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Festival "ZeitGenuss" mit dem Komponisten und Medienkünstler Johannes Kreidler

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Die Lehman-Pleite als Komposition? "Charts Music" nennt das Johannes Kreidler, der die fallenden Börsenkurse in Klänge übertragen hat. Der 39jährige Avantgarde-Künstler steht im Fokus des Karlsruher Festivals "ZeitGenuss", das vom 24. bis 27. Oktober zum siebten Mal über die Bühne geht. Damit setzt das Festival in diesem Jahr einen anderen künstlerischen Schwerpunkt als bisher.
Im Nachklang zu den Europäischen Kulturtagen 2012 - damals wurde der 60. Geburtstag von Wolfgang Rihm gefeiert - enstand die Idee, die zeitgenössische Musik in Karlsruhe stärker zu verankern und die entsprechenden Kräfte in der Stadt zusammenzuführen. 
Das Festival "ZeitGenuss" ist eine Initiative der Stadt Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule. Für Rektor Hartmut Höll ist es "eine Ehre, dass wir dabei sein dürfen", erklärte er im Rahmen einer Pressekonferenz an der Musikhochschule. Er selbst hat eine der Studierenden aus seiner Liedklasse einst in dieser Richtung bestärkt: Die Kolumbianerin Johanna Vargas - ursprünglich in der Popmusik zu Hause und unter anderem Frontsängerin der Salsa-Band "Los Pantolores - ist als Interpretin der zeitgenössischen Musik inzwischen gut im Geschäft. Sie gehört zu den Künstlern des diesjährigen Festivals.
Der Berliner Komponist Johannes Kreidler, der in Freiburg Musik, Philosophie und Kunstgeschichte studierte, steht für musikalische Konzeptkunst. In seine Werke bezieht er meist multimediale Verfahren ein; er äußert darin auch politische Haltungen: etwa zum Urheberrecht oder zu den Bedingungen für Komponisten in anderen Ländern. Generell werden im Bereich Konzeptmusik gesellschaftliche Themen in akustischen Ereignissen verhandelt.
Sieben Uraufführungen erwartet das Publikum diesmal: "So aktuell waren wir noch nie, was die Entstehungszeit der Werke angeht", sagt Kulturamtsleiterin Susanne Asche. Das älteste Werk stammt aus dem Jahr 2001.
Einen besonderen Reiz hat auch die Tatsache, dass man das Industrie-Ambiente des Alten Schlachthofs einbezieht: In der neu eröffneten Fleischmarkthalle gibt es parallel zum Festival eine Ausstellung. Erstmals bietet auch der Musicclub "Substage Café" eine Bühne; dort wird das Karlsruher Ensemble TEMA spielen. Im Anschluss an das Konzert gibt es dort eine Filmnacht. 
In einem Symposium wird die Frage diskutiert, inwiefern sich im Umfeld von "Sound, Video, Performance, Konzept ..." der Musikbegriff auflöst. Auch international renommierte Künstler sind regelmäßig zu Gast bei "ZeitGenuss": in diesem Jahr das Ensemble Mosaik, das unter der Leitung von Enno Poppe zwei Konzerte bestreitet.