Kritik
Sturm und Drang
| Christine Gehringer | Kritik
Verzehrende Leidenschaften: Das Schumann Quartett spielte in Bruchsal
Das Schumann Quartett war jetzt zu Gast im Bruchsaler Schloss. (Foto: Kaupo Kikkas/ PR)
Mendelssohn: Das ist in erster Linie Lyrik und zauberhafter Elfenspuk - so kennt man das. Doch gerade das erste Streichquartett in Es-Dur lehnt sich noch stark an den "Beethovenschen Ernst" an, zumindest in der langsamen Einleitung. Darauf verwies die Musikjournalistin Ines Stricker in ihrer Einführung zum Bruchsaler Schlosskonzert, und ebenso verwies sie auf ein Zitat, das auf der Website des Schumann Quartetts zu finden ist: "Spätestens auf der Bühne fällt jede Imitation weg, man wird automatisch ehrlich zu sich selbst."
Genau darum ging es an diesem Abend: Um eine unverblümte Direktheit und um den Beethovenschen Geist. Und plötzlich wurde aus dem vermeintlich "gefälligen" Mendelssohn ein schroffes und kühnes Werk, das sämtliche Hörgewohnheiten auf den Kopf stellte ...
Anmutige Bilder
| Christine Gehringer | Kritik
Reizvolle Gegenüberstellung: Deutsche und irische Lieder bei der Ettlinger Schubertiade
Schubertiade Ettlingen: Alison Browner und Thomas Seyboldt mit Liedern aus Irland. (Foto: Gehringer)
Wenn die Ettlinger Schubertiade mit "Lieder ohne Grenzen" überschrieben ist, dann deutet das meist auf ein Repertoire hin, das hierzulande wenig bekannt ist. Diesmal waren es Lieder von den britischen Inseln - meist irische Lyrik, vertont von britischen Komponisten - die neben Mahler oder Schumann zu hören waren. Dazu lud der Pianist Thomas Seyboldt die gebürtige Dublinerin Alison Browner ins Ettlinger Schloss ; "authentischer" kann man ein solches Programm nicht gestalten. Und es bleibt festzuhalten: Wenn auch vieles, was man derzeit aus Großbritannien hört, für unsere Ohren unverständlich ist - die Lieder sind es ganz sicher nicht!
Innerer Drang und sanfter Rückzug
| Christine Gehringer | Kritik
Frühjahrskonzert des Max-Reger-Instituts mit Raritäten von Respighi und Reger
Konzert des Max-Reger-Instituts zum Gedenken an Wolfgang Meyer: Anna Sophie Dauenhauer und Lukas Maria Kuen in der Karlsburg Durlach. (Foto: Gehringer)
Parallelen zwischen Max Reger und Ottorino Respighi? Darauf kommt man nicht gleich. Der eine, Respighi, ist der Komponist mit der "Italianità". Der andere, Reger - so formulierte es Stefan König in seiner Einführung - ist der "schwer vermittelbare Nachlassverwalter von Johann Sebastian Bach".
Doch die Geigerin Anna Sophie Dauenhauer, die bei Ulf Hoelscher an der Karlsruher Musikhochschule studiert hat, und ihr Klavierpartner Lukas Maria Kuen - sie entdeckten solche Parallelen. Heraus kam ein äußerst spannendes Programm zum Frühjahrskonzert des Max-Reger-Instituts in der Karlsburg in Durlach. Erkenntnis des Abends: Die Musik von Respighi hat noch mehr zu bieten als "Pini di Roma" ...
Zwischen Thron und Liebe in den Wahnsinn getrieben
| Christine Gehringer | Kritik
Rundum gelungen: Donizettis "Roberto Devereux" am Staatstheater Karlsruhe
Ina Schlingensiepen als Elisabeth in Donizettis "Roberto Devereux" am Staatstheater Karlsruhe. (Foto: Falk von Traubenberg)
Nein - hier gibt es keine Arien, die man in den Best-of-Alben findet. Nichts, das man nachsingen könnte wie etwa "Casta Diva" oder "Una furtiva lagrima" - zwei Belcanto-Klassiker, die sich längst verselbständigt haben.
