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Kritik

Zwei Künstlerinnen in ihren Liedern

| Christine Gehringer | Kritik

Konzert der Gedok: Werke von Clara Schumann und Margarete Schweikert

 

190920 Liederabend GEDOK

Seit dem Jahr 2012 – seit dem 125. Geburtstag von Margarete Schweikert - ist man in Karlsruhe dabei, das Werk der Komponistin wieder zu entdecken. Zu verdanken ist das hauptsächlich der Künstlerinnenvereinigung GEDOK, insbesondere der Pianistin Jeannette La-Deur, die sich als Herausgeberin darum bemüht, die Lieder und Kammermusik öffentlich zugänglich zu machen.
Margarete Schweikert war in Fünfziger Jahren Vorsitzende der nach dem Kriege wieder gegründeten Vereinigung, außerdem war sie Fachbeirätin für Musik.
Doch die Ursprünge der Karlsruher GEDOK reichen zurück bis ins Jahre 1929.
Grund genug also, den 90. Geburtstag des Vereins zugleich zum Anlass zu nehmen, wieder einmal an Margarete Schweikert zu erinnern – hatte sie doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts das künstlerische Leben in der Fächerstadt (als Musikerin, Pädagogin und Konzertveranstalterin) entscheidend mitgeprägt
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Zarte Anmut, dunkle Leidenschaft

| Christine Gehringer | Kritik

Clara Schumann im Zentrum: Erstes Konzert der Staatskapelle mit der Pianistin Magdalena Müllerperth.

 

190915 Sinfoniekonzert Schumann

Wenn Pianistinnen sich mit dem Werk von Clara Schumann auseinandersetzen, dann fällt immer wieder ein Satz: „Sie muss unglaublich große Hände gehabt haben“.
Tatsächlich stellt auch das Klavierkonzert a-moll die Interpreten vor hohe technische Anforderungen. Das ist insofern bemerkenswert, als die junge Clara Wieck bei der Uraufführung erst 16 Jahre alt war. Bereits 1834 hatte sie mit der Arbeit begonnen; ihr späterer Ehemann Robert Schumann, der, wie Clara, bei ihrem Vater Friedrich Wieck ausgebildet wurde, stand ihr bei der Instrumentierung zur Seite.
Den zahlreichen Veranstaltungen zum kürzlichen 200. Geburtstag der großen Künstlerin schloss sich auch das Badische Staatstheater an: Die junge Pianistin Magdalena Müllerperth und die Staatskapelle eröffneten die neue Saison mit eben diesem Konzert
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Zeit und Ewigkeit

| Christine Gehringer | Kritik

Ettlinger Schubertiade: Thomas Seyboldt und Hans Christoph Begemann mit Liedern von Wolfgang Rihm

 

190914 Schubertiade Rihm

Das Duo Hans Christoph Begemann (Bariton) und Thomas Seyboldt (Klavier) widmet sich im Rahmen der Ettlinger Schubertiade immer wieder dem Liedschaffen von Wolfgang Rihm: Vor wenigen Jahren brachten die beiden Künstler beim Label „bastille musique“ eine CD heraus, die mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde.
Jetzt gibt es eine Fortsetzung – und aus der neuesten Einspielung, die den Titel „Dort wie hier“ (nach Heinrich Heine) trägt, waren nun im Asamsaal Vertonungen von Rückert, Mörike und eben Heine zu hören.
Doch die beiden Interpreten rückten diese Lieder in einen Kontext; nämlich in die unmittelbare Nähe von Schubert, Brahms, Mahler und Hugo Wolf, die sich mit diesen Dichtern ebenfalls befassten. Daraus ergab sich eine sorgsame Dramaturgie rund um ein nicht einfaches Thema: nämlich um Tod und Vergänglichkeit.

Mit Tempo, Witz und Leidenschaft

| Christine Gehringer | Kritik

"Junges Kollektiv Musiktheater" zeigte Puccinis "Gianni Schicchi"

 

190823 Gianni Schicchi

"Der Tolle dort ist Gianni Schicchi; tollwütig plagt er die anderen".
Ja, so geht es zu im vorletzten Höllenkreis. Bereits in Dantes "Göttlicher Komödie" taucht der gewitzte Betrüger auf, allerdings nur in wenigen Zeilen, doch diese genügten dem Librettisten Giovacchino Forzano, um eine herrliche Komödie zu schreiben - Textgrundlage für Puccinis genial satirische Kurzoper "Gianni Schicchi".
Das wiederum inspirierte die junge Regisseurin Marlene Pawlak und ihre Mitstreiter zu einer launigen Produktion des Jungen Kollektiv Musiktheater in Karlsruhe: Ein spätsommerlich-spritziges Opernvergnügen.

