diese genügten dem Librettisten Giovacchino Forzano, um eine herrliche Komödie zu schreiben - Textgrundlage für Puccinis genial satirische Kurzoper "Gianni Schicchi".
Das wiederum inspirierte die junge Regisseurin Marlene Pawlak und ihre Mitstreiter zu einer launigen Produktion des Jungen Kollektiv Musiktheater in Karlsruhe: Ein spätsommerlich-spritziges Opernvergnügen.