Kritik
Sullivan - ein Komponist, den es zu entdecken gilt
| Christine Gehringer | Kritik
Zur kürzlichen Aufführung des Oratoriums "The Light of the World" in der Christuskirche Karlsruhe
Deutsche Erstaufführung: In der Christuskirche Karlsruhe war unter der Leitung von Kantor Peter Gortner Arthur Sullivans Oratorium "The Light of the World" zu hören. (Foto: Gehringer)
In diesen Tagen geht die Ausstellung der Sullivan-Gesellschaft an der Karlsruher Musikhochschule zu Ende. Es ist eine Wanderausstellung, und sie fiel in diesem Jahr mit dem 150. Jubiläum der Uraufführung von Arthur Sullivans Oratorium „The Light of the World“ zusammen. Dieses Oratorium war kürzlich in der Christuskirche Karlsruhe (und zugleich auch erstmals in Deutschland) zu erleben, und es bleibt festzuhalten: Die Entdeckung des bei uns weitgehend unbekannten englischen Komponisten lohnt sich.
Mutiges Mahler-Experiment
| Christine Gehringer | Kritik
Konzert als Studienabschluss: Leon Tscholl bearbeitet Mahlers "Zweite"
Beim Konzert "Auferstehung" in der Evangelischen Stadtkirche erklang Leon Tscholls Bearbeitung des Finales aus Mahlers zweiter Sinfonie, daneben auch barocke Chormusik. (Foto: Gehringer)
Vor rund hundert Jahren gründete Arnold Schönberg den „Verein für musikalische Privataufführungen“: Hier erklangen unter anderem große spätromantische Sinfonien – etwa von Bruckner oder Mahler – in kammermusikalischer Besetzung.
An ein ähnlich ambitioniertes Projekt wagte sich jetzt der junge Karlsruher Komponist und Organist Leon Tscholl, der inzwischen an der Königlichen Musikhochschule Stockholm studiert hat. Die Bearbeitung des Finales aus Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 2 war Teil seiner dortigen Masterarbeit und zugleich auch Teil eines nachösterlichen Konzerts unter dem Motto „Auferstehung“ in der Evangelischen Stadtkirche.
Ein zeitgenössisches Werk "fürs Publikum"
| Christine Gehringer | Kritik
Das "franz ensemble" gastierte bei Bruchsaler Schlosskonzerten
(Foto: PR/ Ervis Zika)
Eine Uraufführung gab es diesmal im Rahmen der Bruchsaler Schlosskonzerte – und zwar eine äußerst unterhaltsame. Das lag zum einen schon an der Form, denn die Suite „Der arme Spielmann“ aus der Feder der Schweizer Komponistin Helena Winkelmann (Jahrgang 1974) beruht auf der gleichnamigen Novelle von Franz Grillparzer und charakterisiert Szenen und Figuren auf eine sehr vitale Art und Weise. Zum anderen liegt das aber auch an der Fähigkeit der Komponistin, „für das Publikum“ zu schreiben.
Das „franz ensemble“ hatte dieses Werk in Auftrag gegeben und außerdem Musik von Ernst von Dohnányi und der gerade wiederentdeckten Louise Farrenc aufs Programm gesetzt. (Hinweis: Das Konzert wurde aufgezeichnet und ist am 3. Juli ab 13.05 Uhr im SWR2 Mittagskonzert und am 18. Juni ab 8 Uhr im SWR Fernsehen zu erleben.)
"Fürchte dich nicht, ich bin bei dir!"
| Claus-Dieter Hanauer | Kritik
Mendelssohns Oratorium "Paulus" war in der Lutherkirche Karlsruhe zu hören
Die Chöre der Lutherana und das Kammerorchester "Capriccio Fridericiana" musizierten unter der Leitung von Dorothea Lehmann-Horsch in der Lutherkirche Karlsruhe (Foto: Hanauer)
Mendelssohns Oratorium „Paulus“ ist in den Kirchen seltener zu hören als das populäre Schwesterwerk „Elias“ - was bedauerlich ist. Denn „Paulus“ ist eine dramatische Bekenntnismusik, und die Entstehung ist zudem eng mit der persönlichen Glaubensgeschichte des Komponisten verbunden.
In der Lutherkirche war das Werk jetzt unter der Leitung von Dorothea Lehmann-Horsch mit den Chören der Lutherana und dem Kammerorchester „Capriccio Fridericiana“ zu erleben.