Die Oper "Roberto Devereux" von Gaetano Donizetti hat Brüche, abrupte Stimmungswechsel, sie lässt unvermittelt in seelische Abgründe blicken - und vielleicht ist das ein Grund, weshalb sie so selten gespielt wird. Umso dankenswerter, dass das Staatstheater Karlsruhe - nach "Anna Bolena" - jetzt diese weitere Tudor-Oper herausgebracht hat. Denn in seiner gesamten Tragik und Dramatik ist dieses Werk höchst packend. Und: endlich einmal sind Musik und Regie gleichermaßen überzeugend!
Von der Not zur Hoffnung
| Christine Gehringer | Kritik
Passionskonzert des CoroPiccolo mit Musik zum Psalm "Aus der Tiefe rufe ich"
Passionskonzert mit dem CoroPiccolo unter Christian-Markus Raiser in der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe. (Foto: Gehringer)
"Aus tiefer Not schrei ich zu dir" - dieses Kirchenlied von Martin Luther ist die wohl bekannteste Vertonung des Klagepsalms 130. Auch andere Komponisten, wie etwa Mendelssohn oder Brahms, haben sich dieser Verse angenommen, ebenso Zeitgenossen wie der vor drei Jahren verstorbene Kirchenmusiker Rolf Schweizer. Und auch Christian-Markus Raiser, Kantor der Evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe und Leiter des CoroPiccolo, ließ sich davon inspirieren.
Zwei Uraufführungen gab es im Rahmen dieses Chorkonzerts: Insgesamt eine umfassende und eindrucksvolle Betrachtung der Psalmworte.
Virtuose Gelassenheit, jugendliche Reife
| Christine Gehringer | Kritik
Der Geiger Elin Kolev und der Pianist Triantafyllos Liotis begeisterten in Bruchsal
Der Geiger Elin Kolev und der Pianist Triantafyllos Liotis gastieren bei den Bruchsaler Schlosskonzerten. (Foto: PR)
Der junge Geiger Elin Kolev ist erst 23 - aber ein erstaunlich abgeklärter Künstler. Unter anderem studierte er bei Josef Rissin an der Karlsruher Musikhochschule; seit zwei Jahren wird er durch das Programm "New Talent" des SWR gefördert und ist mit seinem Partner, dem griechischen Pianisten Triantafyllos Liotis derzeit häufiger auf bedeutenden Konzertpodien der Region zu hören - vor kurzem in Bruchsal im Rahmen der Schlosskonzerte.
Die reinste Lust am Musizieren
| Christine Gehringer | Kritik
Mitreißender Abend: Dirigent Dieter Köhnlein verabschiedete sich nach 43 Jahren vom Sinfonieorchester des KIT
Zum letzten Mal musizierte das Sinfonieorchester des KIT Karlsruhe unter seinem langjährigen Dirigenten Dieter Köhnlein. (Foto: Gehringer)
Eine lange und erfolgreiche Ära ist zu Ende gegangen: Ein letztes Mal stand Dieter Köhnlein im Konzerthaus am Pult "seines" KIT Sinfonieorchesters. Der rührige 82Jährige, im Hauptberuf ehemals Dozent für Physik an der früheren Universität Karlsruhe (heute Teil des Karlsruhe Institute of Technology), hatte sich das Dirigieren einst autodidaktisch beigebracht.
Keimzelle des KIT Sinfonieorchesters war ein kleiner Instrumentalkreis, der sich Juni 1976 unter Köhnleins Leitung erstmals auftrat; es entstanden schließlich zwei Klangkörper: Ein Kammerorchester für das Repertoire aus Barock und Klassik, das Sinfonieorchester für die großen Werke der Romantik.
Nordische (Seelen-) Landschaften
| Christine Gehringer | Kritik
Seltene Nordlichter: Beim vergangenen Meisterkonzert im Konzerthaus Karlsruhe war Musik von Wilhelm Stenhammar zu hören
Nordische Raritäten bei den "Karlsruher Meisterkonzerten" bot das Staatsorchester Rheinische Philharmonie unter Garry Walker im Konzerthaus Karlsruhe. (Foto: Gehringer)
Der schwedische Komponist Wilhelm Stenhammar (1871-1927) ist hierzulande so gut wie gar nicht bekannt. Sein Klavierkonzert Nr. 2 d-moll, vor kurzem zu hören in der Reihe der Karlsruher Meisterkonzerte, ist jedoch eine echte Entdeckung.