Ohne Ziele wird es schwierig
- Samstag, 06. März 2021 11:51
- Von Christine Gehringer
Künstler in der Coronakrise (II): Sänger berichten über Motivation, staatliche Hilfen und Online-Unterricht
Das Karlsruher Athos Ensemble in der Stadtkirche Durlach (Foto: Gehringer/ Archiv)
Ab dem 22. März, so der Beschluss des Corona-Gipfels, könnten Theater und Konzerthäuser bei entsprechender Inzidenz wieder öffnen. Eine wirkliche „Öffnungs-Perspektive“ ist das jedoch nicht – denn sollten die Zahlen wieder steigen, was sich angesichts der britischen Corona-Mutante auch abzeichnet, tritt ein erneuter Lockdown in Kraft.
Planbar scheinen Kulturveranstaltungen demnach nur in Verbindung mit einem funktionierenden Schnelltestverfahren. Andererseits ist laut einer neuen Aerosol-Studie aus dem Konzerthaus Dortmund die Ansteckungsgefahr in großen Räumen gering – zumal das Publikum zuletzt mit Maske und im Schachbrettmuster auf den Plätzen saß. Doch die Theater und Konzerthäuser gehörten im milden November-Lockdown zu den ersten, die schließen mussten, was sowohl von Künstlern als auch von Musikliebhabern vielfach als „Symbolpolitik“ empfunden wurde.
Besonders hart getroffen sind beispielsweise frei berufliche Sänger. Sie verdienen ihr Geld unter anderem mit großen Chorkonzerten etwa zur Passion; die Saison entfällt nun bereits zum zweiten Mal. Grund genug also, bei ihnen nachzufragen, wie sie das vergangene Jahr gemeistert haben. Dabei erfährt man: Bei den staatlichen Hilfen fallen Künstler trotz hoher Verluste schlicht durchs Raster...
Johannes Blomenkamp ist Kirchenmusikdirektor
- Freitag, 05. März 2021 21:03
- Von Christine Gehringer
(red.) In der badischen Landeskirche gibt es zwei neue Kirchenmusikdirektoren - einer davon ist Johannes Blomenkamp, der an der Stadtkirche Durlach tätig ist. Landeskirchenmusikdirektor Kord Michaelis würdigte den Karlsruher Bezirkskantor: „Karlsruhe hat sich in den letzten Jahren zu einem deutschlandweit beachteten Zentrum der evangelischen Kirchenmusik entwickelt. Das ist nicht zuletzt der sehr guten Teamarbeit der Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker unter Leitung von Bezirkskantor Johannes Blomenkamp zu verdanken.“ Blomenkamp war zuvor Kantor im Großraum Hannover. Er habe seit fast 15 Jahren an der Stadtkirche Durlach künstlerische Akzente als Organist und Improvisator sowie als Leiter der Singschule und der Erwachsenenchöre gesetzt, erklärte Michaelis. Eines der Formate, Blomenkamp einführte, ist der „Karlsruher Singalong“ - Bachs Weihnachtsoratorium zum Mitsingen, das unter normalen Umständen zahlreiche begeisterte Chorsänger in der Adventszeit in die Durlacher Stadtkirche lockt.
Auch an den Offenburger Bezirkskantor Traugott Fünfgeld wurde der Titel verliehen; er sei „als vielfältig wirksamer Komponist gerade den Posaunenchören Deutschlands wohlvertraut.“
Die Auszeichnung an die neuen Kirchenmusikdirektoren soll im Laufe des Jahres an der jeweiligen Stätten ihres Wirkens übergeben werden.
Musik an der Christuskirche auch über Youtube
- Freitag, 05. März 2021 10:36
- Von Christine Gehringer
(red.) Es ist dem Engagement vieler Karlsruher Kirchen zu verdanken, dass seit November des vergangenen Jahres wenigstens in den Gotteshäusern Musik erklingt. Derzeit gibt es an der Evangelischen Stadtkirche, aber auch an Christuskirche Karlsruhe musikalische Andachten: jeweils sonntags ab 18 Uhr. Damit möglichst viele Menschen daran teilnehmen können, entschloss man sich an der Christuskirche nun zu einem aufwendigen Gottesdienst-Livestream: Ab dem kommenden Sonntag, 7. März sind regelmäßig über den Youtube-Kanal der Christuskirche Gottesdienste und Andachten zu empfangen:
https://www.youtube.com/c/MusikanderChristuskircheKarlsruhe.
