Das Parfum des Fin de Siècle
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Mittwoch, 12. Oktober 2022 10:27
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Von Christine Gehringer
Bruchsaler Schlosskonzerte eröffneten die Saison mit einem Abend zum 100. Todestag des Schriftstellers Marcel Proust

Der Schauspieler Heikko Deutschmann, dazu Jan Philip Schulze (Klavier) Ulf Schneider (Violine) gestalteten einen musikalisch-literarischen Abend rund um Marcel Proust. (Foto: PR/ Mathias Bothor)
Nicht immer gehen Literatur und Musik innerhalb eines Konzerts eine glückliche Verbindung ein; manchmal wirken die Texte hier wie eine Art Fremdkörper.
Völlig anders war das nun bei der Eröffnung der Bruchsaler Schlosskonzerte. Das Hauptwerk des französischen Schriftstellers Marcel Proust - „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ - stand anlässlich seines 100. Todestages im Mittelpunkt; es war sozusagen ein Fluchtpunkt, auf den die musikalischen Beiträge zuliefen. Hinzu kommt, dass es auch in Prousts Texten immer wieder musikalische Bezüge gibt; nicht zuletzt deshalb, weil Marcel Proust und der Komponist Reynaldo Hahn zuerst eine Liebesbeziehung und danach eine enge Freundschaft pflegten.
Auf diese Weise entfalteten der Schauspieler Heikko Deutschmann, dazu Ulf Schneider (Violine) und Jan Philip Schulze (Klavier) ein rundum sinnliches Zeitpanorama, bei dem Musik und Text eng miteinander verwoben waren. Nachzuhören ist der Abend am 14. November ab 20.03 Uhr im SWR2 Abendkonzert.
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Die Klangfarben einer Schlagwerk-Batterie
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Montag, 10. Oktober 2022 19:43
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Von Christine Gehringer
Das Porter Percussion Duo spielte bei den Weingartner Musiktagen

Konzerte an ungewöhnlichen Orten gehören zum Konzept der Weingartner Musiktage junger Künstler; hier spielt das Porter Percussion Duo im Autohaus Morrkopf (Foto: Gehringer)
Schlagwerk – das ist Beiwerk, könnte man meinen, wenn auch ein unverzichtbares. Das Schlagwerk ist Teil eines Sinfonie-Orchesters, es gehört zur Rhythmusgruppe einer Jazzband. Aber als abendfüllendes Instrumentarium?
Solo- oder Duoabende rund um Marimba, Vibraphon oder Trommeln sind eine Rarität im klassischen Konzertbetrieb – eher erlebt man große „Drumshows“, wie sie etwa das Ensemble „Power Percussion“ oder auch Martin Grubinger mit dem „Percussive Planet Ensemble“ aufbieten.
Ein sympathisches junges Frauen-Duo – Porter Percussion, bestehend aus den Schwestern Vanessa und Jessica Porter aus Stuttgart – war jetzt bei den Weingartner Musiktagen zu Gast. Die beiden Musikerinnen, die von Kindheit an zusammen musizieren und in vielen Stilrichtungen zu Hause sind, begeisterten das Publikum im gut besuchten Autohaus Morrkopf ganz ohne Bühnenshow.
(nächstes Konzert der Weingartner Musiktage am 14. Oktober; weiteres zum Programm unter www.weingartner-musiktage.de)
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Ein Abend für Brahms
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Dienstag, 04. Oktober 2022 10:18
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Von Christine Gehringer
KIT Philharmonie und KIT Konzertchor boten unter der Leitung von Nikolaus Indlekofer ein gelungenes Programm

