(red.) Zum Ende der Spielzeit hat das Staatstheater Karlsruhe die Besucherzahlen für die vergangene Saison bekannt gegeben: Demnach nutzten rund 240 000 Besucherinnen und Besucher das Programmangebot mit insgesamt 891 Veranstaltungen (ohne das theaternahe Rahmenprogramm) in den sechs Sparten. „Wir blicken auf eine spannende und abwechslungsreiche Spielzeit zurück“, wird Intendant Ulrich Peters zitiert.
Die Gesamtauslastung über alle Sparten hinweg lag laut einer Mitteilung des Hauses bei durchschnittlich 71 Prozent. „Damit, wie auch hinsichtlich der damit erzielten Einnahmen, dürfen wir zunächst zufrieden sein und blicken positiv auf die kommende Spielzeit," so der geschäftsführende Direktor Johannes Graf-Hauber. Ein signifikanter Unterschied im Kaufverhalten des Publikums sei mittlerweile bei den Ticketverkäufen im Webshop erkennbar. Der Online-Absatz konnte demnach - im Vergleich zur Zeit vor Corona - um 50 Prozent gesteigert werden. Fast ein Drittel der Theaterkarten würden zwischenzeitlich online abgesetzt, heißt es in der Mitteilung weiter.
Die beliebteste Opernproduktion der Spielzeit war nach Händels „Ottone“ (mit insgesamt fünf ausverkauften Vorstellungen) Georges Bizets „Carmen“. Insgesamt 78 000 Besucher kamen zu Opernvorstellungen ins Staatstheater. Die Schauspielproduktionen erreichten fast 40 000 Zuschauer. „Das Leben des Galilei“ war die an Besucherzahlen stärkste Produktion in dieser Sparte.
Fast 37 000 Menschen besuchten das Staatsballett Karlsruhe, dabei zog „Giselle“ von David Dawson besonders viele Zuschauer an. Die traditionsreiche Staatskapelle konnte sich bei Konzerten über 35 000 Zuhörer freuen.
Die Abenteuer-Geschichte "Räuber Hotzenplotz" ist die auslastungsmäßig erfolgreichste Produktion des Jungen Staatstheaters; das Familienstück zur Weihnachtszeit - "1001 Nacht" - erreichte mit nahezu 14 000 Besuchern viele Schulklassen und Familien; sie konnte „mit mehrsprachigen Angeboten in Ukrainisch, Englisch und Arabisch sowie barrierefreien Angeboten in deutscher Gebärdensprache und Audiodeskription den Anspruch kultureller Teilhabe für alle einlösen“, betont die dreiköpfige Theaterleitung.
Insgesamt besuchten über 32 000 Zuschauer Veranstaltungen des Jungen Staatstheaters und 2500 Interessierte sahen sich Produktionen des Volkstheaters an.
Das Zusammenspiel von Theater- und Baubetrieb bleibe eine herausfordernde Aufgabe für alle Beteiligten und die Besucher, so die Theaterleitung. „Für uns ist wichtig: Die Türen des Theaters bleiben weiterhin geöffnet, während parallel das Wohnzimmer für die Stadt entsteht“.
Landesrechnungshof bemängelt Einspielergebnis und Marketing
Diese Zahlen müssen jedoch vor dem Hintergrund der vor kurzem veröffentlichen Denkschrift des Landesrechnungshofes (auch online abrufbar) gelesen werden. Dieser hatte vor allem das Einspielergebnis (gemeint ist die Eigenfinanzierungsquote) bemängelt. Außerdem solle das Badische Staatstheater Karlsruhe „eine explizite Gesamtstrategie entwickeln, um künftige Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können“. Diese Strategie müsse auch das veränderte Kultur- und Freizeitverhalten des Publikums berücksichtigen.
Nach der Umwandlung des Badischen Staatstheaters in einen Landesbetrieb formulierte der Verwaltungsrat 2014 die Erwartung, dass das Staatstheater während der Bauphase 12,5 Prozent und nach deren Abschluss 15 Prozent seines Ausgabenvolumens aus eigenen Einnahmen finanzieren solle. „Dieses angestrebte Ergebnis orientiert sich an der bundesweit bei vielen Theatern üblichen Quote, mancherorts werden auch 20 Prozent oder mehr erzielt. Tatsächlich erreichte das Badische Staatstheater seither in keinem Jahr mehr als 14 Prozent. Im Geschäftsjahr 2018/2019 lag das Einspielergebnis bei 13,6 Prozent,“ heißt es seitens des Rechnungshofes. Die angestrebte Quote von 15 Prozent hält der Rechnungshof indessen für „nicht zu hoch und in normalen Jahren auch für erreichbar“.