Am kommenden Sonntag, den 7. März gibt es um 18 Uhr ein Abendlob mit Mitgliedern des Oratorienchores Karlsruhe.
Singspiel, Konzerte, Operetten-Dinner: Theater Heidelberg hofft auf Schlossfestspiele "ohne Abstriche"
- Donnerstag, 04. März 2021 17:57
- Von Christine Gehringer
(red.) Es gibt – trotz Pandemie und undurchsichtiger Öffnungsstrategie - durchaus auch Lichtblicke für den diesjährigen Kultursommer: Heute teilte das Theater Heidelberg das Programm für die Schlossfestspiele mit. „Wir sind optimistisch und voller Vorfreude, nach langer Durststrecke mit den Heidelberger Schlossfestspielen 2021 wieder Theatermagie auf die schönsten Bühnen der Stadt zu bringen!“ wird Intendant Holger Schultze zitiert. Unter Wahrung der Abstands- und Hygieneregeln wolle man „inhaltlich keinerlei Abstriche machen“, heißt es in der Mitteilung.
Die Schlossfestspiele eröffnen am 12. Juni mit der französischen Komödie „Das Spiel von Liebe und Zufall“ von Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux im Dicken Turm des Schlosses. In der Regie von Lilli-Hannah Hoepner und musikalisch geleitet von Charlotte Brandi soll sich ein heiteres Verwechslungsspiel entspinnen. Premiere ist am Samstag, den 12. Juni 2021. Am 19. Juni hat im Schlosshof Ralph Benatzkys Singspiel „Im weißen Rössl“ Premiere; Regie führt Felix Seiler, der auch an der Hamburgischen Staatsoper oder der Komischen Oper Berlin inszenierte.
Eine ganz andere Atmosphäre bringt „Dracula“ ab dem 2. Juli in den Schlosshof: Die gefeierte Inszenierung des „Gruselklassikers“ nach Bram Stoker kehrt in der Einrichtung von Christian Brey nach Heidelberg zurück. Für die jungen Gäste hingegen steht mit „Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe“ ab dem 20. Juni im Englischen Bau eine Premiere über den „größten Raubritter aller Zeiten“ auf dem Programm, und auch das Philharmonische Orchester Heidelberg soll im Rahmen dreier Schlosskonzerte zu erleben sein: Am 25. und 27. Juni mit Musik von Jean Sibelius und Peter Tschaikowsky, am 10. und 15. Juli mit Melodien aus den „Goldenen Zwanzigern“ (am 10. Juli zur Schlossbeleuchtung).
Höhepunkte der klassischen Operette sind im letzten Schlosskonzert am 18. und 20. Juli, zu erleben; zudem gibt es ein Dinner-Konzert unter dem Motto „Melodien à la carte“: Hierbei wird zu Wiener Operettenmusik ein Drei-Gänge-Galamenü aus Sternekoch Martin Scharffs Schlossküche geboten. Termine für die Dinner-Konzerte sind der 25. Juli und der 1. August.
Der Vorverkauf für die Heidelberger Schlossfestspiele startet am Samstag, 13. März um 13.00 Uhr. Bis zum 15. April 2021 erhalten Frühbucher einen Rabatt von 10 Prozent. Informationen und Karten gibt es über die Theaterkasse (Tel: 06221 5820 000 oder über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder www.heidelberger-schlossfestspiele.de.
Zum Tod von Wolfgang Boettcher
- Donnerstag, 04. März 2021 13:30
- Von Christine Gehringer
Der Cellist unterrichtete auch an der Carl-Flesch-Akademie in Baden-Baden.
Vergangene Woche starb in Berlin der Cellist Wolfgang Boettcher – unerwartet, wie es in verschiedenen Medien heißt, nachdem er auf der Straße zusammengebrochen war. Boettcher, 1935 in Berlin geboren, gehörte seit 1958 den Philharmonikern an, unter anderem als Solo-Cellist. Ab 1976 wandte er sich dann eigenen Projekten zu: So war er Gründungsmitglied der „12 Cellisten“ und des Brandis-Quartetts. Mit seinen Schwestern, der Mannheimer Pianistin Ursula Trede-Boettcher und der Geigerin Marianne Boettcher, spielte er Kammermusik, noch bis vor kurzem.
