Kritik
Nordische (Seelen-) Landschaften
| Christine Gehringer | Kritik
Seltene Nordlichter: Beim vergangenen Meisterkonzert im Konzerthaus Karlsruhe war Musik von Wilhelm Stenhammar zu hören
Nordische Raritäten bei den "Karlsruher Meisterkonzerten" bot das Staatsorchester Rheinische Philharmonie unter Garry Walker im Konzerthaus Karlsruhe. (Foto: Gehringer)
Der schwedische Komponist Wilhelm Stenhammar (1871-1927) ist hierzulande so gut wie gar nicht bekannt. Sein Klavierkonzert Nr. 2 d-moll, vor kurzem zu hören in der Reihe der Karlsruher Meisterkonzerte, ist jedoch eine echte Entdeckung.
Der romantische Mozart
| Christine Gehringer | Kritik
Gabriela Montero und das Orquestra de Cadaqués spielten im Festspielhaus Baden-Baden
Die Pianistin Gabriela Montero gastierte mit Mozarts Klavierkonzert d-moll (KV 466) im Festspielhaus Baden-Baden. (Foto: PR/ Shelly Mosman)
Sie trug ein Band mit den Farben ihrer Heimat: Die venezolanische Pianistin Gabriela Montero kommt eigentlich nie auf die Bühne, um enfach nur zu spielen. Sie, die sich ebenso für Menschenrechte einsetzt und deshalb 2015 von Amnesty International zum Ehrenkonsul ernannt wurde, betritt das Konzerpodium meist auch, um ein Bekenntnis abzulegen. Im Jahr 2013 tat sie es im Zuge des Anschlags auf den Boston Marathon; nun erklärte sie, sie spiele für ihr Heimatland - aber "mit einem Lächeln" - und für ihre kranke Freundin, der sie einen Teil des Erlöses ihrer neuen CD überlässt.
Ihre Improvisationskunst - ein besonderes Markenzeichen - war diesmal, auf Zuruf des Publikums, dem kürzlichen Geburtstagskind Georg Friedrich Händel gewidmet.
Mystischer Klangzauber
| Christine Gehringer | Kritik
Das Trio Vivente musizierte im Ettlinger Schloss/ Zum Nachhören in der kommenden Woche
Französische Kammermusik gab es bei den Ettlinger Schlosskonzerten mit dem Trio Vivente. (Foto: Marco Borggreve)
Das Trio Vivente - mit der Geigerin Anne Katharina Schreiber, der Cellistin Kristin von der Goltz (beide unter anderem Musikerinnen des Freiburger Barockorchesters) und der Pianistin Jutta Ernst - brachte im Rahmen der Ettlinger Schlosskonzerte Meisterwerke der französischen Kammermusik in den Asamsaal. Hören kann man das am kommenden Mittwoch, den 6. März, im SWR2 Abendkonzert ab 20.03 Uhr.
It' s showtime: Zu viel des Guten ist genau richtig
| Christine Gehringer | Kritik
Karlsruher Händel-Festspiele: "Serse", der schrille Künstler aus Las Vegas
Einen echten Gala-Abend gab es mit Händels "Serse" in Karlsruhe: Franco Fagioli als schriller Künstler aus Las Vegas. (Foto: Falk von Traubenberg)
Die Vorstellungen der Karlsruher "Serse Show" sind schon seit längerem ausverkauft, aber der Vorverkauf für 2020 hat bereits begonnen: Händels Oper in der Inszenierung von Max Emanuel Cencic hat das Potenzial, so etwas wie einen "Kultstatus" zu erreichen. Jedenfalls war selten eine Produktion in Karlsruhe derart originell.
Der amerikanische Pianist Wladziu Valentino Liberace, dargestellt in der Filmbiografie "Zuviel des Guten ist wundervoll", war der Inbegriff des Schrillen, des Künstlichen: "Mr Showmanship" nannte man den Entertainer aus Las Vegas. Der vielseitige Max Emanuel Cencic - Barockspezialist, Countertenor und Regisseur - entdeckte hier Parallelen zu Händels Bühnenhelden, der übrigens vom Komponisten selbst satirisch dargestellt wird.
