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Jugend musiziert: Anmerkungen zum zweiten Preisträgerkonzert im Ordensteinsaal

| Claus-Dieter Hanauer | PAMINA kurz notiert

„Jugend musiziert“, das wohl renommierteste Musikförderprojekt unseres Landes, lädt seit vielen Jahren junge Musikerinnen und Musiker zum Mitspielen ein. Für viele von ihnen ist es oder war es aus späterer Sicht der erste Schritt in ein erfolgreiches und erfüllendes Musikerleben. Ziel ist es jedoch nicht in erster Linie, Virtuosen und zukünftige Stars zu „produzie­ren“, sondern junge Menschen damit vertraut zu machen, dass sich dauerhafter Er­folg nur durch beständiges Anstrengen einstellt.
„Jugend musiziert“ vollzieht sich je­des Jahr auf Regionalebene mit der Möglichkeit zur Weiterleitung auf Landes- oder gar Bundesebene, wenn Höchstbewertungen erreicht werden. Dabei werden insgesamt acht Altersstufen berücksichtigt, um eine valide Vergleichsmöglichkeit zu erreichen, dieses Jahr von der Altersgruppe (AG) Ia (geb. 2015, 2016 und später) bis hin zur AG VII (geb. 1996 bis 2001).
Nach Abschluss des hiesigen Regionalwettbewerbs, der, 1964 zum ersten Mal ausgetragen, nach den Pandemiejahren in seinem 60. Jubiläumsjahr wieder unbeschränkt stattfinden konnte, fand im Ordensteinsaal des Badischen Konservatoriums ein Konzert der Trägerinnen und Träger der 1. Preise in den Kategorien Klavier, Harfe, Gitarre, Gesang und Streicherensemble statt.
Von den zahlreich vertretenen Pianistinnen und Pianisten machte Evan Wang (AG III, geb. 2009 u. 2010) den flotten Anfang mit Gershwins 1917 entstandenem Rag „Rialto Ripples“. In seiner Alterstufe kam auch Vincent Henry Ripcke angemessen perkussiv und pointiert mit dem Allegro con spirito aus dem ab 1951 komponierten elfteiligen Zyklus „Musica ricercata“ von György Ligeti zu Gehör. In der jüngsten Altersgruppe Ia war Lena Maul Oberdorf mit Werken von Haydn und Kabalewski („Clowns“ Nr. 20 aus dem Kinderzyklus op. 39) präsent, die sie tapfer vortrug.
In der am stärksten vertretenen AG Ib (geb. 2013 u. 2014) zeigten Melina Du mit der fein abgestimmten „Kleinen Studie“ (Nr. 14 aus Schumanns „Album für die Jugend“ op. 68), Nikolai Hartmann mit zwei Stücken aus Tschaikowskis „Jugendalbum“ op. 39 und Irene Xinyi Wang mit der „Süßen Träumerei“ aus demselben Zyklus ihr Können. In der AG II (geb. 2011 u. 2012) machten Zongyi Xu mit Isaak Berkowitschs „Paganini-Variationen“ und Eva Negadova mit Fazil Says frechem „Alla Turca Jazz“ auf sich aufmerksam. Die AG V (geb. 2005 u. 2006) war mit Niko Jablonski vertreten, der mit Prokofieffs berühmter „Suggestion diabolique“ op. 4/4 nicht vollständig überzeugen konnte und mit der verrückten perkussiven Gewalt des russischen Virtuosen streckenweise noch überfordert war.
Die Harfenkunst war mit Sia Li Lim (AG Ib) und Luisa Hunger (AG II) vertreten. Die Erstere intonierte das wie ein Kinderlied anmutende „Chanson pour Martine“ der französischen Harfenistin Annie Challan, ihre ältere Kollegin meisterte das von einem anonymen Komponisten des 13. Jahrhunderts geschriebene „Alfonso XII el Sabio“. Die Gitarristen hatten sich ausschließlich der populären Musik verschrieben. Jin Kathrin Liu (AG Ib) intonierte „Kickoff“ aus den „20 Blues-Stücken“ von Jan N. M. van den Langenberg, Joanna Loucopoulos (ebenfalls AG Ib) antwortete ebenso versiert mit dem „Tango Español“ von Joep Wanders. Ada Deniz Ayhan schaltete daraufhin seine E-Gitarre an und überraschte mit Pat Ballards berühmtem „Mister Sandman“, mit dem die „Chordettes“, ein amerikanisches weibliches Gesangsquartett der 1950er und 1960er Jahre, ihren größten Hit „einfuhren“.
Mit Teresa Tampe (AG V) war denn auch der Gesang vertreten. Sie sang aus dem „Schwäbischen Liederbuch“ von Wilhelm Weismann „Das verlassene Mägdelein“ und „Gestern Abend in der stillen Ruh“. Besondere Momente ergaben sich auch mit den drei aufgebotenen Streicherensembles. Die AG Ia und Ib waren dabei mit zwei Cello-Duos vertreten: Johanna Maria Fritz und San Yu Lim bzw. Clara Scherer und Elisa Pia Stipa, die mutig und unbeirrt Werke des Engländers Joseph Reinagle und Jacques Offenbach bzw. Joseph Bodin de Boismortier vortrugen. Die AG Ib war mit einem Violintrio angetreten (Julius Müller, Romeo Popp und Lotta Klinge), das mit „Ay, linda amiga“ aus der 12 spanische Volkslieder umfassenden Sammlung „Viva España y Sevilla!“ von Hans Joachim Teschners eine durchaus südliche Atmosphäre herbeiklingen ließ.
Dank und Anerkennung gebührt neben diesen jungen Musikerinnen und Musikern insbesondere auch all denen, die diese musizierende Jugend unterstützen, nicht zuletzt den Lehrkräften, die sie, oftmals in jahrelanger kontinuierlicher Arbeit, an ein solches Leistungsvermögen heranführen.