Vor allem aber war er ein geschätzter Dozent – auch an der sommerlichen „Carl Flesch Akademie“ in Baden-Baden. Etwas von der Leidenschaft und Wachheit, die Boettcher als Musiker und offenbar auch als Pädagoge an den Tag legte, zeigt der folgende Beitrag aus dem PAMINA-Archiv, der die Eindrücke der Akademie aus dem Sommer 2008 einfängt (mit Audio-Beitrag) .
Stefanie Heiner leitet weiterhin das "Junge Staatstheater"
- Dienstag, 02. März 2021 16:43
- Von Christine Gehringer
(red.) Stefanie Heiner übernimmt auch in der kommenden Spielzeit die Leitung der Sparte „Junges Staatstheater“ - zusätzlich zum Volkstheater. Dies teilte das Haus heute mit. Die Theaterpädagogin sei „in allen Bereichen unseres Hauses eine sehr geschätzte Kollegin," werden der Geschäftsführende Direktor Johannes Graf-Hauber und die Künstlerische Betriebsdirektorin Uta-Christine Deppermann zitiert.
Kunstministerin Theresia Bauer, Vorsitzende des Verwaltungsrats, betont: „Kinder- und Jugendtheater sind ein essentieller Bestandteil der kulturellen Bildung für junge Menschen.“ Auch in Corona-Zeiten erreiche das Junge Staatstheater durch kreative Formate wie Streams für Schulen oder einer App für Spaziergänge durch Karlsruhe sein junges Publikum.
„Es freut mich, dass es der Theaterleitung gelungen ist, in Zeiten des Umbruchs mit Nicole Braunger und Stefanie Heiner gleichzeitig so überzeugende Lösungen für personelle Kontinuität am Badischen Staatstheater zu finden", erklärte indessen Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup als stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender. Er ergänzt: „Das Leben ist immer wieder auch eine Bühne, das Junge Staatstheater bereitet mit seiner wichtigen pädagogischen Vermittlungsarbeit darauf vor und erschließt gleichzeitig nachfolgenden Generationen den Sinn der Kulturinstitution Staatstheater – in guter Kooperation mit 30 Schulen.“
Theater für alle – das ist das Motto des Jungen Staatstheaters seit seiner Gründung vor zehn Jahren. Zu den Angeboten zählen unter anderem Theater für Kinder ab zwei Jahren sowie theaterpädagogische Vermittlungsarbeit. Damit habe man beispielsweise in der Saison 18/19 über 40 000 Zuschauerinnen und Zuschauer mit über 400 pädagogischen Angeboten erreicht, heißt es weiter in der Mitteilung. „Ich bin begeistert, weiter mit diesem tollen und engagierten Team zusammenzuarbeiten und eine Spielzeit zu gestalten, die ganz im Zeichen unseres 10-jährigen Jubiläums stehen wird,“ so Stefanie Heiner.
Im Jubiläumsjahr wird am Jungen Staatstheater das Motto „Theater für alle“ besonders zum Thema gemacht. Mit Blick auf Aspekte wie Barrierefreiheit, Gender Diversity, kulturelle Vielfalt, Adultismus und Altersdiskriminierung sowie Antirassismus sollen auch verstärkt Menschen erreicht werden, die noch nicht zum Publikum zählen und gleichzeitig Aufmerksamkeit für diese Themen geschaffen werden.
Nicht ohne Händel: Stadtkirche und Händel-Gesellschaft retten ein kleines Stück ins Pandemie-Jahr
- Freitag, 26. Februar 2021 20:21
- Von Christine Gehringer
Gottesdienst mit Händel-Arien/ abends: Auftakt der musikalischen "Passionswege"
Lena Spohn (Mezzosopran), dazu ein Instrumentalensemble (Leitung: Christian-Markus Raiser) gestalteten den Gottesdienst mit Musik von Georg Friedrich Händel in der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe. (Foto: Screenshot/ Video Stadtkirche Karlsruhe, Youtube)
Unter normalen Umständen hätten Händel-Freunde in dieser Woche die Opern „Hercules“ und „Tolomeo“ in Karlsruhe genießen können. Seit einigen Jahren ist zudem ein ökumenischer Gottesdienst Bestandteil der Festspiele; er geht auf die Initiative der Karlsruher Händel-Gesellschaft zurück. Wenigstens diesen wollte man retten – zumal nun auch das kleine „Ersatz“-Festival, das ursprünglich für das vergangenen Wochenende geplant war, der Pandemie zum Opfer fiel.