Die Ausgaben des Staatstheaters - die zu je 50 Prozent von Stadt und Land getragen werden, sofern sie nicht durch eigene Einnahmen gedeckt sind - betrugen für den laufenden Betrieb bis zum Beginn der Corona-Pandemie rund 50 Millionen Euro jährlich.
Verbesserungspotenziale auf der Einnahmenseite sieht der Rechnungshof vor allem bei der Höhe der Eintrittspreise und der Auslastung der Veranstaltungen. Das Badische Staatstheater habe zwar in der Vergangenheit seine Eintrittspreise regelmäßig erhöht, zeige im landesweiten Vergleich jedoch weiteren Anpassungsspielraum.
Dabei bemängelt der Rechnungshof auch die Tatsache, dass das Badische Staatstheater in den Spielzeiten 2016 bis 2019 jeweils zwischen 19 000 und 21 000 Dienst-, Frei- und Ehrenkarten jährlich ausgegeben habe. „Dies entspricht rechnerisch einem jährlichen Einnahmeverzicht von rund 340 000 Euro. Überdurchschnittlich hoch war der Anteil von Dienst-, Frei- und Ehrenkarten bei den ersten Vorstellungen einer Produktion in der Spielzeit. Bei solchen Vorstellungen mit einer hohen Auslastung bedeutet dies, dass Besucher mit Dienst-, Frei- und Ehrenkarten zahlende Besucher ‚verdrängen‘ und damit beachtliche Einnahmeausfälle entstehen können“, heißt es in der Denkschrift.
Die derzeitige Dienst- und Freikartenordnung stammt in ihren Grundzügen aus dem Jahr 1975. Die Theaterleitung des Badischen Staatstheaters habe in den vergangenen Jahren diese Ordnung in der Verwaltungspraxis „erheblich ausgeweitet“, ohne dass der Verwaltungsrat eine Änderung beschlossen habe. Eine Neufassung durch den Verwaltungsrat sei daher geboten.
Auf der Ausgabenseite solle das Staatstheater "stärker als bisher darauf achten, dass alle Veranstaltungen einen positiven Deckungsbeitrag erbringen".
Auch das Marketing war nach Auffassung des Rechnungshofs in der Vergangenheit nicht immer optimal. Die Kommunikation habe sich überwiegend an die „Bestandskunden“ gerichtet: Moderne Kommunikationskanäle seien noch zu wenig genutzt, neue Zielgruppen nicht offensiv angesprochen worden. Hierbei habe das Staatstheater noch keine Strategie formuliert, wie diesen Herausforderungen erfolgreich begegnet werden könne: „Noch immer liegt der Schwerpunkt auf den Abonnements eines zunehmend älter werdenden Publikums. Das Marketing ist bisher eher als operativer Dienstleister denn als strategische Einheit aufgestellt. Das Programmangebot orientiert sich noch zu wenig an der Nachfrage nach Gesamterlebnissen und sozialen Events.“
Zudem habe sich das Kultur- und Freizeitverhalten des potenziellen Publikums in den letzten Jahren - besonders in Zeiten der Pandemie - grundlegend geändert. Das Angebot sei vielfältiger geworden und werde vom Publikum sehr viel spontaner nachgefragt. Notwendig sei deshalb eine Strategie zur „Herausbildung eines eigenen öffentlich wahnehmbaren Profils“, denn ohne ein solches Profil werde sich das Theater auch im Bereich des Sponsorings nicht weiterentwickeln können.
Im Unterschied zu anderen Städten und Regionen sei in Karlsruhe das Staatstheater „nicht die Kultureinrichtung, an der sich viele andere orientieren, sondern führt innerhalb des Kulturlebens der Stadt und der Region bisweilen ein Inseldasein.“
Hinweis: Am 16. September startet das Staatstheater mit dem traditionellen Theaterfest in die neue Saison: Besucher erwartet ein Tag der offenen Tür von 11 bis 19 Uhr.
Der Vorverkauf für neuen Spielzeit ist bereits gestartet: Tickets für über 80 Vorstellungen im September und Oktober können online, telefonisch oder bei unserem Team vom Kartenservice vor Ort im K-Punkt erworben werden.
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