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Festspielhaus Baden-Baden: Saisonstart mit Maß und Mitte

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Der Saisonstart war eigentlich für den 20. September geplant, und er wäre mit Simon Rattle und dem London Symphony Orchestra – vorgesehen war eine konzertante Fassung der Bartok-Oper „Herzog Blaubarts Burg“ - vermutlich ebenso originell wie glanzvoll über die Bühne gegangen. Doch die weltweite Corona-Lage und die Probensituation größerer Klangkörper ist nach wie vor schwierig; Großveranstaltungen sind in Baden-Württemberg bis Ende Oktober abgesagt. Deshalb plant man im Festspielhaus Baden-Baden sozusagen „in Tranchen“, das Programm der ersten Tranche (vom 8. Oktober bis Allerheiligen) wurde gestern bekannt gegeben. Hierbei geht man – im Vergleich zu anderen Spielstätten – ausgesprochen besonnen vor. „Maß und Mitte“, aber dennoch „Miteinander“ heißt die Devise, alles andere sei ein „Hasardeur-Ritt“, sagt Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa. 500 Besucher (anstatt der sonstigen 2500) sind dabei zugelassen, der neue Saalplan ist im Schachbrett-Muster angeordnet.
Zu Gast sind Künstler, die dem Haus seit langem die Treue halten: John Neumeier – er gastiert vom 8. bis zum 11. Oktober mit seinem Hamburg Ballett mit vier Aufführungen in Baden-Baden - schuf mit „Ghost Light“ ein Werk, das die Thematik der Corona-Pandemie einfängt. Das „Geisterlicht“ ist ein Tradition amerikanischer Theater; nach Aufführungsende wird die Bühne von einer einzigen Glühbirne beleuchtet, das Licht brennt die ganze Nacht hindurch: ein sprichwörtliches Licht der Hoffnung also in Zeiten zumeist geisterhafter Leere auf den Bühnen.
Thomas Hengelbrock kommt am Allerheiligen-Wochenende sogar mit dem vorgesehenen „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms an die Oos – gleich zweimal, am 30. und 31. Oktober, ist das Werk zu hören. Die Verszeile „Tod, wo ist dein Stachel?“ steht dabei ebenso symbolhaft für einen Hoffnungsschimmer – zumal der Chorgesang derzeit als am risikoreichsten angesehen wird. Doch Hengelbrock arbeitet, angelehnt an das Konzept der Bundesliga, mit einem umfassenden Hygiene-Konzept, das auch eine Testreihe einschließt. Mit seinem Baltasar-Neumann-Chor gastierte er bereits in Aix-en-Provence.
Am 31. Oktober (16 Uhr) und am 1. November (11 Uhr) ist ein sinfonisches Programm mit der Sinfonie Nr. 3 von Johannes Brahms zu hören, daneben mit dem Konzertwalzer „Seid umschlungen“ und Arien von Johann Strauß.
Dazwischen, am 23. und am 25. Oktober, gastieren Sol Gabetta und die Bamberger Symphoniker sowie die Geigerin Diana Tishchenko in Baden-Baden.
Der Kartenvorverkauf startet am 26. August; hierbei gibt es allerdings mehrere Stufen: Vorher werden die Karteninhaber kontaktiert, außerdem gibt es Wartelisten. Für diejenigen, die für John Neumeier keine Karten mehr erhalten, bleibt zumindest eine geplante Internet- und anschließende Fernseh-Übertragung durch den Sender ARTE.