Der Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche trug das Motto „Der holden Liebe Sonnenstrahl“ und ist nach wie vor auf Youtube zu sehen. Solistin ist die junge Mezzosopranistin Lena Spohn, eine Teilnehmerin der Internationalen Händel-Akademie der beiden vergangenen Jahre.
Außerdem startete am Wochenende die Reihe „Passionswege“: Zum Auftakt der musikalischen Andachten war der junge Organist Leon Tscholl zu hören, am kommenden Sonntag musizieren der Flötist Johannes Hustedt und die Harfenistin Karin Schnur in der Stadtkirche.
Staatstheater Karlsruhe: Nicole Braunger bleibt Operndirektorin/ Interimsintendanz bis 2024 geplant
- Donnerstag, 25. Februar 2021 11:49
- Von Christine Gehringer
(red.) In der Führungskrise des Badischen Staatstheaters kehrt nun zumindest in der Opernsparte Ruhe vorerst ein: Operndirektorin Nicole Braunger bleibt am Haus – und zwar zunächst bis Sommer 2024, berichtet das Theater heute in einer Mitteilung. „Ich freue mich sehr, dass die Theaterleitung meinem Wunsch an diesem Haus zu verbleiben, zugestimmt hat“, wird Nicole Braunger zitiert, „die Sängerinnen und Sänger sind für mich das Herz eines Opernabends – und für mich ist es eine Herzensangelegenheit, an diesem Haus bleiben.“
Die Österreicherin, seit September 2018 in Karlsruhe, hatte dem Vernehmen nach bereits im Herbst 2019 das Staatstheater wieder verlassen wollen, was durch eine entsprechende Stellenausschreibung im vergangenen Jahr auch bestätigte wurde. Doch mit der vorzeitigen Vertragsauflösung des Generalintendanten Peter Spuhler zum Ende der Spielzeit trat nun offenbar eine Wende ein.
„Dies ist ein positives Zeichen – im Sinne der Kontinuität, der weiteren Profilbildung und künstlerischen Entwicklung der Opernsparte des Hauses“, werden zudem der Geschäftsführende Direktor Johannes Graf-Hauber und Uta-Christine Deppermann, Künstlerische Betriebsdirektorin, zitiert.
Auch die Spitze des Verwaltungsrates meldete sich zu Wort: „Ich freue mich, dass Nicole Braunger in Karlsruhe bleibt,“ so Kunstministerin Theresia Bauer. „Das Badische Staatstheater behält eine sehr geschätzte Operndirektorin und kann auf Kontinuität an der Spitze des Musiktheaters bauen“. Auch Oberbürgermeister Frank Mentrup äußerte sich erfreut darüber, „dass die Theaterleitung mit der Nachricht zum Verbleib von Frau Braunger in Zeiten des Umbruchs nach außen ein positives Signal des Vertrauens und der Zuversicht in eigene Stärken setzen kann.“ Nicole Braunger werde nicht nur im Badischen Staatstheater, sondern auch und im Karlsruher Fachpublikum „für ihre Kompetenz und ihre Persönlichkeit sehr geschätzt.“
Der Verbleib der Operndirektorin bedeutet auch Stabilität für die künstlerische Arbeit während der Zeit der Interimsintendanz. Diese ist laut Beschluss des Verwaltungsrates, der sich gestern zur Frühjahrssitzung traf, bis Herbst 2024 geplant. Hierbei, so teilte das Kunstministerium mit, habe sich der Verwaltungsrat für eine Persönlichkeit von außen ausgesprochen. Das Gremium sei damit einem Vorschlag der Findungsgruppe gefolgt. Diese wurde beauftragt, sobald wie möglich eine Interimsintendantin oder einen Interimsintendanten als Künstlerische Gesamtleitung für die Zeit nach Peter Spuhler zu suchen, dessen Intendanz im August 2021 endet. Für die Interimszeit ist die Künstlerische Betriebsdirektorin, Uta-Christine Deppermann, in ihrem Verantwortungsbereich als Mitglied der Theaterleitung vorgesehen. Im Sommer soll zudem die eingesetzte Strukturkommission Empfehlungen für die Zukunft des Hauses präsentieren.
