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Klavierprofessor Michael Uhde gestorben

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

(red.) Vor zwei Jahren gab Michael Uhde einen Kammermusik-Abend in der Hemingway-Lounge unter dem Motto „Familienbande“ - gemeinsam mit seinem Sohn Gabriel und seiner Frau Sanja. Die Kammermusik, so heißt es in einem Nachruf der Musikhochschule Karlsruhe, habe ihm genauso am Herzen gelegen wie die solistische Ausbildung – dies demnach auch im eigenen Familienkreis, ganz nach der Idee der Hausmusik.
Erst am vergangenen Wochenende stand zudem seine Tochter Katharina noch gemeinsam mit der KIT Philharmonie auf der Bühne; da mag sich der Tod des Vaters schon abgezeichnet haben: „Mit großer Bestürzung“, so liest man im Nachruf, „müssen wir mitteilen, dass unser Kollege und Lehrer Prof. Michael Uhde am 8. Januar 2024 im Alter von 70 Jahren einer heimtückischen Krankheit erlegen ist. Michael Uhde war eine positiv eingestellte, fröhliche und zugewandte Persönlichkeit, und so schmerzt es besonders, sich eingestehen zu müssen, dass all seine Lebensfreude nicht ausgereicht hat, um der Zerstörungskraft der ihn peinigenden Krankheit zu widerstehen.“

Michael Uhde, 1953 als Sohn des Pianisten und Musikvermittlers Jürgen Uhde geboren, wirkte in gleicher Funktion (als Professor für Klavier und Kammermusik), dazu als langjähriger Prorektor und als gewähltes Mitglied des Hochschulrats an der Musikhochschule Karlsruhe. Seine Ausbildung hatte er einst in Freiburg bei Carl Seemann und in Mailand bei Bruno Canino absolviert; in Karlsruhe unterrichtete er seit 1990.
Er habe die Hochschule über Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt, sie nach innen wie außen auf beeindruckende Weise repräsentiert, heißt es im Nachruf weiter. Dafür erhielt er im Jahr 2018 den Velte-Preis der Musikhochschule; der damalige Rektor Hartmut Höll würdigte ihn als einen Dozenten „mit Leidenschaft und entspannter Gelassenheit“.

Seinen Studierenden habe er vermittelt, dass eine glanzvolle Spieltechnik als Rüstzeug zwar eine notwendige, aber keineswegs eine hinreichende Basis künstlerischer Entfaltung sei. Vielmehr sei es ihm darum gegangen, „sich beim Spielen zuzuhören, den Spannungsbogen zu erspüren und das wechselvolle Miteinander des Probens und Konzertierens als ganzheitliche Erfahrung zu begreifen“. Jedoch sei  Michael Uhde auch ein Mensch gewesen, der gefragt wurde, wenn es darum ging, die Hochschule organisatorisch voranzubringen.

Als seine größte Leistung auf diesem Gebiet wird die Umsetzung der Vorgaben des Bologna-Prozesses bezeichnet. Die herausfordernde Weichenstellung zur Etablierung der Bachelor- und Masterstudiengänge sei in Karlsruhe vor allem deshalb gelungen, „weil Michael Uhde seine Kraft mit nie nachlassendem Einsatz zur Verfügung gestellt hat“. Segensreich habe er auch in seiner Fachgruppe gewirkt, als Leiter von Studienkommissionen, als internes Mitglied des Hochschulrats. Die Auswahl und Betreuung der Konzertflügel habe für ihn ebenso eine Herzensangelegenheit bedeutet wie das Stipendienwesen und die Weiterführung der DAAD-Kontakte. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen baute er zudem die bestehenden Verbindungen nach Brasilien aus.

Gespräche mit Michael Uhde seien von Zugewandtheit, Neugierde und Humor getragen gewesen. "Man möchte immer wieder kommen - für einen Rat oder für ein Vorspiel", sagte etwa seine ehemalige Schülerin Anna Zassimova einmal. In seiner freien Zeit forschte er in Archiven, schrieb wissenschaftliche Aufsätze und erkundete das Repertoire der brasilianischen Kammermusik, zudem ordnete er den Nachlass seines Vaters. Seinen Forschergeist hat er offenbar auch seiner Tochter Katharina vermittelt, die in den USA als Violinprofessorin arbeitet und sich der Verbreitung der Werke von Joseph Joachim widmet.