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Händel-Festspiele: Barocke Spielfreude beim Jugendwettbewerb

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Der Händel-Jugendwettbewerb ist eine Initiative der Karlsruher Händel-Gesellschaft, die darauf abzielt, junge Musikschüler schon früh an die Barockmusik heranzuführen. Seit 1995 wird der Wettbewerb ausgetragen; anfangs konzentrierte man sich nur auf den badischen Raum, doch mittlerweile sind auch Kandidatinnen und Kandidaten aus ganz Baden-Württemberg und dem benachbarten Elsass (also dem gesamten Pamina-Gebiet) zugelassen.
In der Anfangszeit wurden die jungen Künstler meist noch von ihren Lehrern – auf dem Klavier – begleitet. Doch die Ausbildung an den Musikschulen, so Peter Overbeck, der Vorsitzende der Händel-Gesellschaft, habe sich seitdem deutlich professionalisiert - wie auch das Preisträgerkonzert im Kleinen Haus des Staatstheaters zeigte: Nicht nur Händels goldene Büste, sondern auch ein Cembalo zierte die Bühne; gespielt wurde zum Teil auf historischen Instrumenten. Georg Siebert beispielsweise, Lehrer am Konservatorium und Musiker des Karlsruher Barockorchesters, unterrichtet auch auf der Barockoboe. Das alles ist ein Zeichen dafür, dass die Saat der Händel-Akademien und generell der Beschäftigung mit der Aufführungspraxis offenbar bis in die Jugendarbeit hinein aufgeht – und zwar so, dass es anscheinend schwer fällt, aus dem Kreis der Bewerber am Ende die Preisträger zu küren. Staatstheater-Intendant Ulrich Peters sprach deshalb von der „Spitze eines wunderbaren Eisbergs“.
Unter den jungen Preisträgern befinden sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene der Jahrgänge 2003-2012; eingeteilt wurden sie in vier Kategorien, die den jeweiligen Ausbildungsstand berücksichtigen. Einige von ihnen stellten sich während der Matinee als Solisten vor, traditionell sind auch Ensembles beim Wettbewerb beteiligt.
Einen ersten Preis gab es für die Sinfonietta Ulm und die junge Oboistin Tessa Polzehl (Jahrgang 2005) beim Konzert von Alessandro Marcello, und dabei beeindruckte die Solistin mit schön geschwungenen Linien, souveränen Läufen und einem sauberen Ton. Das Ensemble begleitete sie behutsam. Blockflötistin Mila Xu (2005, 2. Preis) warf sich eloquent in die verschiedenen Variationen über dem schwungvollen, typisch barocken Folia-Rhythmus (in Corellis „La Follia“ op. 5,12), und Mezzosopranistin Laura Streckert (2003) begeisterte mit Arien von Händel („La bocca vaga“ aus „Alcina“) und Vivaldi („Quia fecit“ aus dem „Magnificat“ RV 611): Sie gestaltete ausdrucksvoll und mit bemerkenswert guter Stimmführung; hier spürte man, dass sich die junge Sängerin intensiv mit dem barocken Repertoire beschäftigt hat. Im Grunde galt das für alle, die an diesem Vormittag auftraten – und im übrigen mit souveränen und zum Teil sogar originellen Moderationen in die gespielten Stücke einführten.
Weitere fünf erste Preise hatte die Jury zu vergeben: Zum Beispiel an Mai Johannsen (2007), die sich selbstbewusst und mit klarer Tongebung auf der Barockoboe mit Händels F-Dur-Sonate HWV 363a auseinandersetzte. Dass sich die jungen Künstler dabei nicht nur mit der Stilistik des 18. Jahrhunderts, sondern auch mit dem historischen Instrumentarium beschäftigen, verdient eine zusätzliche Würdigung. Charlotte Bommas (2010) beeindruckte auf der Harfe mit zart hingeworfenen Linien und Figuren – zunächst in „L' Eyptienne“ von Jean-Philippe Rameau. Die impressionistisch anmutende „Toccata“ des Filmkomponisten Nino Rota (auch moderne Werke waren zugelassen) setzte dazu einen reizvollen Gegenpol, denn Rota arbeitet hier mit einer ursprünglich barocken Form. Ebenfalls kontrastreich danach der Vortrag von Blockflötistin Johanna Rist (2007): Erstaunlich, wie gewandt sie mit den barocken Affekten in der „Sonata Seconda a Soprano Solo“ von Dario Castello spielte. Danach standen in „The Jungle“ von Paul Leenhouts pointierte Rhythmen und Klangeffekte im Vordergrund.
Die „Barockies“ - eine Gruppe von Instrumentalisten um die Karlsruher Sopranistin Alma Unseld (mit Charlotte Mac-Carty, Barockoboe, Ole Michaelis, Barockcello, Anton Bott, Truhenorgel) – boten eine wunderbar feinsinnige Interpretation von Händels „Meine Seele hört im Sehen“ (aus den „Neun deutschen Arien“). Den höchst vergnüglichen Vormittag beendeten die Sängerinnen und Sänger der Karlsruher Singschule Cantus Juvenum mit Händels „Laudate pueri Dominum“ und einem Spiritual.
Solche Erfolge wären aber nicht möglich ohne engagierte Eltern und vor allem Lehrer – und das würdigte auch die Händel-Gesellschaft: Die Blockflötistin und Pädagogin Kirsten Christmann, die einige der Preisträger (teils sogar kurzfristig) auf dem Cembalo begleitete, wurde mit dem Casimir-Schweizelsperg-Preis (benannt nach einem badischen Hofmusiker) ausgezeichnet.