In Szene gesetzt
- Dienstag, 23. Februar 2021 17:12
- Von Christine Gehringer
Digitales Hausfestspiel Baden-Baden: Zweiter und dritter Abend mit dem vision string quartet und der Sopranistin Olga Peretyatko
Aus den begrenzten Möglichkeiten das Beste gemacht: Der Liederabend mit Olga Peretyatko und Matthias Samuil in Baden-Baden war auch online ein Erlebnis. (Foto: Andrea Kremper/ Festspielhaus)
Welche Musik hören die Menschen, wenn sie es sich auf dem heimischen Sofa bequem machen? Und: Gehen bei einem Online-Liederabend nicht auf dem Übertragungswege viele Nuancen und Klangfarben verloren?
Über solche Fragen machen sich in der letzten Zeit wohl viele Künstler Gedanken – so auch das vision string quartet und die Sopranistin Olga Peretyatko, die den zweiten Teil des kleinen Hausfestspiels in Baden-Baden bestritten. „In der Spitze hatten wir 2000 Zuschauer“, bilanzierte Mediendirektor Rüdiger Beermann die Resonanz auf die jeweiligen Abende, und auch aus dem Ausland (beispielsweise aus den Niederlanden, sogar aus Vermont) sahen die Menschen zu.
Unter normalen Umständen hätten solche Zuschauerzahlen ein ausgesprochen gut besuchtes Haus bedeutet, für einen Kammermusik-Abend sind sie in jedem Fall außergewöhnlich hoch. Insofern könnten Digital-Formate auch künftig ihren Platz im Konzertgeschehen einnehmen - wenn es darum geht, eine bestimmte Reichweite zu erzielen. Jedenfalls sei man jetzt "ganz schön angestachelt", heißt es seitens des Festspielhauses.
Im Künstlergespräch auf Tuchfühlung mit dem Publikum
- Freitag, 19. Februar 2021 21:01
- Von Christine Gehringer
Digitales "Hausfestspiel" in Baden-Baden: Christian Tetzlaff und Julian Prégardien bringen ein Stück Konzert-Atmosphäre ins Wohnzimmer
Der Tenor Julian Prégardien und der Pianist Eric Le Sage musizierten beim digitalen "Hausfestspiel" in Baden-Baden. (Foto: Festspielhaus/ Andrea Kremper)
An diese Form der Konzertberichterstattung wird man sich vielleicht gewöhnen müssen. Wie derzeit an vielen Orten, so setzt man auch im Festspielhaus Baden-Baden ein Zeichen der Solidarität mit den vom Lockdown gebeutelten Künstlern und verschafft ihnen per Live-Stream nicht nur Verdienstmöglichkeiten, sondern auch die Gelegenheit, mit dem Publikum in Kontakt zu bleiben – auch wenn dieses unsichtbar ist. Was es künstlerisch bedeutet, das Konzerterlebnis neuerdings in die digitale Welt zu verlagern – darüber kann man trefflich diskutieren. Allerdings ist es mehr als gerechtfertigt, an einem Ort wie Baden-Baden zumindest auf diese Weise den Spielbetrieb wieder aufzunehmen, wurde doch das Haus im vergangenen Jahr von seinen privaten Förderern mit rund sechs Millionen Euro unterstützt. Zudem hatte man erst vor kurzem in eine neue Technik-Anlage investiert.
Mit dem „Hausfestspiel“, das morgen mit einem Liederabend von Olga Peretyatko endet, hat man wahrscheinlich das Bestmögliche aus der Situation herausgeholt. Das Besondere: Es gab nicht nur Streaming-Konzerte, sondern man nutzte die digitalen Möglichkeiten gezielt, um mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. Daraus könnten sich neue Formate ergeben.