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Generalintendant Peter Spuhler soll das Staatstheater verlassen/ Stadt und Land empfehlen vorzeitige Vertragsauflösung

| Christine Gehringer | PAMINA kurz notiert

Nachdem sich seit Juli die Führungskrise am Badischen Staatstheater immer mehr zugespitzt hatte und zuletzt der Druck auf die Verantwortlichen in der Politik wuchs, haben Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) und Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) nun reagiert: In einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung heißt es, man werde „nach zahlreichen Gesprächen am Badischen Staatstheater“ dem Verwaltungsrat in seiner nächsten Sitzung am 30. November empfehlen, den Vertrag mit Generalintendant Peter Spuhler über eine dritte Amtszeit für den Zeitraum vom 1. September 2021 bis 31. August 2026 aufzulösen. Erst 2019 war der Vertrag vorzeitig verlängert worden.
Generalintendant Peter Spuhler, so heißt es in der Mitteilung weiter, habe dazu „seine grundsätzliche Bereitschaft“ erklärt. Land und Stadt als Träger würden den Verwaltungsrat „um Zustimmung bitten, die Bedingungen für eine solche Auflösung im Einvernehmen mit Peter Spuhler zu klären“. Die im Juli im Verwaltungsrat beschlossenen Maßnahmen zur Bewältigung der Krise sollen jedoch weiterhin „konsequent umgesetzt“ werden: Dem Verwaltungsrat werde in seiner Sitzung ein „Verfahrensvorschlag zur Überprüfung und Verbesserung der Führungs- und Entscheidungsstrukturen vorgelegt“.
Peter Spuhler war aufgrund seines „autoritären Führungsstils“ und seines „Kontrollzwangs“ in die Schlagzeilen geraten, zuletzt wurden zudem Vorwürfe der sexuellen Belästigungen seitens eines Spartenleiters bekannt. Nachdem bereits Ende des vergangenen Jahres die Nachricht die Runde machte, Operndirektorin Nicole Braunger wolle nach nur einer Spielzeit das Haus wieder verlassen, zog der plötzliche Weggang der beiden Dramaturgen Boris Kehrmann und Deborah Maier schließlich weitere Kreise. Ehemalige Mitarbeiter hatten sich daraufhin zu Wort gemeldet, sie sprachen von einem „toxischen Arbeitsklima“.
Auch künstlerisch (vor allem, was die Inszenierungen betrifft) stand das Haus immer wieder in der Kritik - trotz einiger Produktionen, die ein überregionales Medien-Echo erzeugen konnten. Spuhler wird dem Vernehmen nach „Desinteresse an der Oper“ vorgeworfen, manche Mitarbeiter sprachen davon, dass sie künstlerisch „ausgebremst“ würden. Der Personalrat des Hauses hatte nach einer Mitarbeiterbefragung bereits vor Jahren auf die Missstände hingewiesen.
Ungeachtet dessen loben Stadt und Land in der Mitteilung allerdings „die programmatische und ästhetische Weiterentwicklung des Musiktheaters“ unter Peter Spuhler. Dies war offenbar auch ein wesentlicher Grund dafür, weshalb die Verantwortlichen nach wie vor an ihm festhielten. Weiterin heißt es in der Mitteilung, Spuhler habe die Besucherzahlen „deutlich steigern“ können.
An den Zahlen hat allerdings das Ballett einen großen Anteil. Die Sparte „Oper“ jedoch, eine wesentliche Säule des Hauses, erfuhr zuletzt nicht mehr die gleiche Zustimmung in der Bevölkerung: Lediglich eine Auslastung zwischen 70 und 80 Prozent verzeichnete das Staatstheater hier in den vergangenen zwei Jahren. Vor fünf Jahren lagen die Zahlen noch deutlich höher.