Oszillierende Farben

| Christine Gehringer | Kritik

Abschluss des Orgelsommers: Klaus Geitner bot Raritäten - und zeigte die Klangpracht der drei Orgeln

 

190811 Klaus Geitner

Ein Orgelkonzert, so ganz ohne Bach oder Georg Böhm? Ohne die großen Romantiker Louis Vierne und Charles-Marie Widor, Franz Liszt oder Johannes Brahms?
Auf dem Programm des letzten Abends im diesjährigen Karlsruher Orgelsommer fanden sich stattdessen Namen wie Johann Schneider, Johann Valentin Eckelt, Wallace Arthur Sabin – und meist hat es ja durchaus seinen Grund, wenn Komponisten völlig unbekannt sind.
In der Tat waren es nicht die ganz gr
oßen Meisterwerke, die der Münchner Organist Klaus Geitner (tätig an der Sendlinger Himmelfahrtskirche) nach Karlsruhe brachte. Doch das Konzert hatte einen großen Reiz, was nicht zuletzt auch an der kunstvollen Registrierung lag.

Begeisternde Klangfülle

| Christine Gehringer | Kritik

Orgelsommer in Karlsruhe: Konzert mit dem Stadtkirchenkantor Christian-Markus Raiser

 

CM Raiser Orgel

Während sich in der Kulturstadt Karlsruhe meist noch Ende Juli gleich mehrere Veranstaltungen überschneiden, ebbt diese Fülle spätestens im August erheblich ab. In diese Lücke tritt seit mehr als zwanzig Jahren der Internationale Orgelsommer – und diese Konzerte werden vom Karlsruher Publikum dankbar angenommen: Gut besucht war jedenfalls das jüngste Konzert, die Zuhörer zudem begeisterungsfähig – oder wann sonst erlebt man laute Bravos nach einem Orgelabend, nach einer Passacaglia von Johann Sebastian Bach?
Natürlich tat dabei auch die Tatsache ein Übriges, dass sich der Kantor derStadtkirche, Christian-Markus Raiser, diesmal selbst an die Orgeln setzte.

Bach - mit sinnlichen Klangfarben

| Christine Gehringer | Kritik

Zum Abchluss der Grötzinger Musiktage: Trium Avium spielte Bachs Goldberg-Variationen

 

190721 Trium Avium

Mit den Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach haben die diesjährigen Grötzinger Musiktage begonnen, und damit endeten sie auch. Die zweimalige Aufführung dieses großen Variationenwerks ist schon allein deshalb sinnvoll, weil es in einer Komposition von solchem Ausmaß und solcher Meisterschaft – Bach hat hier die Kunst der barocken Satztechnik gewissermaßen durchexerziert - immer wieder Neues zu entdecken gibt. Und zwar erst recht, wenn die Linien auf verschiedene Instrumente verteilt werden und sich dadurch immer wieder reizvolle Klangverbindungen ergeben.

Wuchtiger Liszt an der Steinmeyer-Orgel

| Christine Gehringer | Kritik

Internationaler Orgelsommer in Karlsruhe startete mit Tamas Bodiss aus Budapest

 

190714 Tamas Bodiss Orgel

Die Orgelsituation in der Alt- und Mittelstadtgemeinde in Karlsruhe war zuvor schon komfortabel - mit der französisch-barocken Rémy-Mahler-Chorogel und dem großen Steinmeyer-Instrument in der Stadtkirche konnte man nahezu jedes Repertoire realisieren - doch jetzt schöpft man geradezu aus dem Vollen. Denn das Klangbild der neuen Lenter-Orgel in der Kleinen Kirche schafft noch zusätzlich eine Brücke zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert.
An sich ist das eine Bereicherung für den Internationalen Orgelsommer, doch zugleich ist es auch problematisch. Denn das Programm des ersten Gastes - es spielte Tamas Bodiss aus Budapest - zerfiel ein wenig. Das war wohl auch der Tatsache geschuldet, dass die Besucher zwischendurch, wie bei einem Wandelkonzert, die Kirchenräume wechselten ...