Konzertchor und Philharmonie des KIT unter der Leitung von Nikolaus Indlekofer beim Konzert mit Werken von Brahms im Audimax. (Foto: Gehringer)
Die Werke von Johannes Brahms sind zum Teil eng mit unserer Region verbunden (bekanntlich wurde in Karlsruhe die c-moll-Sinfonie uraufgeführt): In der badischen Residenzstadt wirkte seit 1864 sein Freund Hermann Levi als Hofkapellmeister; in Baden-Baden wiederum hatte sich Clara Schumann niedergelassen, Brahms selbst bezog ein Quartier im heutigen „Brahms-Haus“.
Auch das „Schicksalslied“ op. 54 erlebte in Karlsruhe seine Uraufführung, und in Baden-Baden wiederum entstanden Teile der zweiten Sinfonie D-Dur.
Anlass genug also für einen ganzen Brahms-Abend, und nun, da die Corona-Situation glücklicherweise wieder einen gesicherten Aufführungsbetrieb zulässt, nahm sich Dirigent Nikolaus Indlekofer gemeinsam mit den Klangkörpern des KIT dieser Aufgabe an. Einen Gedenktag gibt es in diesem Jahr übrigens auch: Den 125. Todestag von Johannes Brahms.
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Entdeckerfreude und Mut zum Risiko
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Dienstag, 27. September 2022 20:40
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Von Christine Gehringer
Der erste Karlsruher "Wolfgang Meyer Award" bot ungewohnte Verbindungen zwischen den Künsten.
Musik, Wort und Tanz, eigene Kompositionen und ständig changierende Stilrichtungen, sodass die Grenzen schon nicht mehr auszumachen sind: Der „Wolfgang Meyer Award“ – erstmals ausgetragen im Gedenken an den Klarinettisten und ehemaligen Rektor der Karlsruher Musikhochschule – er gehört wohl zu den ungewöhnlichsten Wettbewerbs-Formaten.
Vom Lions Club Karlsruhe wurde er ins Leben gerufen, zu dessen Mitgliedern Wolfgang Meyer zählte. Der Lions Club stiftete auch das Preisgeld in Höhe von insgesamt 10 000 Euro.
Ausgetragen wurde der „Wolfgang Meyer Award“ in Zusammenarbeit mit der Karlsruher Musikhochschule und der Hemingway Lounge: Die beliebte Musikkneipe in der Karlsruher Weststadt geht ebenfalls auf die Initiative des vielseitigen Interpreten zurück, der es offensichtlich verstand, Künstler aus verschiedenen Genres zusammen zu bringen.
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Kraftvoll und poetisch
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Sonntag, 25. September 2022 17:53
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Von Christine Gehringer
Zum kürzlichen Klavierabend von Asli Kilic beim "Piano Podium" im Karlsruher Musentempel

Die Pianistin Asli Kilic spielte im Musentempel Karlsruhe. (Foto: Gehringer)
Die musikalischen Interessen der Pianistin Asli Kilic, die aus Frankfurt stammt und häufig im nordbadisch-pfälzischen Raum konzertiert, scheinen breit gefächert: Sie ist nicht nur mit Solo-Rezitals unterwegs, sondern sie widmet sich daneben auch der experimentellen Musik – etwa zusammen mit dem Ensemble „Scriabin Code“.
Vor kurzem war sie beim „Piano Podium“ im Musentempel zu Gast und spielte Chopin, Schumann, Ravel und Skrjabin.
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Weltliteratur im Spiegel der Musik
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Dienstag, 20. September 2022 20:29
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Von Christine Gehringer
"Musik in (Baden-)Baden" im Kurhaus: Faust-Vertonungen und Mendelssohns "Sommernachtstraum"

Musikalische Szenen aus "Faust" und aus dem "Sommernachtstraum" gab es in der Reihe "Musik in (Baden-)Baden" im Weinbrennersaal des Kurhauses. (Foto: Gehringer)
Konzertabende rund um ein (bekanntes) literarisches Sujet sind oft besonders spannend – denn sie fördern meist Raritäten zu Tage.
Das war auch der Fall beim Sonderkonzert aus der Reihe „Musik in (Baden-) Baden vor kurzem im Kurhaus: Lieder und Szenen unter dem Titel „Goethes Faust und Shakespeares Sommernachtstraum im Spiegel der Musik“ standen auf dem von Joachim Draheim konzipierten Programm.
Die wohl bekannteste „Faust“-Vertonung (sieht man einmal von den Opern zu diesem Thema ab) dürfte „Gretchen am Spinnrade“ sein, das Franz Schubert mit gerade einmal 17 Jahren schrieb. Doch auch Franz Liszt, Robert Schumann und Fanny Hensel haben sich mit dem literarischen Schlüsselwerk auseinandergesetzt.
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Tragik in C-Dur
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Donnerstag, 15. September 2022 16:38
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Von Christine Gehringer
Das Armida Quartett und der Cellist Lionel Martin spielten beim Ettlinger Schlosskonzert Schuberts großartiges Streichquintett