Eine "begehbare Sinfonie"
| Christine Gehringer | Kritik
Das "Junge Kollektiv MusikTheater" mit Mahlers "Vierter" als Raum-Klang-Projekt
Konzert mit wanderndem Publikum in der Fleischmarkthalle: Das Junge Kollektiv MusikTheater bot Mahlers vierte Sinfonie als sehr spezielles Hörerlebnis (Foto: Gehringer)
Seit etwa fünf Jahren macht das „Junge Kollektiv MusikTheater“ - ein Zusammenschluss von Studierenden und jungen Künstlern, die bereits mitten im Berufsleben stehen – durch unkonventionelle Projekte auf sich aufmerksam. Gespielt wird an Orten, in denen man sonst keine Oper erwarten würde; der „Charme“ einer stillgelegten Fabrikanlage wie etwa der Fleischmarkthalle im Alten Schlachthof gehört zum Konzept.
Jetzt wagte sich das Kollektiv an eine Sinfonie: nämlich an Mahlers „Vierte“ in einer Kammermusikfassung von Klaus Simon. Das Publikum durfte dem Werk in diesem Raum-Klang-Projekt (unter dem Motto „dazwischen“ und gefördert von der felicitas und werner egerland stiftung) ganz sprichwörtlich „begegnen“.
Musizierfreude aus dem "Rosengarten"
| Christine Gehringer | Kritik
Geistliche Konzerte des Frühbarock waren beim Ettlinger Schlosskonzert zu hören
Die Sopranistin Miriam Feuersinger gastierte bei den Ettlinger Schlosskonzerten (© Christine Schneider)
Der "Garten" ist nicht nur ein Bild des Fühlings, sondern war in der Barockzeit ganz offensichtlich auch eine beliebte Metapher für den Reichtum in der Musik: Bekannt ist etwa die Liedersammlung „Lustgarten neuer teutscher Gesäng“ von Hans Leo Hassler aus dem Jahr 1601. Beim kürzlichen Ettlinger Schlosskonzert war jetzt ein sehr spezielles Programm zu erleben: eine Auswahl an geistlichen Gesängen aus dem protestantischen Mitteldeutschland um 1650. Unter dem Titel „Geistlich-musikalischer Rosengarten“ erlebte man Werke von Heinrich Schütz oder Johann Rosenmüller, dazu gab es die eine oder andere Entdeckung unbekannter Komponisten. Das barocke Ensemble um die Sopranistin Miriam Feuersinger schuf eine Atmosphäre voll intimer Freude.
(Hinweis: Das Konzert wurde vom SWR aufgezeichnet, der Sendetermin wird noch bekannt gegeben).
Kulturmagnet im "Sehnsuchtsort"
| Christine Gehringer | Kritik
25 Jahre Festspielhaus Baden-Baden: Serenade mit Placido Domingo/ FAZ-Redakteur Jan Brachmann hielt Festrede
(Bildnachweis: Festspielhaus Baden-Baden)
Es war ein Fest für die Bürgerinnen und Bürger: Schon bei der Ankunft am Festspielhaus Baden-Baden hörte man Blasmusik; die Stadtkapelle Freistett und der Musikverein Lichtenthal boten Märsche in bester Platzkonzert-Tradition, daneben auch Bigband-Klassiker etwa von Irving Berlin, und nicht wenige Gäste schienen sich darüber genauso zu freuen wie über die spätere Serenade mit Placido Domingo, der als Stargast zum 25jährigen Jubiläum gratulierte. Hochkultur trifft auf bürgerliches Engagement – das macht die Erfolgsgeschichte des Baden-Badener Musentempels aus und wurde in den Reden entsprechend gewürdigt.
Die "Goldenen Zwanziger" waren nicht nur golden
| Christine Gehringer | Kritik
Szenischer Liederabend des Staatstheaters: Von Armut und Amüsement
Tanzpaläste, Nachtlokale und die Sorgen des "kleinen Mannes": Der szenische Liederabend des Staatstheaters tauchte in das Lebensgefühl der Zwanziger Jahre ein (Foto: Maximilian Zirk)
Um die Jahrtausendwende waren sie überaus populär: Abende, bei denen Diseusen mit frivolen Schlagern wie etwa „Benjamin, ich hab‘ nichts anzuzieh‘n“ ihr Publikum unterhielten.
Solche Abende kommen nach wie vor gut an, doch wenn sie vom Staatstheater veranstaltet werden, dann erwartet man noch einiges mehr. Denn Glamour und „Sex-Appeal“ sind nur die eine Seite der Zwanziger Jahre; die andere Seite waren: Kriegsende, Zerrissenheit, Arbeitslosigkeit - oder auch der Beginn des Radiozeitalters.
In einem szenischen Liederabend im Sandkorn-Theater konnte man kürzlich ein gelungenes Zeit-Panorama erleben.