Museumsnächte machen wahnsinnig
| Christine Gehringer | Kritik
Keith Warners "Elektra" am Staatstheater Karlsruhe hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck
Fragwürdig: Keith Warners Sicht auf die Strauss-oper "Elektra", derzeit am Staatstheater Karlsruhe zu sehen. (Foto: Falk von Traubenberg)
Dass man eine Oper ins Museum verlegt - wie jetzt Keith Warner Richard Strauss' "Elektra" in Karlsruhe (übrigens eine Ko-Produktion mit dem Nationaltheater Prag und der San Francisco Opera) - das ist nicht neu. Das tat schon 2014 in Salzburg Alvis Hermanis in Verdis "Troubadour". Dort träumt die Museumswärterin des nachts davon, Manricos Geliebte zu sein; die alten Meister an den Wänden werden lebendig.
Ähnliches geschieht jetzt am Karlsruher Staatstheater, und das ist durchaus passend, denn immerhin schlägt diese Darstellung einen Bogen zur derzeitigen Mykene-Ausstellung im Landesmuseum. Das Problem allerdings: Eine solche Inszenierung ist in Wirklichkeit keine.
Britannien, ein Inselparadies
| Christine Gehringer | Kritik
Gabrieli Consort & Players mit Purcells "King Arthur" in Baden-Baden
Von Helden und Meeresnymphen: Das Gabrieli Consort gastierte mit einer konzertanten Version von Henry Purcells "King Arthur" im Festspielhaus Baden-Baden. (Foto: Andy Staples/ PR)
Ach, gäbe es derzeit in Großbritannien nur ein paar gute Geister, welche die Regierenden sicher durchs (Brexit-) Moor führen könnten ...
Geradezu delikat ist Henry Purcells Oper "King Arthur" vor dem aktuellen politischen Hintergrund. Doch wenigstens hier gibt es ein glückliches Ende: Britannien als Insel der Seligen, vom heldenhaften König Artus verteidigt, besungen und gepriesen von den Meeresnymphen.
Der Barockspezialist Paul McCreesh und der Cellist Christopher Suckling, als Musiker im Ensemble "Gabrieli Consort & Players" tätig, haben vor einiger Zeit eine neue, verkürzte (konzertante) Fassung der Oper heraus gegeben. Kürzlich war das unterhaltsame Stück im Festspielhaus Baden-Baden zu erleben.
Intensität und Vertrautheit
| Christine Gehringer | Kritik
Bruchsaler Schlosskonzert: Das Busch Trio aus London begeistert mit Leidenschaft und perfektem Zusammenspiel
Nachtliche Stimmung und "Geistertrio": Das Busch Trio aus London entfaltete im Schloss Bruchsal einen besonderen Zauber. (Foto: A. Popelier/ PR)
Nach dem großen Geiger Adolf Busch (1891 - 1952) haben sich diese drei jungen Herren aus Großbritannien benannt: Mathieu van Bellen (Violine), dazu die beiden Brüder Ori Epstein (Violoncello) und Omri Epstein (Klavier) gründeten 2012 das Busch Trio; ihr Debut gaben sie in der Wigmore Hall in London. Der Ensemble-Name rührt nicht zuletzt daher, dass Mathieu van Bellen die ehemalige Violine von Adolf Busch als Dauer-Leihgabe erhalten hatte.
Vor kurzem gastierte das Trio bei den Bruchsaler Schlosskonzerten - und hinterließ einen glänzenden Eindruck. (Hinweis: Das Konzert ist am 20.02. ab 20.03 Uhr im SWR2 Abendkonzert zu hören.)
Die Vielfalt des Sinfonischen Blasorchesters
| Christine Gehringer | Kritik
Zum Neujahrskonzert an der Musikhochschule Karlsruhe
Von wegen Trachten- oder Militärkapelle: Das Sinfonische Blasorchester hat ganz allgemein auch noch mehr zu bieten, wie das Neujahrskonzert an der Musikhochschule bewies. (Foto: Gehringer)
Wenn im Programm irgendwo die Bezeichnung "Blasorchester" auftaucht, dann hat das hierzulande meist keinen guten Klang. Es ist mit manchen Vorurteilen belegt, vielen klingt das allzu sehr nach Militärkapelle.
Doch in Frankreich beispielsweise gibt es eine gewisse Tradition für dieses Repertoire; auch Hector Berlioz oder Camille Saint Saens schrieben Werke für diese Besetzung. Interessant also, dass sich beim Neujahrskonzert der Karlsruher Musikhochschule diesmal das Sinfonische Blasorchester unter Will Sanders vorstellte, und zwar gemeinsam mit Studierenen des Conservatoriums Maastricht. Ein echt europäisches Konzert - das betonte auch Rektor Hartmut Höll - zumal das Programm (das in Zusammenarbeit mit dem Kulturfonds Baden entstand), demnächst auch als Europa-Konzert in Nancy über die Bühne gehen wird: als Zeichen der Städtepartnerschaft.