(Foto: PR/ Oliver Borchert)
Ein Streichquartett, so erzählt der Geiger Martin Funda im Einführungsgespräch beim ersten Ettlinger Schlosskonzert der Saison – das sei ein „fragiles Geflecht“. Ein Geflecht, bei dem jede Nuance und jede klangliche Temperierung zählt.
Umso mehr kann der Ausfall eines Ensemblemitglieds ein solches Geflecht gefährden. In diesem Fall war die Bratscherin Teresa Schwamm-Biskamp nur wenige Tage zuvor erkrankt, doch zum Glück fand sich relativ schnell ein Ersatz: Barbara Buntrock, eine renommierte Orchester- und Kammermusikerin und mit dem Armida Quartett vertraut, fügte sich hervorragend in das Ensemble ein. So konnten die Eckpfeiler das Programms aufrecht erhalten werden: Mozarts D-Dur-Quartett KV 575 und vor allem Schuberts berühmtes Streichquintett C-Dur D 956 (hier gesellte sich noch der junge Cellist Lionel Martin hinzu) sorgten für Momente erlesenster Kammermusik.
Nachzuhören ist das Konzert am 1. Oktober 2022 ab 20.03 Uhr im SWR2 Abendkonzert.
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Junge Stimmen, ernste Gesänge – und ein internationales Mitsing-Erlebnis
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Dienstag, 13. September 2022 14:02
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Von Christine Gehringer
Zu den Konzerten im Rahmen der Ökumenischen Vollversammlung in Karlsruhe

Singalong in der Christuskirche: Mehr als 200 Sängerinnen und Sänger ließen sich von Dirigent Simon Halsey begeistern (Foto: Gehringer)
Zahlreiche Konzerte gab es im Rahmen der ökumenischen Vollversammlung in der vergangenen Woche – inwieweit sie tatsächlich zur ökumenischen Begegnung beigetragen haben, lässt sich schwer beurteilen. Eines aber waren sie ganz sicher: Eine Bühne für die Karlsruher Kirchenmusik. Zu den Höhepunkten gehörten der Singalong in der Christuskirche - ein „Mitsing-Oratorium“ mit Simon Halsey, der tatsächlich mehr als 200 Sängerinnen und Sänger zusammenbrachte. Oder der Liederabend mit Hanno Müller-Brachmann und einer hörenswerten Vertonung von Texten des Pfarrers und Dichters Johann Peter Hebel, der mit seinen „verkohlten Berggipfeln“ und „vertrockneten Flüssen“ erschreckend aktuell ist.
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Oper im Alltag der Menschen
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Mittwoch, 07. September 2022 15:16
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Von Christine Gehringer
Zum kürzlichen Festival des „Jungen Kollektiv MusikTheater“/ Brittens „The Rape of Lucretia“ als Hauptproduktion

Das Junge Kollektiv MusikTheater bot neben Benjamin Britten auch die heitere Beziehungskomödie "Il Segreto di Susanna" von Ermanno Wolf-Ferrari (Foto: JKMT/ biff-foto)
Wenn sich junge Künstler zu freien Ensembles zusammen schließen, um das Musiktheater jenseits der etablierten Strukturen neu zu entdecken, dann darf man meist spannende Umsetzungen an ungewöhnlichen Orten erwarten – und Stücke, die nicht zum gängigen Repertoire großer Häuser gehören.
Im Mittelpunkt steht dann oft auch die Frage: Wie spricht man Menschen an, die normalerweise nicht zum Opernpublikum gehören? Welche szenischen Möglichkeiten gibt es?
Das Junge Kollektiv MusikTheater, gegründet vor vier Jahren von Studierenden der Karlsruher Musikhochschule, hat sich solchen Fragen in einem fünftägigen Festival gestellt. Verstanden wurde das auch als eine Art Experimentierfeld – mit Ergebnissen, die unter die Haut gingen: Oper von einer ganz ehrlichen, direkten Seite.
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Das Beste zum Schluss
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Montag, 22. August 2022 19:22
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Von Christine Gehringer
Internationaler Orgelsommer in Karlsruhe: Nathan Laube sorgte im letzten Konzert nochmals für einen Glanzpunkt

Nathan Laube begeisterte die Hörer in der gut besuchten Evangelischen Stadtkirche (Foto: Gehringer)
Nachdem das vergangene Konzert einen eher schwächeren Eindruck hinterlassen hatte, setzte nun der Abend mit Nathan Laube einen grandiosen Schlusspunkt unter den diesjährigen Orgelsommer. Das war zu erwarten, denn der junge US-Amerikaner hat in der Szene einen klangvollen Namen; die Orte, an denen er auftritt, geben Zeugnis davon: Im Wiener Stephansdom spielte er zur Einweihung der dortigen Orgel, nächste Woche gastiert er in der Londoner Royal Albert Hall im Rahmen der berühmten Promenadenkonzerte.
Gut besucht war dementsprechend auch die Evangelische Stadtkirche – und Nathan Laube bot alles auf, was die beiden Orgeln an Klangpracht aufzuweisen haben.
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