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Osterfestspiele in Baden-Baden mit "Elektra" von Richard Strauss

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Am 23. März starten die Osterfestspiele in Baden-Baden – zum vorletzten Mal mit den Berliner Philharmonikern. Das umfangreiche Programm mit Konzerten in der gesamten Kurstadt gaben Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa und Andrea Zietzschmann, Intendantin der Berliner Philharmoniker, gestern in einer Pressekonferenz bekannt.
Wie bereits im vergangenen Jahr, so steht auch beim diesjährigen Festival mit „Elektra“ eine Strauss-Oper im Mittelpunkt. „Ich freue mich, die Arbeit wieder aufzunehmen“, sagt Chefdirigent Kirill Petrenko; eine solche Kontinuität ermögliche ein „tieferes Einsteigen“.  Die Partitur ist gewaltig, und was Tonalität, Rhythmik und Stimmführung angehe, sei Strauss mit Elektra „bis an die Grenzen“ gegangen, so Petrenko. „Es ist eine Initialzündung für die Moderne“. Die Herausforderung sei nun, dies so durchsichtig wie möglich zu gestalten.
Außerdem spielt dabei der mystische Aspekt eine Rolle. In diesem Fall bedeutet das ein „Griechentum jenseits der Verklärung durch die Frühromantik“. Das sei Strauss wichtig gewesen; das „Blutdrünstige“ müsse man hören.

In der gesamten Oper lastet Druck auf den Personen. Die Inszenierung von Philipp Stölzl, ebenso erfahren im Bereich Spielfilm und Musikvideo, und seinem österreichischen Kollegen Philipp Krenn soll genau das zum Ausdruck bringen: „Es ist eine klaustrophobische Druckkammer, ein toxisches Familienlabor“, so die beiden Regisseure. Realisiert wird das durch frei schwebende Bühnenteile, die den Raum verändern; sie sollen Spiel- und Projektionsfläche zugleich bieten. Außerdem steht in der Inszenierung das gesprochene Wort im Mittelpunkt. Denn „Elektra“ ist bekanntlich aus einem Theaterstück hervorgegangen - Hofmannsthal orientierte sich dabei an der Tragödie von Sophokles - und die dramatische Struktur (keine Arien, sondern Monologe und Dialoge) ist auch Grundlage der Oper. Hinzu kommt, dass man den Text in den Lagen der Frauenstimmen oft kaum versteht. Die "irren Sprachbilder" gingen jedoch verloren, wenn man die Untertitel mitlesen müsse, so die Regisseure. Auch deshalb soll das Wort in der Inszenierung ausgedeutet werden.

Auf die Festivalbesucher warten ansonsten zahlreiche Konzerte und konzertante Aufführungen - etwa mit dem ersten Akt aus Wagners „Walküre“ oder dem Violinkonzert von Jean Sibelius (mit Lisa Batiashvili als Solistin). Der Dirigent Tugan Sokhiev steht bei Bruckners siebter Sinfonie am Pult; der Pianist Jan Lisiecki spielt Beethovens drittes Klavierkonzert. Außerdem gibt es Kammerkonzerte an verschiedenen Orten in Baden-Baden mit Mitgliedern und Ensembles der Berliner Philharmoniker.
In diesen Konzerten steht Franz Schubert und die Zweite Wiener Schule im Zentrum. Zu hören sind zum Beispiel Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“, das Forellenquintett, dazu Streichtrios und Quartette von Schönberg und Webern, Bergs Lyrische Suite oder Schönbergs Kammersymphonie Nr. 1. Education-Veranstaltungen runden das Programm ab.
Die letzten Osterfestspiele mit den Berliner Philharmonikern rücken im kommenden Jahr dann den „Verismo“ mit Puccinis „Butterfly“ in den Fokus.